PRAXIS
Außer dem Netzteil findet sich noch eine kleine Anleitung im Lieferumfang, alles perfekt, mehr wird nicht benötigt. Allerdings finde ich es etwas schade, dass kein Batteriebetrieb möglich ist. Zugegeben, so ein Hall frisst schon jede Menge Strom, aber es gibt nun mal Gitarristen, die keine Lust auf Netzteile haben. Wer mit seinen Tretminen mobil bleiben möchte, der ist hier leider etwas aufgeschmissen.
Alles verkabelt, die Röhre glimmt, endlich geht es zur Sache und es wird spannend: Vintage oder Digital? Ich habe den Room-Mate fürs Erste vor meine beiden clean eingestellten Sovtek Amps mit angeschlossenen 4×12 Boxen im Stereobetrieb geschaltet. Hier jetzt die vier Modi bei jeweils gleicher Einstellung am Effektgerät:
Mix = 12 Uhr Level = 13 Uhr HiCut = 12 Uhr
Wir beginnen mit Mode 1, der Classic Plate.
Ein schöner, warmer Hallsound mit einer Nachhallzeit von etwa anderthalb Sekunden, bei dem das Originalsignal wirklich klar zu hören ist. Der Klang ist trotz gutem Hallanteil immer noch klar und durchsichtig. Weiter geht es mit dem zweiten Mode, dem Warm Hall (Mode 2). Macht seinem Namen alle Ehre und klingt etwas dezenter durch die bereits im Preset enthaltene Höhenabsenkung. Die Nachhallzeit beträgt etwa zwei Sekunden, die durch den warmen Sound deutlich kürzer zu sein scheint. Und hier der dritte Mode, der Bright Hall (Mode 3). Der brillanteste Hall-Sound: Mit ebenfalls etwa zwei Sekunden Nachhallzeit wirkt dieser Modus am stärksten. Der letzte und vierte Mode hat neben dem Hall noch einen leichten Chorus-Effekt im Programm. Die Nachhallzeit beträgt ebenfalls etwa anderthalb Sekunden (Mode 4).
Für dich ausgesucht
Ein sehr schöner, dezenter Chorus Sound in Verbindung mit einem warmen Reverb. Hier gibt es definitiv nichts zu meckern. Die vier Modi unterscheiden sich zwar nur in Nuancen, aber die Klangqualität ist allesamt erstklassig.
Interessant ist jetzt die Frage, wie viele unterschiedliche Sounds sich der kleinen Kiste entlocken lassen. Ich beginne mit einem sehr sparsam beigemischten Reverb-Sound, um dem Akkordlick ein wenig räumliche Tiefe zu geben. Der Mode 2 wurde ausgewählt, der Mix Regler steht zwischen 8 und 9 Uhr, HiCut auf 9 und Level auf 13. Hier das Beispiel zuerst ohne, dann mit Effekt (Ambience).
Operation gelungen, die Gitarre steht im Klangbild immer noch vorne. Auch am Ton hat sich nichts geändert, der Raum ist einfach nur größer geworden. Ganz so, als hätte man den Amp mal eben vom Foyer in den Saal gebracht. Sehr schön! Jetzt etwas mehr Hall, den Mix-Regler auf 10 und HiCut auf 17 Uhr, was bedeutet, dass die Höhen bei diesem Sound nicht abgesenkt werden. Der Level-Regler bleibt auf 13 Uhr und ich habe den 1. Mode angewählt. Auch bei diesem Beispiel hört ihr zuerst die Gitarre trocken, dann wird der Effekt eingeschaltet (Plate Chords).
Der Hall klingt sehr gut. Es matscht nichts, auch wenn viele Töne, Akkorde und Anschläge in kürzerer Zeit gespielt werden. Der Gitarrenton bleibt immer vorn, ist präsent und verschwindet nicht in den unendlichen Weiten des Raumes. Was mich allerdings extrem stört, ist das auch bei diesem Beispiel deutlich hörbare Knackgeräusch beim Einschalten des Effektes. Am Amp ist es schon recht laut, aber als ich den Room-Mate mit der Akustik-Gitarre direkt an den angepassten Line-Gitarreneingang am Mischpult angeschlossen habe, hat es mir fast die Hochtöner gesprengt. Das geht überhaupt nicht! Ich weiß natürlich nicht, ob ich mal wieder eine Montagsproduktion in den Fingern habe – ich glaube, ich ziehe solche Geräte magisch an – oder ob die Endkontrolle in Dänemark zumindest bei diesem Gerät etwas schlampig gearbeitet hat. Gitarristen, die den Hall im Bühnenbetrieb öfters ein – und ausschalten, müssten bei diesem Gerät den Schalter austauschen, und das ist eigentlich nicht Sinn der Sache. Deshalb beim Antesten im Musikgeschäft unbedingt darauf achten!
Wir lassen die unerwünschten Geräusche – trotz Vintage Feeling – außer Acht und widmen uns wieder dem erstklassigen Klang. Jetzt sind Mix- und HiCut-Regler voll aufgedreht. Demonstriert werden sollen die maximale Hall-Lautstärke und das Ausklingen des Effektes. Ihr hört eine angeschlagene Ghostnote mit allen Saiten, wobei die linke Hand diese abdämpft. Das Ganze im ersten Mode (Hallfahne).
Und so sieht das Ganze als Wellenform aus:
Trotz voll aufgedrehtem Mix-Regler ist der Hall wesentlich leiser als das Originalsignal und klingt gleichförmig aus, wie man auch gut hören kann. Hier gibt es wirklich keine Beanstandungen; die Voreinstellungen sind wirklich so gut, dass man dem Gerät eigentlich keinen schlechten Sound entlocken kann.
Bei der nächsten Disziplin geht es um die soziale Kompetenz des Room-Mate: Wie verträgt er sich eigentlich mit seinen Artgenossen? Dazu wird ihm ein Verzerrer vorgeschaltet (Z.Vex Box Of Rock) und ein leichter Crunchsound eingestellt. Mode 3 wird angewählt und die Höhen beim Effekt etwas abgesenkt. Zuerst ohne, dann mit Hall (Crunch Hall).
Auch hier gibt es nichts auszusetzen. Klarer Gitarrenton trotz vorgeschaltetem Zerrer, nichts wird verfälscht wiedergegeben. Prüfung mit Auszeichnung bestanden! Aber das war noch nicht alles, jetzt wird der Room-Mate in den Einschleifweg meines Hughes & Kettner Duotone geschaltet, und das inklusive einer stattlichen Portion Verzerrung. Diesmal wird der Hall mono genutzt, Mode 3 ist aktiviert, der Mix voll aufgedreht und der HiCut Regler steht auf 9 Uhr (Rock Hall).
Jawoll! Ein wunderbarer Stadion-Rock Sound! Reagiert perfekt auf dynamisches Spiel und klingt einfach mächtig. Die Pegelanpassung im Einschleifweg ist auch völlig unproblematisch, keine Klangverluste sind zu verzeichnen.
Jetzt kommen wir zur vorletzten Disziplin: Akustik-Gitarre direkt ins Pult. Nylon oder Steel-String Gitarren mit Piezo-Pickup klingen immer ein wenig „raumlos“ und zweidimensional, wenn man keinen Hall hinzufügt. Ihr hört jetzt eine – oder besser gesagt – zwei Godin Nylon Strings direkt ins Pult mit vorgeschaltetem Room-Mate (Spanish).
Es klingt, als würde man vor der Gitarre in einem großen Konzertraum sitzen. Sehr authentisch und auf jeden Fall bestens für die Akustik-Gitarren mit Piezo geeignet. Nimmt man zum Beispiel den vierten Mode, dann erhält man noch einen Chorus Effekt zum Reverb, der einer Nylon String auch sehr gut tut (Nylon Picking). Zum Schluss noch den Einsatz des Room-Mate im Bandkontext. Die Rhythmus-Gitarre ist auf der linken Seite zu hören, wobei Mode 4 (Hall & Chorus) aktiviert ist. Bei der Leadgitarre – im Panorama rechts – ist der Verzerrer vorgeschaltet und Mode 2 angewählt. Auch in dieser Form gibt es nichts auszusetzen, schöner warmer Hall, der auch im Bandsound nicht untergeht (Blues Room) .