Wer dachte, die Evolution des kompakten Schlagzeugs sei abgeschlossen, sollte sich unbedingt mal das Tama Club Jam Pancake ansehen. Auch der fünfte Vertreter dieser Serie ist im preisgünstigen Segment angesiedelt, beim Club Jam Pancake wurde aber nicht nur am Design getüftelt, auch bei den technischen Details hat Tama hier und da eine Schippe draufgelegt. Wir hatten ein Set in der Farbe Champagne Mist zum Test. Was sich damit anstellen lässt, lest ihr hier.
Kleiner, leichter: Pancake
Was beim Club Jam Pancake direkt auffällt, sind die im Vergleich zu den anderen Modellen der Serie noch flacheren Kessel und die Tatsache, dass die nur 3,5“ kurzen Tom-Toms keine Resonanzfelle haben, also im Concert-Tom-Style gebaut sind. Dieses Design ist in den letzten Jahren wieder stärker in Mode gekommen. Auch die Bassdrum ist im Vergleich zum Club Jam Mini (18“ x 7“) noch einmal deutlich kürzer. Sie misst nur 18 x 4 Zoll und erinnert an eine kleine Marschpauke. Die Spannreifen sind in einem Braunton gebeizt, was sie optisch stimmig vom Folienfinish absetzt. Während beim ersten Set der Serie, dem Club Jam Vintage, noch sehr viele Komponenten auf der Bassdrum befestigt wurden, geht man beim Pancake einen anderen Weg: Alle drei weiteren Trommeln brauchen separate Stative, bzw. Beine. So lässt sich das Set also nicht am Stück in den Kofferraum packen, im gestapelten Zustand ist es dafür wirklich platzsparend.
Zum Lieferumfang des Pancakes gehört ein Tomhalter mit Kugelgelenk und Schnellverschluss zur Montage des kleinen Toms an einem Beckenstativ (nicht enthalten). Für das Standtom gibt es drei lange Beine, außerdem noch zwei angewinkelte Beine für die Bassdrum. Die Snare wird ganz normal auf einem Snareständer platziert. Letzterer gehört ebenfalls nicht zum Lieferumfang.
Das Set ist nicht nur kompakt, sondern auch sehr rückenfreundlich
Für den Transport kann das Set in zwei optional erhältlichen Bags verstaut werden. Die Trommeln werden dabei mit Unterteilungen übereinander bzw. bei den Tom-Toms ineinander verstaut. Mit einer Beckentasche und einem leichten Hardwarebag, zum Beispiel mit der Tama Classic Hardware darin, könnte man das Set dann wirklich in ein bis maximal zwei Gängen auf die Bühne bringen.
Das geringe Gewicht des Club Jam Sets kommt weiterhin durch die acht Millimeter starken Kessel aus leichtem Pappelholz zustande. Diese sind beim Pancake gut verarbeitet, auch bei den fein geschliffenen und von außen verrundet gestalteten Gratungsprofilen hat Tama nachgebessert.
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Bessere Snareabhebung – verändertes Böckchendesign
Ebenso gut gefällt mir, dass auch bei der Hardware nachgelegt wurde: Die 12″ x 4″ Snaredrum und die 18“ x 4“ Bassdrum haben Doppelspannböckchen, die ans Starclassic-Design angelehnt sind. Auch an der Optik der Tomböckchen wurde gefeilt.
Erfreulich ist außerdem, dass an der Snaredrum mit dem „Quick Touch Strainer“ jetzt eine „amtliche“ Abhebung verbaut wurde. Diese läuft wesentlich sauberer und gleichmäßiger als das bisherige, einfache Modell und wertet die Trommel nicht nur haptisch, sondern auch optisch deutlich auf. Auch ansonsten ist das Set sehr einfach im Handling: Alle Spannschrauben laufen gleichmäßig in den Gewinden und besonders die Tom-Toms lassen sich durch die Einzelbefellung sehr leicht stimmen. Das flache Standtom des Club Jam Vintage Sets war in diesem Punkt deutlich anspruchsvoller.
Die Felle des Club Jam Pancake
Auf der 18“ x 4“ Bassdrum sind beidseitig vorgedämpfte Felle montiert (clear und smooth white), die Toms haben einlagige klare Felle und auf der Snare kommt die bekannte Kombination aus beschichtetem Schlagfell und klarem Resonanzfell zum Einsatz. Während die Bassdrumfelle sehr robust wirken, sind die Folien von Snare und Toms etwas weicher als die bekannten Markenfelle der großen Hersteller.
Insgesamt leiser, aber ein stimmiges Soundkonzept
Beim Anblick des Sets kommen den meisten Lesern sicherlich zwei Fragen in den Sinn: „Klingen die Toms, so flach und ohne Resonanzfell?“ und „Kommt aus der flachen Bassdrum genug heraus?“ Diese Fragen kann ich eindeutig mit „Ja“ beantworten.
Die Pancake-Bassdrum ist erstaunlich wandelbar
Fangen wir mit der Bassdrum an. Die flache Trommel macht sich ein Prinzip zunutze, das man von Marschpauken kennt. Beide Felle sind sehr nah beieinander, dadurch regen sie sich leicht gegenseitig an. Gibt man sich hier etwas Mühe mit der Stimmung und passt die Fellspannung untereinander und an den Raum an, geht hier einiges. In mitteltiefer Stimmung kommen so schöne Bassfrequenzen zutage, in höherer Stimmung erklingt ein etwas längerer Ton. Man sollte natürlich den Beater aus dem Fell herausspielen und es empfiehlt sich, ein etwas weicheres Modell zu verwenden. Sobald ein man ein Loch ins Resonanzfell schneidet, wie man es bei einer großen Trommel machen würde, wäre der „Klang“ der flachen Bassdrum Geschichte. Aber ganz klar ist die Trommel nicht so laut, wie man es von anderen Kompaktsets mit tieferen Kesseln kennt. Arbeitet man auf der Bühne mit Mikrofonen oder Triggern als Ergänzung, ist das für meinen Geschmack aber zu vernachlässigen.
Bei der Positionierung der Bassdrum-Beine sollte man etwas probieren, bis man den passenden Winkel gefunden hat, dann steht die Trommel zuverlässig und rutscht dank der herausdrehbaren Dornen an den Füßen nicht herum. Sie bewegt sich trotzdem leicht beim Spielen, wie man auf dem Video sehen kann.
Die Pancake Tom-Toms
Die beiden Toms sind nicht nur einfach zu stimmen, sie haben auch einen erstaunlichen Stimmumfang, insbesondere das 10“ Hängetom. Beim 13“ Floortom gibt es nach unten hin physikalisch bedingte Grenzen im Stimmumfang. Stimmt man die Trommel so tief, dass das Fell nicht mehr schwingt, klingt sie einfach nicht mehr gut. Eine Möglichkeit wäre, mit anderen Fellen zu experimentieren. Oder die Trommel auf Spannung zu halten, aber ein Big Fat Snare Fell aufzulegen, um den Sound noch bassiger und fetter zu bekommen.
Crisp und funky: die Snare
Die Snaredrum klingt prägnant und hat eine gute Portion Obertöne, auch spricht sie sauber an und bettet sich schön ins Gesamtkonzept ein. Die Teppichansprache wäre vermutlich noch besser, wenn die Bänder des Snareteppichs so breit wie die Aussparungen an den Enden des Teppichs wären. Aber das ist nur ein minimales Manko. Insgesamt kann man mit der Trommel, trotz des geringen Kesseldurchmessers von nur 12 Zoll, einiges anstellen. Sie klingt nicht nur mit Rimshots gespielt gut, sondern auch – mit ein wenig Dämpfung – bei Center-Schlägen in mittlerer Stimmung. Rimclicks sind etwas schwachbrüstig, hier könnte man sich mit Zubehör wie einem Gruv-X Click etwas mehr Gehör verschaffen.
Mit Markenfellen auf Snare und Toms …
… klingt das Pancake noch eine ganze Portion aufgeräumter. Für den Testlauf bringe ich das Set wieder in eine tiefere Stimmung, außerdem sind beide Toms minimal gedämpft, die Snaredrum mit zwei Gelpads etwas stärker. Als Befellung kommen Ambassador Coated von Remo zum Einsatz. So macht mir das Set nochmals mehr Spaß und inspiriert zu kreativen Groove-Ideen.
FAZIT
Klein, aber oho! Das Tama Club Jam Pancake macht Laune, und zwar nicht nur beim Auf- und Abbau. Unter der Haube des kleinen Vierteilers verbergen sich gut klingende und erstaunlich flexible Klänge, die man den flachen Kesseln und insbesondere auch den Tom-Toms, die ganz ohne Resoanzfelle auskommen müssen, auf den ersten Blick nicht zutrauen würde. Auch die crisp klingende 12″ x 4″ Snare bettet sich gut ins Soundkonzept ein. Bei ihr wurde in Form der „Quick Touch“-Snareabhebung deutlich nachgebessert. Das Set stimmt sich sehr leicht und auch die leichtgängige Hardware erleichtert die Arbeit. Im Vergleich zu anderen Kompaktsets ist das Pancake etwas leiser, dieses betrifft insbesondere die Bassdrum. Nutzt man Mikrofone oder zusätzliche Trigger, egalisiert sich das allerdings, und mit Markenfellen auf Snare und Toms lässt sich die Klangqualität des Sets noch weiter steigern.
- sehr kleines Packmaß
- gute Verarbeitung
- robuste Hardware
- verbesserte Snareabhebung
- kreative Sounds
- erstaunlich hoher Stimmumfang
- einfach zu stimmen
- günstiger Preis
- konstruktionsbedingt etwas leiser
- Stimmumfang des 13“ Toms ist nach unten begrenzt
- Hersteller: Tama
- Serie: Club Jam Pancake
- Herkunftsland: China
- Kessel: Pappelholz, 8 Millimeter Wandstärke
- Spannreifen: 1,6 Millimeter, Stahl
- Finish: Champagne Mist, Folie
- Kesselgrößen:
- 18“ x 4“ Bassdrum
- 12“ x 4“ Snare
- 10“ x 3,5“ Tom
- 13“ x 3,5“ Tom
- Hardware:
- 3x Floortom-Beine, 1x Tomhalter mit Quicklock-Klammer
- 2x Bassdrum-Beine
- Zubehör:
- Stimmschlüssel, Aufbauanleitung
- Preis: (Verkaufspreis Oktober 2022) € 369,-
Herstellerseite: https://www.tama.com/eu
Kamin Cymbals sagt:
#1 - 15.10.2022 um 11:39 Uhr
hier ist das unboxing Video... https://youtu.be/c8l_xiCt5l8
propag sagt:
#2 - 04.12.2022 um 13:09 Uhr
Danke für den Test! Ist das Set auf Kindergröße einstellbar? Leiser ist in dem Kontext besser.
Christoph Behm sagt:
#2.1 - 18.01.2023 um 10:16 Uhr
Hallo propag! Ja, durch die flachen Kessel und die kleine Bassdrum eignet es sich auch für Kinder. Viele Grüße Christoph
Antwort auf #2 von propag
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMichael sagt:
#2.1.1 - 28.02.2023 um 19:53 Uhr
Hallo zusammen, Könnt ihrir vielleicht sagen welche Hardware ihr in dem Video verwendet und welche Becken ihr da. Start habet? Das klingt n der Kombination richtig gut und würde so auch für mein Projekt sehr gut passen
Antwort auf #2.1 von Christoph Behm
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMichael sagt:
#3 - 14.01.2023 um 20:24 Uhr
Danke für den ausführlichen Bericht und die Soundbeispiele. Ich - eigentlich Gitarrist, aber statte gerade einen kleinen Proberaum aus - habe das set gestern geliefert bekommen und bin jetzt beim Stimmen unsicher. Das set kommt ja mit aufgezogenen Fellen. Sind diese prinzipiell schon out of the box so spielbar gestimmt? Und wenn ja, ist werksseitig eher eine hohe oder eine tiefe Stimmung eingestellt? Ich möchte das set - gerade weil dies eine untypische Anwendung ist, die aber die Kreativität fördern sollte - im Bereich alternative rock einsetzen (Proberaum ist extrem klein und wir wollen möglichst leise spielen) und würde daher eine Stimmung bevorzugen, wie sie in den Beispielclips als tief vorgeführt wird. Mein Nicht Schlagzeuger Ohr ist dabei jetzt recht unsicher, was das tiefstmögliche bei diesen toms ist. Ist es sinnvoll oder sogar üblich, die werkseitig aufgezogenen Felle gleich ganz zu lösen und neu zu spannen? Danke und vg, Michael
Christoph Behm sagt:
#3.1 - 18.01.2023 um 10:14 Uhr
Hallo Michael, ja, das Set ist im Prinzip so spielbar. Ich stimme das Resonanzfell der Snaredrum immer etwas bis deutlich fester, das sorgt für eine bessere Ansprache des Teppichs. Ansonsten ist es eine gute Idee, alle Schlagfelle einmal zu lösen und dann gleichmäßig wieder auf Spannung zu bringen. Je nachdem wie dein Raum klingt, kannst du die Toms ja auch etwas dämpfen. Mit nur einem Fell sind sie leichter zu stimmen als "normale" Toms mit zwei Fellen. Die Bassdrum hat ja durch die zweifach vorgedämpften Felle an sich einen sehr kompakten Sound. Hier würde ich auch mit der Spannung der beiden Felle experimentieren, den größten Bass-Effekt bekommst du, wenn beide Felle recht ähnlich gespannt sind und du den Beater nicht im Fell lässt. Viel Spaß damit! Grüße Christoph
Antwort auf #3 von Michael
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