Das Synergy SYN-50 Röhrentopteil und die SYN-1 Desktopversion basieren auf dem Modular-Konzept des amerikanischen Boutique-Verstärkerbauers aus Los Angeles. Während immer mehr Hersteller auf die digitale Imitation analoger Schaltkreise setzen, geht man bei Synergy einen sehr traditionellen Weg. Basierend auf dem patentierten Modular Tube System von Bruce Egnater aus dem Jahr 2000, das ab 2003 von der Firma Randall weiterentwickelt wurde, hat man ein äußerst vielseitiges System geschaffen, mit dem sich der Sound vieler Klassiker und Boutique-Verstärker auf Basis der Originalschaltungen abrufen lässt. Bei diesem vollanalogen und auf Röhren aufgebauten Modulsystem arbeitet Synergy im Gegensatz zu Modellingamp-Anbietern mit den Herstellern der Originale zusammen.
Das bedeutet, dass die meisten Preamp-Module nicht von Synergy “nachgebaut”, sondern von den jeweiligen Firmen selbst für das Synergy-Modular-Konzept entwickelt werden. Das Ganze ist also nicht nur für die User von Vorteil, die einen authentischen Sound erwarten, sondern Hersteller und Entwickler wie Soldano, Friedmann, Egnater, Morgan etc. verdienen an jeder verkauften Einheit mit, was meiner Meinung nach absolut fair ist. Für die Finalisierung der Neuentwicklungen ist seit 2017 mit Peter Arends von Ampete übrigens ein waschechter Kölsche Jung als Head of Engineering/Technical Director Mitglied des Teams in Los Angeles.
Die Unterschiede zwischen dem SYN-50 Topteil und dem SYN-1 liegen darin, dass es sich beim SYN-50 um eine vollwertige Topteileinheit mit integrierter Endstufe handelt, während der SYN-1 eine Desktop-Version darstellt, die im Prinzip als reine Preamp-Einheit fungiert. Sie lässt sich mit diversen Endstufen koppeln oder aber als Homerecording-Lösung einsetzen.
Details
Synergy SYN-50 Konzept
Das SYN-50 Head ist ein auf das Synergy-Modular-Konzept spezialisiertes Vollröhren-Gitarrentopteil mit einer Leistung von 50 Watt. Der Amp ist mit 2 x 6L6 und 3 x 12AX7 Röhren bestückt und dient als Trägermodul für bis zu zwei Preamp-Einschübe. Wenn das Topteil mit zwei Modulen arbeitet, hat man ein vierkanaliges Vollröhrentopteil, dessen Kanäle sich dank beiliegendem Vierfach-Schalter vom Bühnenrand aus verwalten lassen. Wenn das nicht reicht, kann man den Amp dank der MIDI-In-Buchse auch problemlos in ein größeres Setup einbinden. Man hat es hier also mit einem wandelbaren Mehrkanaler zu tun, bei dem man zwei seiner Traum-Röhrenamps in jeweils zweikanaliger Ausführung in ein einzelnes Topteil packen kann – und das alles vollanalog.
SYN-50 Frontpaneel
Als mir der UPS-Mann das Paket mit dem Topteil übergibt, ist schnell klar, dass hier keine Gefangenen gemacht werden. Mit satten 24 kg befindet man sich in bester Gesellschaft mit klassischen Marshall- und Hiwatt-Boliden – für bierkastengeübte Rocker also kein Problem.
Nach dem Auspacken fallen zuerst einmal die beiden leeren Slots ins Auge, die an Festplatteneinschübe bei einem NAS erinnern. Die passenden Module werden über Kunststoff-Führungsschienen ins Chassis geschoben, wobei die Kontaktleiste des Moduls in das entsprechende Gegenstück des Trägers greift – in etwa wie bei einer PCI-Karte in einem Rechner. Anschließend muss das Modul nur noch mit zwei Schrauben an der Frontplatte fixiert werden, fertig! Obwohl die jeweiligen Module die Hauptarbeit in Bezug auf den Klang leisten, finden sich auf dem Frontpaneel drei Regler, mit denen man Einfluss auf den Endstufensound nehmen kann. Da wäre zuerst einmal der Master-Regler für die wirklich beeindruckende Ausgangslautstärke, mit der man auch locker bei Rock am Ring mitzocken kann. Der zweite im Bunde ist der Presence-Regler für die oberen Frequenzen, die klanglich noch über dem Treble-Regler sitzen. Mit Density lässt sich der Sättigungsgrad im Bassbereich einstellen und für das Powermanagement sind die beiden mächtigen On/Off- und Standby-Schalter zuständig. Links neben den beiden Slots befindet sich der Gitarreneingang. Der darüberliegende Channel/Store-Switch hat zwei Aufgaben: Mit seiner Hilfe kann man zwischen den Kanälen der Synergy-Preamp-Module hin- und herschalten, oder man nutzt ihn, um die Midi-Zuweisungen abzuspeichern.
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SYN-50 Rückseite
Im Gegensatz zum Frontpaneel steppt auf der Rückseite förmlich der Bär. Hier lässt sich wirklich alles realisieren, was man von einem moderner Röhrenamp erwarten kann. Da wäre zunächst einmal der serielle Einschleifweg samt Level-Schalter für die Anpassung an das jeweilige Gerät. Wenn hier etwas angeschlossen wird, sollte man tunlichst darauf achten, ein topmodernes Gerät mit erstklassiger Dynamik und einem großen Headroom zu verwenden, denn schließlich wird hier der gesamte Vorstufensound durchgeschleust. Alte Vintage-Schleudern oder Papis Bandecho gehören definitiv nicht hierher, weil sie die Dynamik des Amps ruinieren würden. Der Balanced-Output liegt in Form einer XLR-Buchse bereit, an der das Ausgangssignal hinter dem Ausgangsübertrager auf Line-Pegel abgegriffen und bei Bedarf mit einer analogen 4 x 12 Speakersimulation frequenzkorrigiert wird. Ein Groundlift und ein -20 dB Schalter runden das Bild ab.
Das Topteil ist mit zwei Lautsprecherausgängen ausgestattet, ein Impedanzschalter wählt zwischen 4, 8 und 16 Ohm. Der SYN-50 ist MIDI-kompatibel. Zu diesem Zweck finden sich hier eine MIDI-In- und eine Thru-Buchse. Die MIDI-In-Buchse ist mit sieben Kontakten ausgestattet und bietet 12V DC (300mA) Phantompower für die Versorgung der MIDI-Fußleiste. Wer das nicht möchte, kann auch ganz normale fünfpolige MIDI-Stecker verwenden. Der Amp ist standardmäßig so konfiguriert, dass MIDI-Programmänderungen auf MIDI-Kanal 1 empfangen werden. MIDI-Kanal und andere Einstellungen lassen sich mit den DIP-Schaltern den eigenen Bedürfnissen anpassen. Für die Stromzufuhr und die Sicherheit der elektronischen Teile und des Spielers findet sich schließlich noch die obligatorische Kaltgerätebuchse samt Sicherung.
SYN-1
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Mehr InformationenDie SYN-1 Einheit kommt in einem rechteckigen Metallgehäuse mit den sehr handlichen Maßen von 25 x 22 x 8 cm. Das Erscheinungsbild ist ziemlich robust und dank abgerundeter Gehäuseecken und Gummifüßen eignet sich der Preamp perfekt für den Live-Einsatz oder als ansehnliches Equipment auf dem Studiotisch.
SYN-1 Frontpaneel
Die obere Hälfte der Front bietet Platz für ein Ampmodul, das rechts und links mit jeweils einer Schraube befestigt wird. Darunter befindet sich der Input und zwei Taster, die für die Kanalwahl der Moduleinheit oder aber für das vollständige Bypassen des Einschubs zuständig sind. Letztere Funktion wird vor allem beim Einsatz mit der Vier-Kabel Methode relevant, doch dazu später mehr.
Rechts außen zeigen sich noch ein Volume- und ein Sag-Poti. Letzteres simuliert das Nachgeben der Spannung bei hohem Input, was in einem etwas komprimierteren Sound mündet und das Spielgefühl verleiht, als würde der Amp etwas “in die Knie gehen”.
SYN-1 Rückseite
Rückseitig sind alle weiteren Anschlüsse zu finden, wie der Eingang für den Kaltgerätestecker und für den Zweifach-Fußschalter, mit dem Kanal und Bypass-Mode schaltbar sind. Das SYN-1 Modul verfügt über einen globalen Groundlift-Schalter, um etwaige Brummprobleme zu umgehen.
Mittig ist ein symmetrischer XLR-Output angesiedelt, der als DI-Out fungiert. Auch für diesen steht ein eigener Groundlift-Schalter bereit, und die Ausgangslautstärke kann mit einem Pad-Switch abgesenkt werden. Die am DI-Ausgang voreingestellte und vermutlich analoge Speakersimulation kann ebenfalls deaktiviert werden, wenn man diese Aufgabe lieber z.B. in der DAW erledigen will.
Außerdem offenbart sich hier ein Aspekt der äußerst flexiblen Konnektivität der SYN-Einheit, denn neben einem Main-Out verfügt das Modul auch über einen gepufferten Ausgang, mit dem man direkt in den Eingang eines Verstärkers spielen kann, falls man die Einheit quasi wie ein Pedal einsetzen will. Soll die Vier-Kabel-Methode angewandt werden, besitzt der Syn-1 dafür speziell ausgelegte In- und Outputs, die hier als “From Amp FX Send” und als “From Amp FX Return” benannt sind. Auch an den Einschleifweg für den Einsatz externer Effekte wurde gedacht, wobei sowohl der Vier-Kabel-Loop als auch der FX-Loop über einen Level-Regler verfügen, um die Pegel korrekt anzupassen.
Anwendungsmöglichkeiten
Bei all diesen Anschlussoptionen gibt es natürlich unzählige Szenarien, in denen das Syn-1 Modul Anwendung finden kann.
Zum einen steht dank des XLR-Outputs die DI-Anwendung zur Auswahl, bei der man entweder in ein Mischpult oder eine DAW spielt und wahlweise die interne oder eine externe Speakersimualtion einsetzt:
Der Einsatz der Vier-Kabel-Methode setzt einen Amp mit 100% seriellem Effektloop voraus. Ist dieser vorhanden, kann das Syn-1 Modul über die rückseitige “To Amp In”, “From Amp FX Send” und “From Amp FX Return” mit dem Amp verbunden werden. Der Vorteil ist hier, dass das Ampmodul auch gebypasst werden kann, sodass man seinem Amp im Prinzip zwei zuschaltbare Kanäle hinzufügt. Der Hersteller macht darauf aufmerksam, dass einige Mesa Boogie-Modelle und möglicherweise auch vereinzelte andere Hersteller die Vier-Kabel-Methode nicht unterstützen.
Selbstverständlich kann man das Syn-1 auch als alleinige Preampeinheit einsetzen, wozu man lediglich den Main-Out mit einer Endstufe bzw. dem Return eines Amps verbinden muss.
Last, but not least, lassen sich die Module auch ganz schlicht wie Pedale vor die Vorstufe eines Amps hängen. Herzu empfiehlt der Hersteller ebenfalls den Main-Out in den Input des Amps zu führen, allerdings rückseitig “To Amp in” mit “From Amp FX Send” zu patchen.
Bevor wir uns den Klang der einzelnen Module genauer zu Gemüte führen, möchte ich euch zunächst den Sound der einzelnen Szenarien in der obigen Reihenfolge vorstellen. Hierzu verwende ich einen Peavey Classic 20, der einen Einschleifweg besitzt. Für den Einsatz direkt vor dem Amp benutze ich dessen Cleankanal und setze alle Regler mittig. Für die Verwendung des DI-Outs lasse ich die Syn-1 Speakersimulation aktiv und spiele in ein RME Fireface UFX. Für diesen Zweck entscheide ich mich für das Steve Vai Signature Modul und setze eine Ibanez AZ ein.
Alle Anwendungsbereiche funktionieren tadellos mit der im Manual vorgeschlagenen Verkabelung. Die Pad-Taster erlauben eine flexible Pegelanpassung, wobei in meinem Fall beide Settings problemlos einsetzbar waren.
Die integrierte Speakersimulation des DI-Ausgangs klingt überzeugend und ist weitaus mehr als einfach nur eine Behelfsdreingabe. Auch wenn der Gesamtklang etwas bedeckter wirkt, lassen sich hier wirklich professionell anwendbare Ergebnisse erzielen, wenn man im EQ etwas Höhen hinzugibt.
Von den derzeit insgesamt 20 verfügbaren Einschüben konnten wir die folgenden 12 Module testen:
- Synergy Soldano SLO
- Synergy PLEXI
- Synergy 800
- Synergy BMAN
- Synergy Morgan AC
- Synergy Friedman HBE
- Synergy Bogner Ecstasy
- Synergy Bogner Überschall
- Synergy Engl Powerball
- Synergy Steve Vai Signature
- Synergy Fryette Pittbull
- Synergy Fryette Deliverance
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Die Module haben einige Gemeinsamkeiten. Neben identischen Abmessungen sind alle Einschübe mit zwei 12 AX7-Röhren bestückt und bieten – unabhängig von der Ausstattung der Originalverstärker – zwei Kanäle. Eine weitere Gemeinsamkeit ist ein Dreistufenschalter, mit dem man Einfluss auf den Bias der Eingangsröhre nehmen kann. Allerdings handelt es sich dabei um eher homöopathische Dosierungen, denn beim Herumexperimentieren mit dem Schalter habe ich keine großen Unterschiede im Klangverhalten feststellen können.
Die neuen Module besitzen darüber hinaus noch einen Zweifachschalter, der es ihnen erlaubt, in Randall- oder Egnater-Modular-Amps als Einkanaler zu arbeiten.
Bis auf das Bassman-Pendant sind die beiden Kanäle der Einschübe identisch und teilen sich eine gemeinsame Klangregelung. Auf Anfragen beim Hersteller wurde mir allerdings versichert, dass weitere Module mit unterschiedlich ausgelegten Kanälen in Planung sind. Nach Einschieben und Festschrauben der Module, was tunlichst bei ausgeschaltetem Verstärker erfolgen sollte, kann man sofort loslegen.