Superlux ist ein irgendwie interessanter Hersteller von Audiogeräten aus Fernost (Taiwan). Obwohl das Portfolio stets im unteren Low-Budget-Bereich angesiedelt ist, finden sich immer wieder Produkte, die auch von professionellen Anwendern geschätzt werden.
So hat sich einer der seit Jahren erfolgreichsten nationalen Künstler ausgerechnet den Superlux HD-660 (ohne „Pro“) für die Gesangsaufnahmen seines Albums herausgepickt. Dieses inzwischen etwas ältere Modell, das ich mit anderen Studiokopfhörern und Klassikern verschiedener Marken und Preiskategorien zu den Sessions zur Auswahl gestellt hatte, ist quasi der Vorgänger unseres aktuellen Testobjekts, dem HD-660 Pro. Ist der Zusatz „Pro“ im Produktnamen tatsächlich berechtigt oder nur eine Marketing-Floskel?
Details & Praxis
Merkmale und Besonderheiten
Der Superlux HD-660 Pro ist ein dynamischer Kopfhörer in geschlossener Bauweise mit ohrumschließenden Ohrmuschel. Wichtig: Es gibt den HD-660 Pro in zwei unterschiedlichen Ausführungen mit einer Impedanz von 32 Ohm und die Variante mit 150 Ohm, die uns zum Test vorliegt. Die Optik vieler Kopfhörermodelle des taiwanesischen Herstellers ähneln diversen Klassikern eines bekannten Kopfhörerherstellers aus Heilbronn, was aufgrund der gabelartigen Ohrmuschelhalterung und den kreisrunden, grauen Velours-Ohrpolster auch auf unser Testobjekt zutrifft. Das Verarbeitungsniveau eines Beyerdynamic-Kopfhörers erreicht das Superlux-Modell nicht, dennoch sollte die pragmatische und trotzdem solide Verarbeitung auch für professionelle Ansprüche gewappnet sein. Warum allerdings die Kabel vom Bügel zu den Ohrmuscheln so auffallend lang sein müssen, was aus meiner Sicht die Gefahr einer Beschädigung deutlich erhöht, weiß allein der Hersteller!
Auffallend hoch ist der Tragekomfort! Sowohl die Polsterung und Passform des Kopfbügels als auch die grandiosen Velours-Ohrpolster katapultieren den HD-660 Pro in meiner persönlichen Top-Charts der bequemsten und langzeittauglichsten Studiokopfhörer, was definitiv eine Steigerung gegenüber dem HD-660 (ohne „Pro“) ist.
Wie schon beim Vorgänger, befähigt die geschlossene Bauart den HD-660 Pro zur Verwendung beim Monitoring im Aufnahmeraum, wofür die Dämmeigenschaften absolut ausreichend sind. Eine richtige Rampensau zum Einsatz unter sehr lauten Umgebungsgeräuschen (DJ, Live, etc.) ist der Superlux-Kopfhörer aber nicht, was ich hiermit eher feststellen als kritisieren möchte.
Klang
Zuerst die „schlechte Nachricht“: Der Superlux HD-660 Pro ist nicht DER Universalkopfhörer für jede Anwendung und für jeden Geschmack – was für knapp 40 Euro vielleicht auch etwas zuviel des Guten gewesen wäre! Hierfür ist die Frequenzabstimmung ein wenig unterkühlt, was sich in einer reduzierten Wiedergabe des Bassbereichs und den unteren Mitten bemerkbar macht. Das muss nicht zwingend schlecht sein und erinnert mich an den vielfach (aber auch nicht von jedem Anwender) geschätzten AKG K701, der vor vielen Jahren der erste Kopfhörer war, den ich zur zusätzlichen Kontrolle im Regieraum verwendet habe. Nun folgt eine positive Mitteilung: Der HD-660 Pro besitzt tatsächlich die Gene des Vorgängers HD-660, der zum Direktvergleich vorliegt, und geht in vielen Aspekten einen spürbaren Schritt weiter. Zusammenfassend könnte man ganz plump sagen, dass der „Pro“ bei einer vergleichbaren Frequenzwiedergabe noch edler und teurer klingt als der „No-Pro“. Der HD-660 Pro klingt bemerkenswert hochauflösend, sprich: sehr akkurate Transienten und ein organischer Raumeindruck ohne überbreite Stereobühne, man hat fast das Gefühl über einen Kopfhörer der offenen Bauart zu hören. Dank dieser detailreichen, hochwertigen sowie tonal akkuraten Wiedergabeeigenschaften eignet sich dieser 40-Euro-Superlux-Kopfhörer zur Mixkontrolle (Schnittfehler, Artefakte, etc.) und für Sprach-/Gesangsaufnahmen mindestens eben so gut wie ein Modell, für das der 10- oder 20-fache Preis im Handel verlangt wird.
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Fazit
Der Superlux HD-660 ist ein absolut empfehlenswerter Studiokopfhörer, der trotz seines geringen Preises für viele professionelle Anwendungen geeignet ist. Hervorstechend sind seine analytischen Wiedergabeeigenschaften sowie der bemerkenswert hohe Tragekomfort! Liebhaber einer druckvollen Basswiedergabe finden allerdings geeignetere Modelle.
- bemerkenswert transparente und analytische Wiedergabe
- natürlicher Raumeindruck
- ausgezeichneter Tragekomfort
- sehr günstig
- zu langen Kabel vom Bügel zur Ohrmuschel
- leicht „unterkühlte“ Klangsignatur
- professioneller Studiokopfhörer
- geschlossene Bauweise
- dynamische 40mm-Wandler (Neodym)
- ohrumschließend
- austauschbare Ohrpolster
- festes Kabel (gerade, 2m)
- Velours-Ohrpolster
- Transportbeutel
- 3,5 mm Klinkenstecker mit vergoldetem Schraubadapter auf 6,35 mm
- Maximalpegel 92dB SPL
- Gewicht 323/282g (mit/ohne Kabel)
- Impedanz 150 Ohm (auch als 32-Ohm-Variante erhältlich)
- Übertragungsbereich 10 – 30000Hz
- Preis: € 39,– (Straßenpreis am 1.3.2021)