ANZEIGE

Supro 1699RH Statesman Head Test

Praxis

Sound

Der Supro Statesman ist für einen klassischen Röhrenamp unglaublich vielseitig und bietet eine insgesamt hervorragende Dynamik. Dank einer stolzen Leistung von 50 Watt gerät man nie in die Bredouille, denn der Amp hat Power bis zum Abwinken. Aber kommen wir zu den Sounds, die man erst dann wirklich genießen kann, wenn man den Amp in die Sättigung fährt. Das Ganze ist zwar mit einem erheblichen Schalldruck verbunden, aber wie sagt der Kölner immer: “Vun nix kütt nix”. Erst unter “Leistungsdruck”, also wenn die Endstufe ins Clipping geht, hört man den Unterschied zwischen Class A und Class A/B am besten. Trotzdem hätte ich mir den Unterschied drastischer vorgestellt, aber dazu später mehr. Die beiden Kanäle unterscheiden sich gewaltig in ihrem Klangverhalten, denn während der Thunderbolt Kanal einen sehr rauen und ungeschliffenen Rock’n Roll-Sound generiert, bietet der zweite Kanal ein insgesamt strafferes und auch etwas geleckteres Klangverhalten. Beide Kanäle verstehen sich übrigens bestens mit Pedalen. Wenn man die Eigenzerre verwendet, sollte man hier tunlichst klassische Pedale wie Tubescreamer, Treblebooster oder ein schönes Germaniumfuzz einsetzen.
Kommen wir zum Thunderbolt-Kanal in der cleanen Einstellung. Hier klingt der Amp absolut ausgeglichen, hat aber mit einem stählernen Fender-Ton nichts zu tun, dazu tönt es in den Höhen einfach zu weich und schmutzig. Der Tone-Regler hat seinen Sweetspot zwischen 11 und 14 Uhr, je nach verwendeter Box.

Audio Samples
0:00
Channel 1: Gain 11 Uhr, Tone 12 Uhr, Class A

Reißt man den Volume-Regler weit auf, bringt der Amp einen sehr organischen, rotzigen und ungeschliffenen Vintage-Ton, den man in dieser perfekten Unperfektion nur schwer mit modernen Amps hinbekommt. Erste Sahne für kantige Riffs! Hier steht der Tone-Regler auf 14 Uhr und der Gainregler bei 16 Uhr. Wer noch mehr Zerre braucht, muss ein Pedal an den Start bringen.

Audio Samples
0:00
Channel 1: Gain 15 Uhr, Tone 13 Uhr, Class A

Kommen wir zum zweiten Kanal in der cleanen Einstellung. Wie man deutlich hören kann, ist der Sound insgesamt straffer und besonders im Obertonbereich stabiler, obwohl die Endstufe noch im Class-A-Modus läuft. Man kommt dem Fender-Ideal im Gegensatz zum ersten Kanal ein kleines Stück näher, wobei die gefürchteten Eierschneiderhöhen glücklicherweise außen vor bleiben. Wegen der strafferen Wiedergabe ist man hier mit einem Pedalboard definitiv besser aufgehoben als beim ersten Kanal.

Audio Samples
0:00
Channel 2: Gain 9 Uhr, Treble u. Bass 15 Uhr, Class A
Der Supro 1699RH Statesman Head orientiert sich am Soundideal der 60er, aber mit modernem elektronischem Background.
Der Supro 1699RH Statesman Head orientiert sich am Soundideal der 60er, aber mit modernem elektronischem Background.

Der zweite Kanal bleibt bis in die 12-Uhr-Position des Gainreglers relativ clean, obwohl der Ton schon eine gute Schippe Kompression und eine leichte Verzerrung aufweist. Das Ganze hat aber nichts mit dem schimmernden Übergang eines AC 30 zu tun. Die leichte Verzerrung ist zwar insgesamt härter, aber sie eignet sich gut für klassischen Soul und bluesige Sounds.

Audio Samples
0:00
Channel 2: Gain 12 Uhr, Treble 14 Uhr, Bass 15 Uhr, Class A

Der Amp hat seinen ganz eigenen Ton, der schon im Ansatz keine Fender- Vox-, oder Marshall-Kopie sein möchte. In der 16-Uhr-Position bringt der zweite Kanal des Supro Statesman einen sehr schmutzigen und authentischen Bluessound, den man so mit anderen Amps nur schwer hinbekommt. Leider ist er hier schon verdammt laut. Zu hohe Lautstärken lassen sich aber teilweise umgehen, denn im Gegensatz zum ersten Kanal kann man hier den Effekteinschleifweg als Mastervolumen entfremden, wobei in diesem Fall die Endstufenverzerrung wegfällt. Bei Clubgigs wird man um diese Maßnahme allerdings kaum herumkommen, weil es sonst einfach zu laut ist.

Audio Samples
0:00
Channel 2: Gain 16 Uhr, Class A/B

Bei den Audiobeispielen habe ich immer wieder zwischen dem Class-A- und dem Class-A/B-Modus hin- und hergeschaltet und eigentlich einen größeren Soundunterschied erwartet. Der äußert sich besonders in der Interaktion mit dem jeweiligen Spieler und dem veränderten Headroom. Um ihn besser hören zu können, muss man die Endstufe in die Sättigung fahren. In den beiden folgenden Soundbeispielen habe ich die beiden Kanäle parallelgeschaltet und relativ weit aufgerissen. Die Verzerrung ist zwar fett, hat aber nichts mit einem modernen High-Gain-Sound zu tun. Der Ton erinnert mich vielmehr an den Vintage-Rocksound von Rusty Anderson, dem Gitarristen von Paul McCartney. Im ersten Beispiel läuft die Endstufe im Class-A-Modus und im zweiten im Class-A/B-Modus. In der A/B-Schaltung ist der Ton deutlich stabiler, währen er im Class-A-Mode noch “älter” daherkommt.

Audio Samples
0:00
Beide Kanäle 3/4 Gain Class A Beide Kanäle 3/4 Gain Class A/B
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.