Tama Superstar Hyper-Drive Maple Test

Praxis

…naja, so schnell geht das leider dann doch nicht. Nachdem ich das Drumset aus den drei Kartons befreit habe, bin ich zunächst eine Weile damit beschäftigt, eine spielbereite Version zusammenzubauen, was aber dank der sehr guten Qualität aller Bauteile einfach von der Hand geht. Die Hyper-Drive Toms erweisen sich als sehr komfortabel, da sie sich durch ihre knappen Kesseltiefen ungewohnt niedrig über der Bassdrum platzieren lassen. Zunächst bringe ich alle Trommeln in eine mittlere Stimmung. Das Set klingt „out of the box“ schon erstaunlich gut:

Audio Samples
0:00
Mittlere Stimmung – Einzelsounds Mittlere Stimmung – Funk Beat Mittlere Stimmung – Boomy Gefrickel Mittlere Stimmung – Tom Beat Mittlere Stimmung – Snare Rudiment Groove Mittlere Stimmung – Mallets

Natürlich wird sofort klar, wo die Reise hingeht! Die Gussreifen verleihen den kurzen Toms einen knackigen Attack mit kurzem Sustain, allerdings fehlt es etwas an Fülle und Wärme. Vor allem mit weichen Mallets gespielt, macht sich ein leicht pappiger Charakter der Toms breit, der sicherlich auch von den klaren, einschichtigen Fellen herrührt. Auch die Snare klingt durch die beiden schweren Die-Cast-Klunker sofort konkret und besitzt eine sehr gute Teppichansprache. Bei Rimshots macht sie besonders Spaß! Die Bassdrum verhält sich ohne jegliche Dämpfung und mit geschlossenem Frontfell – trotz ihrer beachtlichen Tiefe von einem halben Meter – erstaunlich brav, wozu ihre vorgedämpften Felle deutlich beitragen. Ihr luftig-voluminöser Charakter erinnert mich in diesem vorläufigen Setup an den charismatischen Bassdrum-Sound von Keith Carlock: offen und doch direkt, mit mittigem Charakter und einer geballten Ladung an Low-End. Wie viel Wumms dieses Basswunder besitzt, lässt sich natürlich erst richtig gut mit anständigen Kopfhörern oder entsprechenden Lautsprechern hören, liebe Leserinnen und Leser!

Fotostrecke: 2 Bilder Der Blick aus dem Cockpit – Nachdem das Set zusammengebaut ist, kann es nun endlich losgehen.

Und der Tuningwahnsinn beginnt…

Um herauszufinden, was der knackige Fünfteiler noch so alles auf dem Kasten hat, mache ich mich also ans Werk und tausche zunächst das Frontfell der Bassdrum gegen ein REMO Fiberskyn mit einem fünf Zoll großen Resonanzloch aus, das vom Bauprinzip dem mitgelieferten Exemplar sehr ähnlich ist. Zusätzlich lege ich noch ein gefaltetes Küchenhandtuch zur leichten Dämpfung in den Kesselinnenraum. Die Snare und die drei Toms stimme ich etwas tiefer und dämpfe sie ganz leicht. Das Ergebnis klingt vielversprechend! Die Bassdrum ist jetzt natürlich um Längen kompakter, jedoch ohne dabei an Tiefbass einzubüßen. Die Toms klingen durch die leichte Dämpfung kontrollierter und scheinen sich im tieferen Tuning pudelwohl zu fühlen, was mir vor allem die Floortom mit viel Bauch und sattem Bass quittiert. Die Snare macht den tonalen Sprung nach unten ebenfalls ohne zu quengeln mit und behält ihren punchigen Charakter. Das Ganze klingt dann so:

Audio Samples
0:00
Tiefe Stimmung Tom Beat Tiefe Stimmung Fusion Jam Tiefe Stimmung Tom Solo Beat

Hohes Tuning führt zum Hyper-Overdrive 

Um den Tonumfang der Trommeln voll auszureizen, gebe ich daraufhin noch eine gute Portion mehr Spannung auf die Felle. Die Snare klingt jetzt wie erwartet sehr funky, aber keineswegs zu flach. Im Falle der Racktoms macht sich allerdings nun im wahrsten Sinne des Wortes der „Hyper-Overdrive“ breit. Sie klingen jetzt ziemlich kraftlos und klein und entfernen sich damit klanglich sehr stark von ihrem großen Onkel, dem Floortom. Das liegt natürlich an ihren kurzen Kesseln: durch den geringen Abstand voneinander können Schlag- und Resonanzfell vor allem in höheren Tunings (= schnellere Schwingung der Felle) nur schwer gleichmäßig miteinander schwingen, was sich in einem kurzen, abgewürgten Ton äußert. Letztendlich bietet aber jedes noch so ulkige Stimmresultat neue Inspirationen:

Audio Samples
0:00
Hohe Stimmung Bossa Nova Hohe Stimmung Lift your Hat Beat

Wie klingt das Set wohl mit einem neuen Fellsatz? 

Nachdem das Testset nun einmal alle Höhen und Tiefen kennengelernt hat, bestücke ich jede Trommel versuchsweise mit einem weiß-aufgerauten Fell. Die beiden Racktoms bekommen je ein Vintage Ambassador verpasst, das als sehr warm klingendes Fell gilt und damit wohl den kompletten Gegensatz zu den klaren, einschichtigen Werksfellen darstellt. Die Standtom bekommt ein doppelschichtiges Emperor, die Snare ein REMO Controlled Sound – das Modell mit dem aufgeklebten Dot auf der Unterseite – und der Bassdrum ziehe ich ein Evans EMAD mit dünnem Dämpfungsring auf. Das klangliche Resultat ist so erfreulich wie einleuchtend. Insgesamt klingt das gesamte Set jetzt etwas voller, kontrollierter, irgendwie runder. Vor allem die großen Kessel gewinnen noch einmal an Bassvolumen und Präsenz. Die Schnarre macht jetzt sogar einen extremen Tauchgang ins ultratiefe Tuning mit, aber insgesamt bleibt auch nach dem Fellwechsel der Eindruck, dass die Hyper-Drive Toms in tiefer Stimmung ihrem Namen zwar alle Ehre machen, in höherer Stimmung jedoch sehr klein und charakterlos klingen, was wie oben beschrieben an ihren Kesselmaßen liegt. Hier also abschließend ein paar Eindrücke verschiedener Tuning-Variationen des Testsets nach dem Fellwechsel:

Audio Samples
0:00
Tiefe Toms, mittelhohe Snare – Einzelsignale Tiefe Toms, mittelhohe Snare – Tom Beat Tiefe Toms, mittelhohe Snare – Porcaro Beat Tiefe Toms, mittelhohe Snare – Big Ballad Hohe Toms, tiefe Snare – Einzelsignale Hohe Toms, mittlere Snare – Gute Laune Beat Hohe Toms, tiefe Snare – Busy Beat

Das Hardwareset macht einen guten Job

Im Zuge des Tests macht das mitgelieferte Hardwareset einen sehr guten Eindruck. Die Beckenstative lassen sich schnell und einfach in die gewünschte Position bringen, die Fußmaschine verhält sich leichtgängig und geräuscharm und die HiHat-Maschine punktet vor allem durch ihre flexibel drehbaren Füße, was hilfreich ist, wenn man mit Doppelfußpedal spielt und den nötigen Platz für das Slave-Pedal braucht. Nur die Justierschraube der Snare-Abhebung läuft etwas schwergängig.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Justierschraube der Snare-Abhebung läuft beim Testmodell etwas schwergängig.
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.