Der asiatische Hersteller Superlux ist immer für eine Überraschung gut. Obwohl die meisten Produkte im untersten Preissegment angesiedelt sind, werden sie teilweise auch von Profis genutzt.
Okay, der „Beyerdynamic-Replica-Plastik“-Look vermittelt möglicherweise nicht den seriösesten Eindruck, aber häufig klingen Superlux-Kopfhörer überraschend hochwertig. Schlägt sich die Hör-/Sprechgarnitur HMD-660X ähnlich gut?
Details & Praxis
Merkmale und Produkteigenschaften
Die Basis des HMD-660X-Headsets ist ein ohrumschließender, geschlossener Kopfhörer mit dynamischen Wandlern, an dessen linker Ohrmuschel das dynamische Mikrofon sowie das Kabel fest installiert ist. Die Ohrpolster und auch das Polster des Kopfbügels sind austauschbar. Wie auch andere Kopfhörer des Herstellers, wird das Headset in einer stabilen Plastikbox geliefert, die zur Aufbewahrung und zum Transport verwendet werden kann. Der straffe und sichere Sitz des robust wirkenden HMD-660X bietet einen immer noch akzeptablen Tragekomfort, da der Kopfhörer bei meiner Kopfform gleichmäßig aufliegt und somit keine punktuellen Druckbelastungen erzeugt. Somit lässt sich das Headset auch über einen längeren Zeitraum tragen.
Verwendungszweck
Das Superlux-Headset besitzt ein fest verbautes Kabel mit einem XLR- und Stereoklinkenstecker (6,35mm) zum Anschluss an (professionelle) Studiogeräte. Allerdings sind die gesplitteten Kabelenden im Vergleich zu anderen Headsets mit etwa 12 Zentimetern relativ kurz, sodass man Verlängerungskabel einkalkulieren sollte, sofern sich der Kopfhörerausgang und Mikrofoneingang nicht in unmittelbarer Nähe zueinander befinden. Trotz der Aufschrift „professional“ sehe ich den HMD-660X aber nicht auf dem Kopf von Profis, was einerseits an den vergleichsweise moderaten (aber immer noch akzeptablen) Dämmeigenschaften, andererseits aber primär an der eher rustikalen Qualität des Mikrofonsignals liegt, worauf ich an späterer Stelle noch näher eingehen werde. Prinzipiell lässt sich das Superlux-Headset aber für jegliche Kommunikations- und Broadcast-Anwendungen einsetzen, sofern man keine hohen Ansprüche an das Mikrofonsignal stellt.
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Klang des Kopfhörers
Die Wiedergabeeigenschaften des Kopfhörers sind prinzipiell zufriedenstellend, wenn auch nicht ganz artgerecht für ein Headset mit der Aufschrift „professional“. Der komplette Hörbereich wird ohne nennenswerte Ausprägungen druckvoll und lebhaft wiedergegeben und eignet sich beispielsweise gut zum Musikkonsum. Zur Kommunikation ist dieser HiFi-Touch aber nicht optimal geeignet, weil Signalbestandteile wie Gesang oder Sprache etwas in den Hintergrund rücken, was unter anderem am Verhältnis vom Mitten- zum Seitensignal liegt. Letzteres erscheint um Nuancen präsenter.
Klang des Mikrofons
Bereits auf dem Datenblatt erkennt man einen etwas überdurchschnittlich begrenzten Übertragungsbereich des Mikros von 150 bis 10000 Hz. Diese Werte müssen nicht zwingend eine negative Auswirkung auf das Sprachsignal haben, das klangliche Ergebnis ist aus meiner Sicht aber etwas ernüchternd und wirkt trotz korrekter Positionierung des Mikrofons ein wenig indirekt und „topfig“. Dennoch: Zur einfachen Kommunikation ohne hohe Ansprüche an die Klangqualität reicht es einigen Sparfüchsen vermutlich aus! Mein Hauptkritikpunkt ist aber der aus meiner Sicht schwer zu tolerierende Körperschall, der sich schon bei kleinsten Bewegungen oder Berührungen vom Kabel ins Mikrofon überträgt und somit ständig im Signal präsent ist. Hier sollte der Hersteller unbedingt nachbessern!
Fazit
Vorweg: Ich bin selbst ein zufriedener Superlux-Kunde und besitze einige Kopfhörermodelle sowie weitere Geräte des asiatischen Herstellers, deren preisbezogen oftmals verblüffende Eigenschaften einige deutlich höher positionierte Produkte etablierter Marken überflügeln. Beim Headset HMD-660X ist das allerdings nicht der Fall, obwohl auch hier die Wiedergabeeigenschaften des Kopfhörers keinen Anlass zur Kritik bieten. Das Mikrofon ist für die meisten Anwendungen, also wenn es um eine akzeptable Audioqualität geht, leider unbrauchbar, was primär am penetranten Körperschall liegt, der schon bei kleinsten Bewegungen oder Berührungen erzeugt wird. Möglicherweise erfüllt das sehr günstige Headset die Anforderungen von Anwendern, bei denen die Reinheit und Qualität des Mikrofonsignals eher von sekundärem Interesse ist. Aus meiner Sicht ist das HMD 660 Headset von Superlux nur bedingt zu empfehlen.
- Hi-Fi-freundliche Wiedergabeeigenschaften zum Musikkonsum
- günstiger Anschaffungspreis
- Kabel überträgt Körperschall in die Ohrmuschel
- Mikrofon durch intensiven Körperschall bei Kabelberührungen quasi unbrauchbar
- etwas „topfiger“ Mikrofonsound
- Kabellänge vom Splitpunkt bis zu den Steckern etwas knapp
- geschlossene Bauweise
- dynamisch
- ohrumschließend
- Nennimpedanz: 150 Ohm
- Schalldruckpegel: 96 dB
- Input Power: 100 mW
- Übertragungsbereich: 20–20000 Hz
- Mikrofon:
- dynamisches Mikrofon
- Niere
- Übertragungsbereich: 150–10000 Hz
- Empfindlichkeit: -60 dBV/PA (1 mV/Pa) bei 1 kHz
- Nennimpedanz: 250 Ohm
- max. Schalldruckpegel: 136 dB
- Kabel: 3m-Spiralkabel mit XLR und 3,5mm-Stereoklinke (inkl. Adapter auf 6,35 mm)
- Gewicht: 250 g (ohne Kabel)
- Preis: € 38,– (Straßenpreis am 14.9.2020)