Praxis
Dass der Kandidat ein unmanaged Switch ist, zeigt sich spätestens beim Einschalten. Die „Boot“-Zeit ist sehr kurz. Manche managed Switches benötigen mitunter eine Minute, bis sie den geregelten Datenverkehr aufnehmen. Das kann gerade bei Pro-Audio-Anwendungen zu unschönen Szenarien führen.
Ein Beispiel: Ich habe den Swissonic Stage Switch in einem SoundGrid-System von Waves getestet und dafür kurzerhand in meinem Stagerack den vorhandenen managed Cisco Switch gegen den Kandidaten getauscht. Bei einem Gig gab es einen Stromausfall auf der gesamten Bühne. Nachdem der Fehler gefunden war und die Netzversorgung wieder online ging, brauchte mein Cisco Switch besagte Gedenkminute, bevor er wieder seiner Arbeit nachging. Im Live-Geschäft kann so eine Minute verdammt lang sein. Der Swissonic Stage Switch benötigt nur wenige Sekunden, um in den Online Status zurückzukehren. Daumen hoch für den Turboboost.
Wirklich Schade ist allerdings, dass es keine verlässliche Aussage gibt, ob und mit welchen Audionetzwerken der Kandidat funktioniert. Von einer offiziellen Zertifizierung mal ganz zu schweigen. DANTE ist bekannt dafür, dass es nicht mit allen Switches funktioniert. Waves SoundGrid ist noch empfindlicher, was die Wahl der Switches betrifft. Der Netgear GS108 beispielsweise ist von Waves zertifiziert und funktioniert auch beim Autor tadellos, der kleinere Netgear GS105 führt bei großer Netzauslastung allerdings gerne einmal zu Problemen. Tipp am Rande: Was man immer deaktivieren sollte, sind „Green Energy“-Einstellungen. Diese Energiespar-Modi können fatale Folgen für ein Realtime-Audionetzwerk wie DANTE, AVB oder SoundGrid haben. Daher immer „Vollgas“ auf der Datenautobahn.
Zurück zum Test. Waves SoundGrid ist empfindlich, was die Netzwerkstruktur betrifft. Alle Komponenten im SoundGrid-Netzwerk sollen mit 1000 Mbps kommunizieren. Darüber hinaus wird dringend dazu geraten, ausschließlich CAT5e-Kabel (oder besser) in geschirmter Ausführung zu benutzten. Vor allem für lange Wege wie beispielsweise vom FoH-Platz zum Stagerack. Hier sollte man unbedingt auf EtherCon-Armaturen setzten, wie sie der Swissonic Stage Switch auf der Vorderseite zur Verfügung stellt. Und zwar aus zwei Gründen.
Zu einen zieht die EtherCon-Armatur den RJ45 fest in die Buchse und sorgt für eine deutlich bessere physikalische Verbindung, und zum anderem wird über das Gehäuse der EtherCon-Stecker und Buchsen die Schirmung des Kabels weitergereicht.
Warum ist das wichtig? Ein guter Grund für eine durchgängige Schirmung in der Netzwerkverkabelung ist der ESD-Schutz, also Schutz vor elektrostatischen Entladungen. Diese können durchaus Dropouts in Audiosystem verursachen. Mir einer konsequenten Schirmung werden die Aufladungen allerdings über den Schirm via Masse abgeführt. Dafür muss aber die Schirmung der EtherCon-Buchse mit der Schutzmasse des Swissonic Stage Switch verbunden sein.
Also, Deckel ab und nachschauen. Bingo! Im Inneren des Stage Switch lässt sich nicht nur eine professionelle Verarbeitung bewundern, sondern auch eine konsequente Masseführung. Die Verkabelung ist sauber ausgeführt und wichtige Bauteile des Netzteils sind zusätzlich mit Montagekleber gesichert. Daumen hoch für die Verarbeitung.
Zum Abschluss steht ein 24-Stunden-Dauertest an. Dazu läuft ein virtual Soundcheck in Schleife und neben dem Waves-LV1-Host-Rechner verwaltet der Swissonic Stage Switch noch drei Stageboxen (DigiGrid IOX, DSPro 4000 und SG1000) und einen Waves-Server. Den Dauereinsatz besteht der Kandidat mit Bravour, sodass ich den Entschluss gefasst habe, den Swissonic Stage Switch direkt im Rack zu behalten.
Allen Heath sagt:
#1 - 17.10.2020 um 10:53 Uhr
Hallo Bewerter,
wieso fällt Ihnen nicht negativ auf, das POE nur hinten auf den RJ45 Steckern aufliegt ? Wäre doch sinnvoller gewesen die vorderen Ethercon Stecker mit POE auszustatten. Oder wenigstens es zu teilen 4 vorne, 4 hinten ? Oder besser noch auf alle 16 Anschlüsse POE und dafür das Gerät von mir aus paar Euro höher setzten. Schliesslich soll die 19 Zoll Variante bühnentauglich sein oder ? Bei mir sind alle Cat Anschlusskabel für die Bühne mit Ethercon Stecker und nicht mit RJ45 Stecker ausgestattet. Als Beispiel wenn ich meine ME-1 Personal Monitor Mixer anschliessen möchte, will ich direkt wie jetzt bei dem Me-U Hub vorne mit dem Ethercon Stecker rein und Verbindug und Strom haben. So müsste ich mir neue Kabel mit mindestens 1 RJ 45 Stecker kaufen und hinter dem Case kriechen um dort POE Anschluss zu haben. :( Grundidee vom Entwickler ok aber nicht vollständig praxisgerecht durchdacht. Von daher wäre das für mich schon ein dicker Minus Punkt den POE Switch hier nicht zu kaufen ! Aber villeicht kommt ja eine "neue" Variante dafür raus ? ;) Würde uns Praxis-User freuen......
Christian Boche sagt:
#1.1 - 19.10.2020 um 09:24 Uhr
Hallo Allen Heath,
ein "Rundlos-Sorglos-Paket" darf man für 299,- imho nicht erwarten. Alle 16 Ports mit PoE zu versehen, hätte ein anderes Netzteil bedeutet und damit, wie du schon bemerkt hast, einen höheren Preis. Zudem dürfte nicht jeder PoE in seinem Setup benötigen.
Genrell wäre mehr Auswahl von ProAudio Switchen wünschenswert, gerade in diesem Preisbereich. BTW: In diesem Jahr soll noch ein Switch von DSPro auf dem Markt kommen, der mit doppelter PSU und anderen interesanten Features aufwartet, und zudem Budget-schonend sein soll. Vielleicht eine Alternative.
Ahoi!
Antwort auf #1 von Allen Heath
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenAllen Heath sagt:
#1.1.1 - 21.10.2020 um 08:39 Uhr
Hallo Christian,
vorab danke für Deine Antwort. Meine Hauptkritik an Deine Bewertung lag auch nicht das ich mehr POE Steckplätze haben wollte. Ich erwarte für 299,-€ auch kein "Rundlos-Sorglos-Paket", sondern ich erwarte POE auf den Ethercon-Buchsen. Hier kann ich wie Du sicherlich weißt, sowohl Ethercon Stecker benutzen als auch RJ45 Stecker. Das hätte Swissonic machen sollen! Somit wäre egal ob man POE nutzen möchte oder nicht, beide Verbindungsstecker bedient worden und alle Parteien wären zufrieden. :) Deswegen habe ich auch nicht verstanden, warum Dir als Bewerter das nicht negativ auffällt und Du kein "Ton" darüber verlierst ? Jetzt warten wir mal auf DSPro, wie es dann dort aussieht. Vielleicht machen die es ja besser und wir freuen uns dann auf Deine neue "Bewertung". ;)In dem Sinne, ebenfalls AHOI !
Antwort auf #1.1 von Christian Boche
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenChristian Boche sagt:
#1.1.1.1 - 21.10.2020 um 09:08 Uhr
Jo,
der Switch ist halt so "wie er ist", wenn man PoE auf den EhterCons braucht, muss man halt weitersuchen. Schau dir mal im Vegleich den Major Gigabit Switch an. Kein PoE, nur acht Ports, innen werkelt ein Cisco MoBo, das via Patchkabel an die EtherCons andockt. Ansonsten auch 19", 1HE und PowerCon. Aber deutlich teuer.Es gibt halt wenig Mitbewerber in dem Segment, und da sehe ich den Swissonic in Puncto Preis und Ausstattung schon als gutes Angebot.
Rock on!
Antwort auf #1.1.1 von Allen Heath
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenNiels O. sagt:
#1.2 - 22.02.2024 um 09:28 Uhr
Für Allen&Heath ME Monitoring kann man auch den NETGEAR GS108PP kaufen – die Ethercon-Verbindung muss dann über Rackblenden mit Ethercon-Durchgangs-Buchsen + Patchkabel erfolgen, dafür kann man brutto ca 100€ weitere Materialkosten rechnen. So eine Lösung kann man sich natürlich zum Swissonic-Switch auch dazubauen. So oder so tut das dann nur fürs Monitorsystem hinter der ersten Stagebox, direkt am Pult geht es nicht. Was mich nun interessiert hätte, wäre: Kann der Swissonic Switch Dante Multicast bzw. AES67 Flows? Für Dante im Unicast-Betrieb tun es oft sogar Billig-Switches, aber sobald AES67-Flows aktiv sind, bricht mit diesen alles zusammen. Für Dante gibt es natürlich von Yamaha passende Switches, so wie auch für das ME-System ein Hub von Allen&Heath verfügbar ist. Aber beides so teuer, dass es nur im Top-Segment der Branche einsetzbar ist.
Antwort auf #1 von Allen Heath
Melden Empfehlen Empfehlung entfernen