Wenn man mal ganz ehrlich ist, muss man auch als eingefleischter Snare-Fan zugeben, dass es in der preislichen Mittelklasse schon wirklich gutes Material gibt. Tama bietet hier beispielsweise die S.L.P. -Linie an, die eine Unmenge an unterschiedlichen Größen und Kesselmaterialien bereit hält und zudem laufend um weitere Optionen erweitert wird. Mit etwa 300 Euro ist man bei den meisten Modellen dabei. Dass man bei den Japanern aber auch anders kann, zeigt unser heutiger Testkandidat. Schon die volle Bezeichnung – Tama Star Reserve Vol.4 Hand Hammered Copper 14“ x 6,5“ Snare Drum – lässt vermuten, dass hier ein wesentlich tieferer Griff ins Portemonnaie nötig ist. Star steht bei Tama nämlich für die Top-Serie, und wem die noch nicht exklusiv genug ist, der kann sich für eine der vier Reserve Snare Drums entscheiden.
Vol.4 besagt übrigens, dass es sich um die vierte und auch neueste Variante dieser noblen Instrumente handelt. Die drei Kollegen sind allesamt aus Holz gefertigt, die Hand Hammered Copper stellt also eine Premiere innerhalb der Star Reserve Reihe dar. Mit der Kombination aus Kupfer und der anschließenden manuellen Bearbeitung hat man bei Tama jedoch schon Erfahrung. Anfang der 2000er stellte man zwei Modelle vor (eines davon jedoch aus Aluminium), welche die gleichen, feinen Hammermale aufwiesen, die auch unser Testmodell zieren. Der gehämmerte Kessel ist allerdings nicht die einzige Spezialität, die die Tama Entwickler der Vol.4 haben angedeihen lassen. Massive, gravierte Messing-Spannreifen und eine konvexe Kesselform sollen einen besonders edlen Sound erzeugen. Ob sich die Bemühungen ausgezahlt haben, lest ihr auf den folgenden Zeilen.
Details
Heavy Metal
Groß und schwer fällt schon die Verpackung aus. Um jegliche Beschädigung des edlen Instrumentes während des Transits auszuschließen, kommen die Star Reserve Trommeln nicht bloß in einem nackten Karton, sondern ruhen auf mehrteiligen Stabilisatoren, die alleine schon das Gewicht einer kleinen Aluminium-Snare erreichen. Einmal geöffnet, fallen mir zunächst zwei Briefe entgegen. Diese bescheinigen die Echtheit des Inhalts und tragen die Unterschrift des Erbauers. Sehr nobel. Die Trommel selbst ist ziemlich schwer. Nicht so schwer wie meine Tempest Glockenbronze-Snare, aber zumindest nicht allzu weit davon entfernt. Der Grund dafür ist nicht nur ihre Größe von 14×6,5 Zoll, auch der Kessel selbst besitzt mit 1,5 Millimetern Stärke mehr Substanz als vergleichbare Blech-Snares.
Ein Blick ins Innere offenbart, dass der Kessel nicht nahtlos gezogen, sondern sehr sauber verschweißt wurde. Der Clou ist aber etwas anderes, nämlich die sehr feine Bearbeitung mit zwei unterschiedlich großen Hämmern. Mittig wird der Kessel mit größeren Hammermalen überzogen, der Rand weist kleinere Schlagspuren auf. Die genaue Inspektion ergibt zudem, dass der Kessel eine leicht konvexe (Fass-)Form besitzt, ein Konstruktionsmerkmal, welches beispielsweise auch die Trommeln der Firma Schagerl Drums oder die Canopus Zelkova Holztrommeln aufweisen. Tama verspricht sich von dieser Bearbeitung ein besonders reichhaltiges und einzigartiges Obertonspektrum. Dazu soll auch die 45 Grad-Abkantung der Kesselränder sowie das sauber gesetzte, eher flache Snarebed beitragen. Neben dem metallenen Star-Badge weist eine zusätzliche Plakette unsere Test-Snare als Mitglied der erlesenen Reserve-Reihe aus, im Inneren sorgt ein Papier-Tag für Retro-Flair. Insgesamt ist der Kessel wirklich exzellent verarbeitet.
Funktional, aber edel fällt die Hardware-Bestückung aus
Beim Kessel hören die Besonderheiten aber noch nicht auf. Zum auffälligen Erscheinungsbild der Snare tragen die Spannreifen einen großen Teil bei. Anders als erwartet, bestehen diese nicht einfach aus vergoldetem Stahl, sondern aus massivem Messing. Auch ihre Form haben die Tama-Entwickler leicht modifiziert, ein verkürzter oberer Flansch verringert die Aufschlagfläche und soll so für schärfere Rimshots sorgen. Eine Gravur unterstreicht den noblen Touch. Statt zehn Spannschrauben wird unsere Testtrommel nur mit derer acht gestimmt, dazu kommen Tama’s doppelseitige Star „Bridge-Type“-Böckchen zum Einsatz.
Als Abhebung wird der bekannte, auf beiden Seiten justierbare Linear Drive Strainer verbaut, der sich durch einen besonders gleichmäßigen und geräuscharmen Lauf auszeichnen soll. Die groß dimensionierten Einstellschrauben besitzen eine leichte Rasterung, um ein selbsttätiges Verstellen der Teppichspannung beim Spiel zu verhindern. Als besonderes Feature lässt sich das Butt End demontieren, um so beim Wechsel des Resonanzfells den Teppich samt Einstellungen montiert lassen zu können.
Eine tolle Snare Drum ist immer nur so gut wie der montierte Snare-Teppich, und so kommt bei der Star Reserve Hand Hammered Copper Tama’s Spitzenmodell zum Einsatz, eine 20-spiralige Hi-Carbon Version, die der Hersteller auf seiner Website als „super sensitive“ beschreibt. Zu guter Letzt sollen spezielle Unterlegscheiben an den Spannschrauben für lang anhaltende Stimmstabilität sorgen.
Praxis
Acht Spannschrauben reichen
Im Einsatz gibt sich die Tama Star Reserve Vol.4 Snare Drum als absolut praxistaugliche Trommel, mit der sich eigentlich alles machen lässt, was man von so einem edlen Instrument erwartet. Die Stimmschrauben laufen weich, allerdings mit einem leichten Widerstand, der auf die speziellen Unterlegscheiben zurück zu führen ist. Ihren Zweck erfüllen sie auch bei harter Spielweise, während des Tests muss ich keines der gewählten Tunings nachstimmen. Eine Freude ist auch die Abhebung, die nicht nur sehr exakt und spielfrei arbeitet, sondern auch in puncto Teppichjustierung perfekt funktioniert. Ängste bezüglich der verminderten Stimmschraubenanzahl sind ebenso unbegründet, denn der Stimmprozess lässt keine Wünsche offen. Hier scheint aber auch die Kesselbauweise eine Rolle zu spielen, denn die Trommel gibt sich extrem gutmütig und verzeiht auch grobe Stimmfehler großzügig.
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Mehr InformationenDunkles Singen und sensible Ansprache
Ein klangliches Grundmerkmal der Testtrommel ist ihre äußerst musikalische Kombination aus einem dunkel singenden Kesselton und einer sehr akkuraten und präsenten Teppichansprache. Dieser Charakter zieht sich durch alle Stimmbereiche und sorgt dafür, dass sich die Snare Drum trotz ihrer Kesseldimensionen sehr direkt anfühlt und schnell auf Spieldetails reagiert.
Sehr hohe Stimmung
Dass es sich bei der Star Reserve Copper um eine hochklassige Snare Drum handelt, zeigt der Umstand, dass sie auch bei sehr hohen Stimmungen nicht zu kopfig-komprimierten Klängen tendiert, sondern immer fett und solide bleibt. Funkige, aber dunkle Sounds inspirieren zu Figuren, die man mit so einer verhältnismäßig großen Metallkessel-Snare sonst nicht unbedingt spielen würde.
Mittelhohe Stimmung
In mittelhohen Gefilden liefert die Tama mehr Kesselton, der allerdings angenehm integriert bleibt und nicht zu dominant wird. Die Teppichansprache ist luftig, aber trotzdem sehr direkt und kontrolliert. Rimshots wirken fokussiert, und die schmalere Auftreffkante erzeugt einen kurzen, aber lauten Attack. Metallische Schärfe glänzt aber wiederum durch Abwesenheit.
Mittlere Stimmung
Dass dem Kessel eine Behandlung zuteil geworden ist, die es in dieser Form bei anderen Trommeln nicht gibt, offenbaren mittlere Stimmungen und alles, was darunter liegt. Die Soundfiles zeichnen hier nicht das gesamte Bild, denn die Trommel erzeugt nun mächtigen Druck, den man buchstäblich fühlen kann. Die von Tama versprochenen reichhaltigen Obertöne treten nochmal deutlicher zutage und beginnen bei harten Schlägen eine leichte Modulation nach dem Anschlag. Dass die Snare Drum zu beachtlichem Volumen fähig ist, zeigen harte Rimshot-Flams, welche zwar laut, aber eben nicht harsch und „rasiermäßig“ werden.
Tiefe Stimmung
Dass der konvexe Kupferkessel über eine klare Tonalität verfügt, macht er deutlich, wenn sich die Stimmung im unteren Bereich ansiedelt. Das Sustain wird nun länger, gleichzeitig bliebt der Attack eher soft und warm. Interessanterweise lässt sich diese Eigenschaft durch Dämpfung weniger unterdrücken als vermutet, der gehämmerte Kessel scheint also stärker zu schwingen als konventionelle Konstruktionen. Hier wäre die Frage, ob die Charakteristik zum Song, beziehungsweise zur Spielweise passt. Mir gefällt diese Tonalität gut, interessanterweise erinnert sie mich an meine Canopus Zelkova Holz-Snare, welche vielleicht nicht ganz zufällig ebenfalls über einen konvex geformten Kessel verfügt.
Fazit
Die Tama Star Reserve Hand Hammered Copper Vol.4 Snare Drum ist eine sehr inspirierende Trommel. Sie ist toll verarbeitet und bietet viele interessante Ausstattungs- und Konstruktionsmerkmale wie den leicht konvexen, handgehämmerten Kessel und die massiven Messing-Spannreifen. Besonders in mittleren sowie hohen Stimmungen liefert sie einen grandiosen Sound, der einen musikalischen Grundton mit einer äußerst exakten Teppichansprache verbindet. Dass der gehämmerte Kupferkessel einen ganz eigenen Charakter besitzt, wird in tiefen Stimmungen deutlich, wo ein singender, aber warmer Metallton dominiert. Diese Eigenschaft ist nicht in allen Situationen perfekt geeignet, trägt aber zum individuellen Charakter der Snare Drum bei. Knappe 830 Euro sind natürlich kein Pappenstiel, in Anbetracht des Gebotenen aber gerechtfertigt. Außerdem wird diese Trommel nicht in China, sondern am Tama Stammsitz in Japan hergestellt. Wer also eine hervorragend klingende Metallkessel-Snare sucht und sich nicht mit Massenware zufrieden geben möchte, sollte sich dieses Instrument auf jeden Fall mal genauer anhören.
Technische Spezifikationen
- Hersteller: Tama
- Bezeichnung: TCS1465H Star Reserve Hand Hammered Copper Vol.4 14“ x 6,5“ Snare Drum
- Herstellungsland: Japan
- Kesselmaterial: Kupfer, handgehämmert, Kesselstärke 1,5 Millimeter
- Hardware: dreifach geflanschte, massive Messingreifen, acht Bridge-Type Spannböckchen
- Zubehör: Stimmschlüssel, Anleitung, Echtheitszertifikat
- Preis (Verkaufspreis): 999,00 EUR
Seite des Herstellers: http://www.tama.com/eu
- fokussierter, sehr musikalischer Sound
- hervorragende Ansprache
- sehr leicht stimmbar
- exzellente Verarbeitung
- massive Messingspannreifen klingen fokussiert, aber nicht aufdringlich
- keins