TAMA TW100 Tension Watch Test

Praxis

Die Anwendung der Tension Watch ist kinderleicht. Man stellt sie ca. 1,5 cm vom Spannreifen entfernt auf das Trommelfell an die Stimmschraube. Entscheidend für das Ergebnis ist ein gleichmäßiger Abstand und die gleiche Position zu jeder Stimmschraube. Mein Maß ist die Breite meines Daumens. Bereits 1 cm mehr oder weniger verwässert das Ergebnis. Wichtig ist aufgrund des Funktionsprinzips, dass das Trommelfell dabei möglichst waagerecht steht. Die Bassdrum beispielsweise kann nicht “mal eben” am Set gestimmt werden.

Die Frage, die sich stellt, lautet: Kann das funktionieren? Klingt die Trommel nach der Bearbeitung mit der Tension-Watch wirklich sauber?

Die Skala reicht von 0-100 mNm. Erfahrungsgemäß hat jede Trommel hier ihren eigenen, gut klingenden Bereich, der von Modell zu Modell leicht variieren kann. Bei den Toms sind vor allem die Werte für die Resonanzfelle persönliche Präferenz. Ob ich sie wie das Schlagfell stimme, etwas höher oder tiefer ist demnach Geschmackssache. Am Ende des Test werde ich euch mal meine mNm-Erfahrungswerte für Stimmbeispiele geben. Diese sind gute Anhaltspunkte, um mit der Uhr herumzuprobieren. Aber jetzt erstmal: Ab zu den Drums! Ich möchte ein mittel-hohes Tuning mit einem leicht singenden Oberton und einem gerade ausschwingendem Sustain haben. Dafür stimme ich beide Felle so, dass ich die sich jeweils gegenüberliegenden Schrauben auf den gleichen Wert bringe. Würde ich der Reihe nach vorgehen, würde sich das Fell  von Anfang an nicht richtig zentrieren. Das 12×8-Tom bringe ich beidseitig auf einen Wert von 55 mNm.

Nach der vierten Schraube kommt das erste Problem: Die Tension Watch zeigt mir einen Wert von 65 mNm an, aber die Schraube ist so gut wie lose. Ich habe keine Chance, an dieser Schraube den Wert auf 55 anzugleichen. Was ist passiert?? Das Ding funktioniert gar nicht, ist das Geld nicht wert! Alles Lüge! Dieser Moment ist der Haupt-Grund dafür, dass die Flinte beim Umgang mit der Tension-Watch oftmals vorzeitig ins Korn geworfen wird! Der Fehler liegt hier aber beim User und seinen ungeduldigen Erwartungen. “Das Leben ist kein Ponyhof” und absichtlich lügen kann das Tensiometer auch nicht. Hier trifft sich ganz simpel Theorie und Praxis:

Fast jeder hat schon einmal versucht, seine Trommel so zu stimmen, dass sie beim Anschlagen des Fells in der Nähe der Spannschrauben jeweils gleich klingt. Und? Habt ihr es geschafft? Nein, sagt bitte nichts: Das Gaffatape hat wieder gewonnen. In der Theorie wäre das machbar gewesen, aber in der Praxis scheitern wir doch recht schnell.

Die idealen Grundvorraussetzungen für problemloses Gelingen wären folgende:

– ein perfekter Hohlkessel (gibt es bei Naturprodukten nicht!)
– eine perfekte Gratung
– ein perfekter Spannreifen
– ein Fell, das zu 100% an allen Stellen die gleiche Stärke hat (bei aufgerauhten Fellen erst recht nicht möglich)
– ein Drummer, der stimmen kann.

Bevor diese fünf Punkte gemeinsam zutreffen, ist es wahrscheinlicher, dass Westerwelle und Wowereit heiraten. Die Tension Watch funktioniert auch im vermeintlichen Moment des Scheiterns perfekt: Sie zeigt mir nämlich in diesem Falle an, dass das Fell, der Reifen oder die Gratung an dieser Stelle nicht perfekt sind. Bei Vintage-Sets sind diese Situationen vorprogrammiert, da sie meistens ungenauer gefertigt oder einfach gealtert sind. Bei der hohen Fertigungsqualität moderner Drums kommt man deutlich seltener in die beschriebene Situation. Aber gibt es eine Lösung? Die Antwort heißt: Ja. In diesem Falle verlasse ich mich auf das Gefühl, wieviel Widerstand beim Drehen des Stimmschlüssels bei den anderen Schrauben anlag. Es ist eine Kombination aus Technik (Tension Watch) und Gefühl (Drehwiderstand der Stimmschraube), die dieses Tool auch bei schwierigen Trommeln funktionstüchtig macht.

Audio Samples
0:00
Tom Floortom Bassdrum Snare Set

Ich habe beide Felle meines 12er- und 14er-Toms mit der Tension-Watch gestimmt und anhand der Soundfiles könnt ihr euch davon überzeugen, dass sie astrein funktioniert hat – die Tension-Watch lügt nicht! Ein weiterer Vorteil der Uhr liegt darin, dass man sich, hat man sein gewünschtes Tuning erst einmal gefunden, einfach die entsprechenden Werte direkt auf das Fell schreiben kann. Auf diese Weise lässt sich, ohne viel Aufwand immer der gleiche Sound wiederherstellen. Zudem schult man ganz nebenbei sein Ohr für eine gestimmte Trommel. Spätestens wenn ihr einmal in die Situation kommen solltet, auf einem Festival im Backstage-Bereich (bei laufender Show einer Metallica-Coverband), euer Set stimmen zu müssen, werdet ihr dieses Teil lieben lernen. Des Weiteren ist die Tension Watch auch prima als Referenz zum Üben geeignet. Ihr könnt damit überprüfen, wie gleichmäßig ihr mit der „freien Hand“ stimmen könnt.

Kommentieren
Profilbild von Matthias Berndt

Matthias Berndt sagt:

#1 - 08.10.2011 um 16:51 Uhr

0

Hallo Udo,
habe mich auch ausführlich mit der Tension Watch beschäftigt und bin ganz zufrieden damit. Unabhängig von deinen Versuchswerten bin ich beim Floortom (Sonor Force 16" Full Maple) auch auf 50 mNm gekommen. Da hört sich die Trommel bei einem verhältnismäßig tiefen, offenen ton am saubersten an (ich bevorzuge es wenn ein Set auch mal klingt :o). Für mich steht die Repruduzierbarkeit der Spannung (also der Stimmung) im Vordergrund. Das geht mit der Watch echt am einfachsten. Zum Schluss noch ne Bemerkung zu deinem Stimmtrick um die Obertöne zu "regulieren" DER GEHT!!! bin begeistert.viele Grüße Maze

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Sennheiser | MD 421 Kompakt Mics On Drums | Sound Demo
  • Dixon | Little Roomer | Sound Demo & Review
  • Alesis | Strata Prime E-Drum Set | Review & Sound Demo