Praxis
Superlux HD-330: Verwendungszweck
Als halboffener Kopfhörer mit mittleren Dämmeigenschaften könnte man den Superlux HD-330 neben der Verwendung zum Musikkonsum als Allrounder im Studio bezeichnen. Doch auch wenn es historisch belegt ist, dass Kopfhörer dieser Bauart zum Monitoring im Aufnahmeraum eingesetzt werden/wurden, so sehe ich seinen Platz doch eher in der Regie, wo eventuelle Übersprechungen ins Mikrofon keinen „Schaden“ anrichten können. Eine mögliche Verwendung ist der unterstützende Einsatz in Mix und Mastering sowie als Abhörwerkzeug für preisbewusste „Bedroom Producer“. Persönlich verwende ich den HD-330 als „good cop“ neben dem Editing ergänzend zu meinem ausgeprägt analytischen AKG K812 (bad cop) zur Mixkontrolle eigener und externer Mischungen als Vergleichskopfhörer mit einem leicht ausgeprägteren „Hi-Fi-Consumer-Charakter“.
Tragekomfort des Superlux HD-330
Der bietet einen guten Kompromiss aus sicherem Sitz und absolut akzeptablem Tragekomfort. Die weiche Polsterung des Kopfbügels und der Ohrmuscheln empfinde ich auch bei längeren Hörsessions als absolut angenehm und erträglich. Wer den Komfort steigern möchte, kann versuchen, die hautaufliegenden Bauteile gegen Beyerdynamic-Polster auszuwechseln, was, wie bereits erwähnt, gemäß diverser Quellen im Internet möglich sein soll. Inwiefern beispielsweise der Austausch der Ohrpolster klangverändernde, positive wie negative Auswirkungen hat, kann ich ohne Selbstversuch nicht beurteilen.
Der simple Rastermechanismus zur Größenanpassung funktioniert problemlos und verstellt sich nicht unabsichtlich beim Ab- und wieder Aufsetzen des Kopfhörers, wie man es teilweise von anderen Konstruktionen kennt, was positiv zu werten ist.
Klang des Superlux HD-330
Der Superlux HD-330 wurde für diesen Test an folgenden Kopfhörerausgängen/Verstärkern betrieben:
iPhone SE
UAD Apollo 8
SPL 2Control
Lake People G93
Neben diversen akustischen Experimenten (Sinus Sweeps, übliche DAW-Tätigkeiten) habe ich einen stilübergreifenden Mix eigener und fremder Produktionen über den HD-330 angehört und analysiert.
Frequenzgang
Zuvor habe ich bereits angedeutet, dass die Wiedergabe des Superlux HD-330 leichte „HiFi-Tendenzen“ aufweist, was primär an der Frequenzwiedergabe liegt. Grundsätzlich ist „Hi-Fi“ ja ein positives Prädikat und kein Schimpfwort, allerdings wird es teilweise auch als Synonym für einen ausgeprägten „Badewannen-Frequenzgang“ mit überzeichneten Höhen und Bässen und nicht selten leblosen, unterrepräsentierten mittleren Frequenzen verwendet. Im Direktvergleich mit dem AKG K812 tendiert der HD-330 in diese Richtung, allerdings für mein Empfinden nicht so ausgeprägt, wie es beispielsweise beim offenen Beyerdynamic DT 990 Pro der Fall ist, wodurch der Superlux-Kopfhörer eher meinen persönlichen Hörpräferenzen entspricht. Die tonal wichtige Mittenwiedergabe lässt immer noch Tonhöhenkorrekturen beim Editing zu, wenn man gerade mal „nichts Besseres“ zur Hand hat. In diesem Sinne liefert der HD-330 mit seinen frischen Höhen und einem leicht aufgehübschten Bassbereich ein weitgehend homogenes und geschmackvolles Gesamtbild, das frei von nicht tolerierbaren Ausprägungen und Färbungen ist. Mit diesen Eigenschaften sehe ich den Superlux-Kopfhörer auch für professionelle Anwendungen als sinnvolle Ergänzung zu analytischeren Abhörwerkzeugen.
Impulsverhalten
Durch eine akkurate Transientenwiedergabe klingt der Superlux-Kopfhörer nicht nur preisbezogen überraschend frisch, direkt und lebendig. Lediglich tieffrequente Impulse neigen bei sehr basslastigem Material zu leichter Kompression und können, was wenig überrascht, dem Vergleich mit meinem K812 nicht standhalten. Ein Umstand, der allerdings auch auf viele deutlich teurere Kopfhörer zutrifft. Da der 30-Euro-Kopfhörer HD-330 nicht als ultimative Masteringwaffe beworben wird, ist dies aus meiner Sicht weit davon entfernt, negativ in die Wertung einzufließen.
Räumliche Abbildung
Der halboffene HD-330 vermittelt bei durchschnittlich breiter Stereobühne (etwas breiter als beim AKG K812) und einem leicht eingebetteten Mittensignal ein durchaus transparentes Raumgefühl ohne nennbare Defizite. Die Tiefenstaffelung und Separierung einzelner Mixbestandteile erreicht dabei aber erwartungsgemäß nicht den Grad von extrem hochauflösenden Abhörwerkzeugen, was paradoxerweise einer der Gründe ist, wofür ich den Superlux-Kopfhörer schätze. Die chirurgische Separierung meines AKG K812 wirkt teilweise schon „schmerzhaft“ und ist nicht in jedem Produktionsabschnitt zielführend, um das Gesamtbild einer Audio- oder Musikproduktion zu beurteilen – manchmal sieht man eben den Wald vor lauter Bäumen nicht! Die räumliche Wiedergabe des HD-330 schafft hierzu einen wichtigen, alternativen Blickwinkel, was bekanntlich der Grund dafür ist, dass in Tonstudios unterschiedliche Monitore verwendet werden. Im Test mit Sinustönen verschiedener Frequenz offenbarte sich ein überraschend guter Gleichlauf zwischen dem linken und rechten Wandler, der von manch einem Edelkopfhörer nicht erreicht wird.