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TAL-Vocoder Test

TAL (Togu Audio Line) ist ein Ein-Mann-Unternehmen aus Luzern in der Schweiz. Der Programmierer Patrick Kunz stellt auf seiner Website www.kunz.corrupt.ch mittlerweile eine ganze Reihe hochwertiger PlugIns und Softsynths zu Verfügung. Alles als Freeware, versteht sich. Dazu bietet er einen guten Support und gewissenhafte Produktpflege. Prädikat: wärmstens weiterzuempfehlen!

Der TAL-Vocoder ist als VST/AU PlugIn für Win und Mac als Mono- und Stereoversion erhältlich und kann sämtliche Samplingraten verarbeiten. Als Stand-Alone Version gibt es den TAL-Vocoder nicht.

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Für Leser, die sich mit Vocodern noch nicht beschäftigt haben, hier zunächst ein kleiner Exkurs. Andere können diesen Abschnitt überspringen und auf der nächsten Seite weiterlesen.

Wie funktioniert ein Vocoder?

Da es sich bei Vocoderklängen immer um eine Klangsynthese aus zwei Signalen handelt, benötigt ein Vocoder grundsätzlich zwei Eingangssignale.

1. Zum einen das Trägersignal. Dies ist der Klang, auf dem der spätere Vocoderklang beruht. Das Trägersignal bestimmt Tonhöhe und Klangfarbe. Hierfür eignen sich Synthesizerklänge wie Sägezahn- oder Pulswellen, aber auch Streichersamples und Stringmachines. Wichtig ist, dass diese Signale ein möglichst breites Frequenzspektrum abdecken, mit vielen Obertönen und langem Sustain. Dumpfe und perkussive Sounds sowie Sinuswellen funktionieren nicht so gut.

2. Zum anderen das Modulatorsignal, auch Analysesignal genannt. Dieses Signal „sagt“ dem Vocoder, wie er das oben genannte Trägersignal filtern soll, und ist also mehr als „Steuersignal“ zu verstehen, das bestimmt, wann (Rhythmus) und wie weit (Lautstärke) die verschiedenen Filterbänder des Vocoders geöffnet werden. Das Analysesignal ist in den meisten Fällen eine Stimme, aber auch rhythmische Klänge wie Schlagzeug oder Percussion eignen sich dafür sehr gut!

Zwischen diesen beiden Klängen (Träger- und Modulatorsignal) steht das Multiband-Filter des Vocoders. Es analysiert das eingehende Modulatorsignal in Bezug auf seine Lautstärkeamplituden und sein Frequenzspektrum und übersetzt diese Werte auf das Trägersignal. Das Filter analysiert jedoch keine Tonhöhen! Melodien oder Akkorde erzeugt man ausschließlich mit dem Trägersignal.

Beispiel: Das Trägersignal (ein Synthesizer-Pad) spielt den Ton C, das Modulatorsignal (eine Stimme) singt den Ton D. Ergebnis: Der Vocoder erzeugt den Ton C.
Die Stimme hat also nur Einfluss auf die Lautstärke und die Ansprache der Filterbänder des Vocoders. Vielmehr ist es entscheidend, wie laut man die einzelnen Töne singt und welche Vokale man benutzt. Die Vokale „e“ und „i“ sprechen beispielsweise höhere Frequenzen des Vocoderfilters an und lassen die entsprechenden hochfrequenten Teile des Trägersignals passieren. So entsteht (bei gleichem Ton) bei den Vokalen „e“ oder „i“ mehr ein hauchiger, offener Vocoderklang, bei „a“, „o“ und „u“ hingegen ein eher dumpfer und knurriger.

Zusätzlich kann der Benutzer die einzelnen Bänder des Filters noch anpassen, wie bei einem Multiband-EQ. Dies ist auch in den meisten Fällen ratsam, denn Vocoderklänge neigen zu extremen Betonungen, Resonanzen oder vernachlässigen bestimmte Frequenzbereiche.

Grundsätzlich gilt: Ein guter Vocodersound braucht immer etwas Zeit!

Tipp: Vocoder reagieren sehr feinfühlig bis unberechenbar auf seine Eingangssignale und gebärden sich nicht selten wie launische Sensibelchen, wenn man sie mit zu dynamischen Signalen füttert. Es empfiehlt sich daher immer, das Modulatorsignal – und unter Umständen auch das externe Trägersignal – zu komprimieren und zu gaten. Und auch das Vocoder-Ausgangssignal sollte besser von Dynamikprozessoren und EQs in Schach gehalten werden! Absenkungen bestimmter Bänder des eingebauten 11-Band-EQ sind dabei immer der erste Schritt, Verzerrungen und Clippings des Ausgangssignals zu vermeiden.

Der TAL-Vocoder ist klanglich und optisch einem Klassiker der 80er Jahre nachempfunden: dem Roland SVC-350. Aber auch heute noch ist der SVC in vielen Studios anzutreffen, Moloko, Air, Royksopp und viele andere mehr lassen grüßen!

Es handelt sich beim TAL-Vocoder sicherlich nicht um die Absicht, einen digitalen Klon des Roland SVC-350 zu schaffen, trotzdem legte der Programmierer Patrick Kunz Wert auf eine “analoge Übersetzung” des Vintage Boliden in die digitale Welt. So hat er bei Programmierung auch Eigenheiten wie das Übersprechen der analogen Filterbänder miteinbezogen, wie es bei vielen Klassikern der Fall ist. 

Vorbildfunktion: Roland SVC-350
Vorbildfunktion: Roland SVC-350

Aufbau
Auf der linken Seite findet man eine Synthesizersektion, die ein synthetisches Trägersignal erzeugen kann. Monophone oder auch polyphone Sägezahn- und Pulswellen können hier gewählt und gemischt werden. Darüber hinaus stehen ein Rauschgenerator mit weißem Rauschen und ein flexibler Suboszillator bereit. Der Suboszillator mit Rechteck- oder Sägezahnwelle kann wahlweise eine oder zwei Oktaven tiefer klingen und eine Sägezahn- oder Pulswelle erzeugen. Die Gesamtstimmung des Synthesizers ist in vier Oktavschritten veränderbar.

TAL-Vocoder
TAL-Vocoder

Unten links findet man Modulationsmöglichkeiten für die Synthesizereinheit: Ein LFO, der Pitch- und Pulsbreitenmodulation der Pulswelle steuern kann, globales Tune sowie Portamento, das jedoch nur im monophonen Betrieb anspricht.

Filter
In der rechten Hälfte des GUI befindet sich das elfbandige Filter (Voice Character Control), das Herzstück eines jeden Vocoders. Seine Filterbänder arbeiten auf den Frequenzen 80, 200, 330, 470, 730,  1030, 1500, 2150, 3500, 5900 und  9000 Hertz und unterteilen das von Modulator- und Trägersignal in bezug auf ihre Frequenzen. Die Analyse und Übertragung von Lautstärkeinformationen übernehmen Envelope Follower, die in jedem Filterband platziert sind. Ihre Geschwindigkeit regelt man mit dem Parameter “Smudge”. Und am Ende des Prozesses werden die elf Teile dann wieder als Summe zusammengemischt.

Smudge und Harmonic
Wie bereits gesagt, Smudge regelt die Geschwindkeit der Envelope Follower. Kleine Werte führen zu perkussiven bis abgehakten Vocoderklängen, hohe Werte lassen den Sound flächiger und verschwommener werden. Harmonic fügt dem Trägersignal Obertöne hinzu und macht den Klang insgesamt heller.

Zischlaut Erkennung

Zischlaut Erkennung (oder Englisch: S-Detection) ist ein Funktion, die auf den Umgang mit hochfrequenten, harten Konsonanten wie “S”, “Z” oder “T” spezialisiert ist. Sie ist u.a. verantwortlich für eine gute Sprachverständlichkeit. Der TAL-Vocoder ist zwar nicht mit einer sichbaren Armatur für diese Funktion ausgestattet, verfügt aber über eine wirksame Zischlauterkennung. Sie analysiert Zischlaute im Modulatorsignal und mischt entsprechend Rauschen ins Trägersignal. Patrick Kunz sagte mir dazu wörtlich: “So sind S-Laute auch bei Trägersignalen hörbar, die nicht durchgehend hohe Frequenzen haben. Ein Beispielsweise bei einem Sägezahn, der, tief gespielt, nur jeweils an den Spitzen hohe Frequenzen hat.”

FX
Als Effekt steht ein nicht weiter editierbarer Stereo-Chorus bereit. Er ist als „Weichzeichner“ zu verstehen und macht Klang “nasser” und das Stereobild breiter.

Parameter Automation und MIDI Learn
Sämtliche Parameter des TAL-Vocoders können vom Hostsequencer automatisiert werden, MIDI Learn ist NICHT integriert. Ist aber auch nicht so wichtig bei diesem überschaubaren Instrument, finde ich.

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