Praxis
Die drei Beine benötigen ein gewisses Maß an Stellfläche
„Geografisch“ handelt es sich bei der Tama Duo Birch um ein 14er Floortom. Anders als bei einer gleich dimensionierten Trommel auf einem Snare-Stativ, benötigen die Beine zusätzliche Stellfläche für maximale Stabilität. Das bedeutet, dass das Testobjekt in einem eng gestellten Doppelpedal-Setup möglicherweise nur mit Mühe unterzubringen ist. Ich habe eines der Beine nach innen gedreht, um die Trommel in meinem Set wie gewohnt als Snare spielen zu können. Auch zu bedenken ist, dass 72 Zentimeter maximale Höhe zwar nicht wenig sind, ich habe die Snare allerdings auch auf diese Maximalgröße ausfahren müssen, damit sie das Niveau meiner gewohnten Spielhöhe erreicht. Wer seine Trommeln als größerer Mensch gerne höher spielt, müsste sich möglicherweise nach längeren Beinen umsehen. Davon abgesehen, lässt sich die Duo Birch wie eine ganz normale Snaredrum händeln, hinzu kommt die gewohnt sinnvolle Ausstattung sowie die gute Funktionalität der S.L.P.-Instrumente.
Die große Snare kann mehr als nur fett und tief
Klanglich sorgt die Testtrommel durchaus für eine Überraschung. Sie erreicht zwar nicht die unmittelbare und direkte Ansprache einer hochklassigen flacheren Snaredrum, aber hoch gestimmt dürften die wenigsten Blindhörer die doch schon gewaltige Tiefe sofort identifizieren. Insgesamt klingt die Duo Birch tendenziell holzig und weich, zu knalliger Aggressivität lässt sie sich nicht bewegen. Entgegen meiner ersten Befürchtung lässt sie aber auch keine Lebendigkeit vermissen, was sie zu einer erstaunlich vielseitigen Snare macht.
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Mehr InformationenHohe Stimmung
So ein „Eimer“ in hoher Stimmung? Darf man das überhaupt? Ja, man darf, und es klingt wirklich gut. Mit sehr hohem Resonanzfell und nur knapp darunter gestimmtem Schlagfell wird es klanglich schön holzig, während der tiefe Kessel ein angenehmes Spielgefühl ermöglicht. Auch die Teppichansprache ist absolut passabel, wer es hier nicht ultra-exakt braucht, wird höchstens im direkten Vergleich mit einem flacheren Modell etwas vermissen. Toll gefallen mir auch die Rimshot- und -clicksounds, an denen die Sound Arc Reifen wohl nicht ganz unbeteiligt sind.
Mittelhohe Stimmung
Dick und saftig wird es, wenn dem Schlagfell etwas mehr Raum zum Schwingen gegeben wird, also in einer etwas tieferen Stimmung. Hier fällt mir der breite Attack auf, der von der gutmütigen Teppichansprache schön unterstützt wird. Es gibt zwar Obertöne, Schärfe entsteht jedoch keine, alles bleibt klanglich sehr rund und gutmütig. Dass eine Menge Kesselwand mitschwingt, wird allerdings jetzt auch deutlicher, die Trommel besitzt einen etwas dominanteren Kesselton als viele flachere Modelle.
Mittlere Stimmung
Dieser Kesselton tritt nochmals klarer hervor, wenn man die Stimmschrauben noch eine gute halbe Umdrehung nach unten bewegt. Ein großer, aber milder Backbeat-Sound entsteht nun, gleichzeitig bleibt der Ton der Snare aber kontrolliert und neigt nicht zum „Wabern“. Dazu tragen die schwingungsableitenden Standfüße bei, denn auf einem Snare-Stativ klingt die Duo Birch tatsächlich etwas „wilder“.
Sehr tiefe Stimmung
Obwohl sich diese ausladend dimensionierte Snaredrum sehr gut in höheren Stimmgefilden macht, dürften die meisten Interessenten natürlich auf die „Düsch“- Qualitäten aus sein, die man heutzutage bei so vielen Drummern hört. Dieser 80er Jahre-, 808-mäßige Snaresound zeichnet sich durch einen stark reduzierten Attack und große Rauschanteile aus. Um ihn zu erreichen, dreht man den Snare-Teppich relativ locker, stimmt das Schlagfell bis knapp über den Faltenwurf herunter und legt – je nach Geschmack – Dämpfung auf das Fell. Das kann im Prinzip jede Snaredrum, diese hier kann es allerdings besonders gut. Hilfreich ist der schon von Natur aus weiche Anschlagssound, die Kesseltiefe sorgt für eine souveräne Saftigkeit im Ton, die man bei anderen Snares so meistens nicht erreicht. Wie das klingt, hört ihr in den Klangbeispielen, im dritten Soundfile habe ich ein Portemonnaie auf das Fell gelegt. Im Video habe ich die Duo Birch auch noch als Floortom verwendet. In dieser Eigenschaft sollte erwähnt sein, dass sich ein schnelles Umschalten von fettem Snare- zu voluminösem Standtom-Klang in der Praxis nur eingeschränkt realisieren lässt. Um für beide Sounds „on the fly“ gerüstet zu sein, ist das Resonanzfell zu dünn, hier fehlt es dann etwas an Schmackes und Größe. Auch das Snarebed verhindert eine wirklich saubere Stimmung, die insbesondere bei Floortoms wichtig ist, damit kein unkontrolliertes Wabern aufkommt. Trotzdem entstehen interessante Sounds, man sollte von dem Konzept aber eben keine Wunder erwarten.