Praxis
Konfiguration
Zunächst wird das Plug-in in die zu bearbeitende Spur (Dub) eingefügt – beispielsweise in eine Backing-Vocal-Spur. Im Sidechain-Eingang des Plug-ins lässt sich daraufhin die Guide-Spur auswählen, in dem Fall die Leadvocal-Spur. Die Konfiguration ist also einfach und schnell durchgeführt.
Bedienung
Damit VocAlign die Guide-Spur analysieren und mit der Dub-Spur vergleichen kann, wird der Capture-Button gedrückt und der Song bzw. der betroffene Bereich im Cycle abgespielt. VocAlign erkennt, dass der Cycle durchlaufen wurde und beendet den Capture-Modus automatisch. Mit einem Klick auf Analyze zeigt das VocAlign Unstimmigkeiten zwischen den beiden Spuren. Durch Betätigung des Align-Buttons wird das Audio-Signal noch nicht angeglichen, wie man es durch die Benennung vielleicht vermuten könnte. Vielmehr wird die Dub-Spur in der grafischen Darstellung der Guide-Spur mittels einer gelben Kontur visualisiert. So sind beide Signale gleichzeitig in einer grafischen Spur zu sehen. Zoomt man näher ran, sind die Unterschiede dann deutlich zu erkennen. Erst durch die Bestätigung des Edit-Buttons wird die Änderung wirksam und das Audio der Dub-Spur wird an die Guide-Spur angeglichen. Wer sich die Timing-Unstimmigkeiten nicht anzeigen lassen möchte, kann gleich nach dem Capturing den Edit-Button drücken, woraufhin das Audio synchronisiert wird.
Die Charakteristiken der Modi
Das Plug-in kann in vielen Situationen hilfreich sein. Abgesehen vom ursprünglichen Nutzen, also dem Angleichen von Synchronstimmen an O-Ton-Aufnahmen, leistet VocAlign auch in der Musikproduktion ganze Arbeit, und zwar bei Gesang genauso gut wie bei Rap-Vocals. In den folgenden Klangbeispielen hört ihr als Erstes das unbearbeitete Material. Zunächst die Leadvocal, die später auch als Guide-Spur dient. Im zweiten Klangbeispiel kommen die originalen Backing-Vocals dazu.
Jede Backing-Vocal liegt auf einer eigenen Spur, in der jeweils eine Instanz von VocAlign geladen ist. Im Sidechain Input wähle ich die Main-Vocal aus, betätige Capture und lass die Hook laufen. Nach dem Angleichen klingt das Ergebnis wie folgt. Im Kontext mit der Musik fällt der Unterschied zwar minimaler aus, da die Fehler vom Beat kaschiert werden. Dennoch klingt das bearbeitete Resultat in sich ruhiger und sauberer, wodurch auch das Instrumental besser zur Geltung kommt.
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Das Ganze funktioniert auch mit unterschiedlichen Stimmen. In den nächsten Klangbeispielen hört ihr einen Sänger und eine Sängerin, die in unterschiedlichen Tonlagen singen. Hinzu kommt, dass die beiden nicht durchgehend synchron sind und der Sänger einige Wörter länger singt. Nach der Bearbeitung mit VocAlign klingt es, als hätten sie beide perfekt synchrone Takes abgeliefert. Und Artefakte sind dabei keine zu hören!
Mal sehen, was VocAlign draufhat, um synthetischen und quantisierten Drums den Groove eines Schlagzeugers zu verleihen, der ein akustisches Drumset spielt. Dazu nehme ich als Guide-Spur akustische Drums. Der Modus Low Flexibility erreicht das beste Ergebnis, für eine ernst gemeinte Produktion empfinde ich das Resultat aber dennoch nicht wirklich brauchbar, da VocAlign manche Transienten abschwächt, wodurch die Drums ihren stellenweisen Punch verlieren.
Die Charakteristiken der fünf Modi
Zu guter Letzt möchte ich noch herausfinden, wie gut VocAlign auf polyphone Instrumente reagiert. Dazu habe ich zwei Rhythmusgitarren, die in etwa das gleiche Riff spielen, angleichen lassen. Das hat teilweise gut funktioniert; problematisch wird es nur dann, wenn einer der beiden Gitarristen stellenweise vom Rhythmus abweicht. Dann kommt VocAlign aus dem Tritt. Solange beide exakt denselben Rhythmus spielen, kommt der Algorithmus gut damit zurecht. Im Modus Maximum Expansion habe ich in dem Fall das beste Ergebnis erzielt. In den letzten beiden Audiobeispielen ist die Editierarbeit von VocAlign dann im Kontext mit weiteren Instrumenten zu hören. Dadurch, dass den Gitarren die rhythmische Unstimmigkeit ein wenig genommen wird, harmonieren sie auch besser mit dem restlichen Arrangement. Das hätte man per Hand auch nicht wirklich besser machen können!
Leider muss das Audiosignal von Guide- und Dub-Spur ungefähr gleich lang sein und auch einen sehr ähnlichen Content haben. Beispielsweise ist es nicht möglich, reine AdLips (Endungen einer Textpassage) an eine Refrain-Spur anzugleichen. Hier muss man also Editing-mäßig selbst Hand anlegen.