Tama Mastercraft 50th Anniv. Artwood & Rosewood Snares Test 

Der Schlagzeugmarkt ist hart umkämpft, nur wenige Hersteller haben es geschafft, ohne große Hilfe von außen dauerhaft zu überleben. Einer davon ist die japanische Firma Tama. Vor 50 Jahren begann das Mutterhaus Hoshino Gakki, seine Trommeln international zu vermarkten, als Namen hat man Tama gewählt. Das Jahr 2024 markiert also ein wichtiges Jubiläum, welches man mit Festivitäten und vielen neuen Produkten feiert. Dazu zählen auch unsere Testobjekte. Wobei „neu“ nicht wirklich stimmt, denn tatsächlich handelt es sich bei den vier Tama Limited Mastercraft 50th Anniversary Artwood und Rosewood Snares um sogenannte Reissues, also weitgehend exakt reproduzierte Neuauflagen.  

Tama Limited Mastercraft 50th Anniversary Artwood und Rosewood Snares – Das Wichtigste in Kürze

  • Artwood-Modelle aus Birkenholz
  • Rosewood-Modelle aus indischem Palisander
  • „Roller Action“-Abhebung mit verlängertem Snareteppich
  • „One Touch Tone Control“-Dämpfer
  • Hergestellt in Japan

Die Zahl 50 stimmt für die Mastercraft Snares allerdings nicht, denn sie wurden erst im Jahr 1980 vorgestellt. Aber 44 Jahre sind ja auch nicht von schlechten Eltern, zumal die Originalserie einige legendäre Instrumente beinhaltete, darunter die Mastercraft Bell Brass Snare, welche heute zu den teuersten und gesuchtesten Snares überhaupt gehört. Heute sehen wir uns die Mastercraft Wood Snares in der Artwood- und Rosewood-Ausführung an, jeweils in 14“ x 5“ und 14“ x 6,5“. Ob ihre Konstruktion auch heute noch up to date ist oder eher die Nostalgiker anspricht, lest ihr auf den folgenden Zeilen. 

Es darf zwischen Palisander- und Birkenholzkesseln gewählt werden

Die Vorbilder unserer vier Testobjekte tauchten erstmals im Tama-Katalog des Jahres 1980 auf, dort hießen sie zunächst „Super Art“. Im EU-Katalog ist im selben Jahr dann von „Mastercaft“ die Rede, womit offenbar die spezielle „Roller Action“-Abhebung gemeint war, welche nur den fünf Snaredrum-Topmodellen vorbehalten war: der Bell Brass, der Fibreglass, der Metal sowie der Artwood und der Rosewood. Schon damals gab es alle Kesselvarianten entweder in 5“ oder 6,5“ Tiefe. Mit Ausnahme der Fibreglass gibt es alle anderen Modelle zum Jubiläumsjahr als Limited Edition Reissues. 

Sehen wir uns zunächst die Kessel der Artwood Snares an. Anders als viele glauben, handelt es sich hier nicht um Ahorn- (wie bei späteren Artwood Snares), sondern um Birkenkessel, sechslagig kreuzverleimt und satte neun Millimeter stark. Das augenfälligste Merkmal stellt die umlaufende Intarsienarbeit aus dunkel gebeizten Streifen und Rechtecken dar. Damals gab es zwei verschiedene Muster, dieses ist eine ziemlich exakte Kopie eines Inlays der US-Marke Camco. Die wurde von Tama gekauft, einige Designs – wie das gleichnamige Fußpedal – wurden seinerzeit einfach übernommen. 

Der Kessel der beiden Indian Rosewood (Palisander) Snaredrums besteht aus 15 Furnierlagen, im Originalkatalog von 1980 ist von 12 Lagen die Rede. Gleichzeitig sind die Kessel mit 7,5 Millimetern dünner als die der Artwood Snares, was wohl daran liegt, dass Palisander schwer zu verarbeiten ist. Umweltbewussten Drummern sei außerdem gesagt, dass alle Palisanderarten zu den bedrohten Holzarten gehören. 

Fotostrecke: 6 Bilder Hier seht ihr die beiden Mastercraft Rosewood Snaredrums in 14“ x 5“ und 14“ x 6,5“…

Die Hardware ist aufwendiger als bei modernen Snaredrums 

Wirklich spannend wird es bei der Hardware der vier Test-Snaredrums. Jede Trommel besitzt zehn der „Original Superstar Lugs“, ein Design, welches bis Mitte der 80er-Jahre an den Tama Snares verwendet wurde und später hier da wieder auftauchte, beispielsweise an der 2016er Reissue der Tama Bell Brass Snare. Zur Ausstattung gehören auch die Gussreifen mit herausgezogenen „Guard“-Bügeln, welche die empfindlichen Abhebungen vor Schäden schützen sollen. 

Ein typisches Merkmal hochwertiger 70er- und 80er-Jahre Snares war die aufwendige Abhebung. Für eine optimale Snareteppichansprache taten die Hersteller damals einiges. Parallelabhebungen mit ausgeklügelter Mechanik gehörten zum guten Ton, man denke nur an die Ludwig Super Sensitive oder die Sonor Signature Modelle. Aber auch die japanischen Marken hatten ihre eigenen Designs, beispielsweise die Pearl Jupiter oder die Yamaha 9000 Snares. Tama verzichtete ab den 80er-Jahren wieder auf „echte“ Parallelabhebungen, stattdessen kam der „Roller Action Strainer“ zum Einsatz, der sich Eins zu Eins auch an unseren Testtrommeln wiederfindet. Dessen Konzept basiert auf 18-spiraligen, extra langen Snareteppichen, welche über die Kesselränder hinaus geführt werden. Dies geschieht über gefederte Kunststoffrollen, welche dafür sorgen, dass der Teppich sich nicht biegt und sauber auf dem Resonanzfell aufliegt. Die Justierung erfolgt einseitig über eine – ebenfalls originalgetreu gebaute – Abhebung. 

Fotostrecke: 6 Bilder Alle Mastercraft Snares besitzen Diecast-Spannreifen…

Last but not least durften natürlich auch die praktischen „One Touch Tone Control“-Innendämpfer nicht fehlen. Deren Clou ist der Umstand, dass sie sich mit dem äußeren Ring an- und ausschalten lassen, während der innere für den Anpressdruck des Filzes zuständig ist. Ab den 90er-Jahren wurden Innendämpfer generell als Soundkiller oder Störgeräuschquellen verschmäht und oft ausgebaut. Erst die Vintage-Welle hat sie wieder salonfähig gemacht. Das i-Tüpfelchen liefern die Remo Ambassador Felle mit dem originalen Aufdruck. Technisch entsprechen sie natürlich den aktuellen Versionen, damals waren sie etwas dünner. 

So klingen die Tama Limited 50th Mastercraft Snares 

Obwohl ich selbst keine originale Mastercraft Snare zum Vergleich besitze, ist mir der Sound von einem Kollegen vertraut, der sowohl eine Birken- als auch eine Stahlversion gespielt hat. Und, soviel kann vorab verraten werden, diese Reissues dürften dem Klang der Vorbilder sehr nahe kommen. Was sofort auffällt, ist die veränderte Teppichansprache. Alle vier Snares besitzen eine sehr direkte, aber nicht übermäßig crispe Ansprache, welche sofort an den Jazzrock der späten 70er- und 80er-Jahre denken lässt. Insgesamt würde ich allen vier Trommeln das Prädikat holzig und tendenziell kompakt verleihen, was auch den Gussreifen geschuldet sein dürfte. 

Audio Samples
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Rosewood 5“ – Hohe Stimmung Rosewood 5“ – Mittlere Stimmung Rosewood 5“ -Tiefe Stimmung Rosewood 6,5“ – Hohe Stimmung Rosewood 6,5“ – Mittlere Stimmung Rosewood 6,5“ – Tiefe Stimmung

Interessant sind auch die Unterschiede zwischen den Hölzern. Während die Birkenmodelle insgesamt heller und etwas offener daher kommen, besitzen die Rosewood-Snares einen dunkleren Charakter mit mehr Druck in den unteren Mitten. Gleichzeitig gefallen mir alle vier Trommeln in eher höheren Lagen etwas besser, das passt besonders gut zur straffen Teppichansprache. Tief gestimmt, erfordern sie mehr Mühe beim Tuning, auch hierzu tragen die Gussreifen mit ihrer Starrheit ihren Teil bei. Interessanterweise trifft all das auch exakt auf meine eigenen 80er-Jahre-Snares ähnlicher Bauart zu, nämlich meine Yamaha 9000 Recordings. Das lässt den Schluß zu, dass man schon von einer Art „80er Snaresound“ sprechen kann. 

Die Bedienung ist top, auch der One Touch Dämpfer dürfte Vintage-Fans erfreuen. Wer schnell von offen zu dosiert oder stramm gedämpft wechseln möchte, ohne Gaffa oder anderes Material zu verwenden, dürfte begeistert sein. 

Audio Samples
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Artwood 5“ – Hohe Stimmung Artwood 5“- Mittlere Stimmung Artwood 5“ – Tiefe Stimmung Artwood 6,5“ – Hohe Stimmung Artwood 6,5“ – Mittlere Stimmung Artwood 6,5“ – Tiefe Stimmung

FAZIT

Mit den Limited 50th Mastercraft Artwood und Rosewood Snaredrums erweckt Tama einige der beliebtesten Vintage Drums wieder zum Leben. Von den Kesseln bis zur Roller Action Abhebung und der One Touch Dämpfung dürften sich Fans alter Tama Drums stark an die glorreichen Anfangsjahre der Marke erinnert fühlen. Auch klanglich präsentieren sich die vier Testkandidaten anders als moderne Snares. Dazu tragen besonders die über die Kesselränder ragenden Snareteppiche bei, welche einen trockenen Ton mit sehr akkurater Ansprache ermöglichen. Dabei klingen die Birkenmodelle insgesamt etwas lebendiger, während die Palisanderversionen dunkler und insbesondere in den Mitten etwas druckvoller daherkommen. Für Fans von klassischem Jazzrock bis hin zu Funk, Soul und Pop dürfte hier auf jeden Fall eine Menge dabei sein. Ganz zu schweigen natürlich von Tama-Fans und Sammlern von limitierten Trommeln. Ganz billig sind die Instrumente nicht, in Anbetracht der technischen Features, der sauberen Verarbeitung und der guten Sounds gehen die Preise jedoch in Ordnung.  

Zeitreise: Die vier Limited Mastercraft Snaredrums bieten sehr charakteristische Vintage-Sounds.
Zeitreise: Die vier Limited Mastercraft Snaredrums bieten sehr charakteristische Vintage-Sounds.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • weitgehend originalgetreue Reproduktionen
  • sehr gute Verarbeitung
  • holziger, kompakter Sound
  • präzise Ansprache
Contra
  • etwas schwächer in tieferen Stimmungen
Artikelbild
Tama Mastercraft 50th Anniv. Artwood & Rosewood Snares Test 
Für 748,00€ bei
  • Hersteller: Tama
  • Bezeichnung:
  • Limited Mastercraft 50th Anniversary Artwood und Rosewood Snares
  • Kesselkonstruktion:
  • Artwood: 9 Millimeter Birkenkessel mit 6 Lagen
  • Rosewood: 7,5 Millimeter Palisanderkessel mit 15 Lagen.
  • Hardware: „Roller Action Strainer“ mit verlängerten Snareteppichen,
  • Diecast-Reifen, „One Touch“ Innendämpfer, 10 Superstar Böckchen
  • Felle: Remo Ambassador coated Schlagfell, Remo Snare Side Resofell
  • Zubehör: Stimmschlüssel, Anleitung
  • Herstellungsland: Japan
  • Preise (Verkaufspreise Juni 2024):
  • Mastercraft Artwood 14“ x 5“: 875,00 Euro
  • Mastercraft Artwood 14“ x 6,5“: 890,00 Euro
  • Mastercraft Rosewood 14“ x 5“: 979,00 Euro
  • Mastercraft Rosewood 14“ x 6,5“: 999,00 Euro

Herstellerseite: https://www.tama.com/eu

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