Klanglich hervorragend
Klanglich weiß der Verstärker zu überzeugen. Zunächst einmal ist da genügend Kraft, um selbst hochohmige Kopfhörer mit 2 x 600 Ohm zu betreiben. Der Swissonic spielt mit einer schönen Leichtigkeit, in den Höhen ist er schnell und transparent. Auch die Mitten lösen hoch auf und zeigen Details, die üblicherweise in dieser Preisklasse schwächer sind. Kein Wunder: Im Bass verhält es sich ähnlich. Trocken und präzise ist die Wiedergabe, sodass es ein Leichtes ist, auch im Frequenzkeller Beurteilungen durchzuführen. Deutlich besser als typische Bord-Kopfhörervorverstärker von Soundkarten ist auch das Stereobild – was sehr wahrscheinlich auf eine gute Kanaltrennung zurückzuführen ist. Und auch dynamisch macht ihm so schnell keiner was vor. Einen entsprechenden Kopfhörer vorausgesetzt, spielt der Swissonic HA660 natürlich, ja vielleicht sogar etwas “zackig”.
Fragen bei den Spezialfunktionen
Wer den Swissonic HA660 das erste Mal vor sich hat, ist vielleicht ein wenig verwirrt. Feed, Angle und MS-Level sind nicht die typischen Parameter, die man erwartet. “Feed” könnte auch “Negative Feedback” sein, ein Parameter, der Verstärkern weniger stark verzerren lässt, aber auch die Agilität beeinflusst. “Crossfeed” wäre der passendere Begriff gewesen. Und dass “Med”, “Low” und “Hight” skaliert wurde, ist doppelt merkwürdig. Zunächst die Reihenfolge, bei der man “Low” vor “Med”erwarten würde. Und was macht das “t” da? Es müsste “High” heißen, nicht? Dass M/S-Level das Verhältnis von Mitten- zu Seitensignal nach Matritzierung regelt, Angle aber das symmetrische Panning von linkem und rechtem Kanal, ist für tontechnisch (noch) eher unbedarfte User nicht auf den ersten Blick verständlich. Und auch hier verwirrt die Angabe von 30/22/40 statt wie anzunehmen 22/30/40. Aber: Es funktioniert, und das sehr gut! Allerdings muss man ein wenig aufpassen, sich das Stereobild nicht im Abhörweg passend zu machen, anstatt die Mischung entsprechend zu tweaken. Die Gefahr ist sowieso da, wie unser Artikel Mischung über Kopfhörer zeigt. Tipp: Stereobild an die Lautsprecher angleichen, indem man immer wieder vergleicht!
An was ich mich nicht ganz gewöhnen kann, ist dass die Stereo/Mono/Mute-Schaltung so klein ist. Mono gegenhören will ich beim Mixing bisweilen nur mal schnell zwischendurch, da wäre mir ein Taster lieber als ein fummeliger kleiner Drehknopf, den ich schnell einmal statt auf Stereo zurück auf Mute stelle.
Für dich ausgesucht
Und wo ich schon ein wenig am Mäkeln bin: Mein altgedienter (aber deutlich teurerer) DA-Wandler/Headphone Amp Lavry DA-11 besitzt ebenfalls die Möglichkeit, die Stereobreite zu verändern. Eine typische Einstellung bei mir ist, dass ich die Bühne ein klein wenig verringere, damit ich nicht so schnell “Schlagseite” bekomme eim Abhören von Mischungen oder Signalen mit stark gepannten Bestandteilen. Beim Swissonic würde ich mir für alle genannten Stereo-Parameter eine feinere Unterteilung wünschen.