Praxis
Auch wenn man die kleineren Boxen der Reveal-Serie durchaus mit auf den Schreibtisch stellen kann, landen bei mir Speaker grundsätzlich auf meinen Stativen hinter dem Schreibtisch. Somit entsteht ein gleichschenkliges Stereo-Dreieck mit einer Basis von ca. 1m. Audio-XLR- und Strom-Kabel einstecken – fertig. Den EQ bzw. das HF-Filter belasse ich zunächst auf „0 dB“, sprich NEUTRAL. Bassfilter gibt es sowieso keine, von daher kann hier man nur mit der Positionierung variieren.
Tannoy Reveal 802
Fangen wir mit der größten Box an. Besondere Auffälligkeiten im Übertragungsverlauf gibt keine zu nennen, sie ist also recht „glatt“ und das ist sehr gut! Die Bässe sind kräftig und tief, wirken aber dennoch nicht gepresst. Die Mitten sind weiterhin ebenfalls da, klar und auch verständlich, allerdings nicht besonders im Grundtonbereich gefeatured. Mittlerweile haben aber auch bereits gute Audiointerfaces einen EQ mit an Board, sodass man sich bei Bedarf auch gern anders behelfen kann. Bei Room-EQing gilt dann besonders die goldene Regel: Raus- und nicht reindrehen!
Die Höhen sind ebenfalls crisp und keinesfalls scharf, was natürlich gut ist. Auch die unverfälschte Wiedergabe von Transienten ist beeindruckend, sprich: diese Box ist recht schnell! Ich aktiviere dennoch das für meinen Geschmack passende +1,5dB Filter und fühle mich gleich noch wohler, wenn auch das Grundrauschen im Leerlauf hörbarer wird. Es werkelt hier übrigens auch kein richtiger Equalizer im Signalweg herum, sondern es wird bei Betätigung des kleinen Schiebeschalters nur der Hochtöner relativ zum Tieftöner um 1,5dB lauter oder eben leiser gemacht. Überraschend ist weiterhin, dass das Gehäuse trotz der mächtigen Bässe äußerst wenig mit Resonanzen oder gar Turbulenzen zu kämpfen hat, was in Anbetracht dieser Preisklasse auch mehr als beachtlich ist.
Die Stereobühne bzw. der Arbeitsbereich, in dem unverfälscht stereo gehört werden kann, ist ebenfalls schön breit und auch homogen, sodass hier sehr genau gearbeitet werden kann. Das bestätigt sich auch bei meinem Test mit weißem Rauschen, was ich Mono schalte, um zu hören, ob Phaseneffekte auftreten. Die Stereomitte stimmt auch genau, was bedeutet: der Pegelabgleich zwischen L und R ist mehr als geglückt.
Der Hochtonbereich bündelt in der Vertikalen tendenziell mehr, was man optisch bereits an der elliptischen Ausprägung des Waveguides erkennt. Vor allem aber hört man dies, wenn man einmal den gewohnten Abhörpunkt überdeutlich in der Höhe verändert. Das hat aber auch seine berechtigten und praktischen Gründe, da so weniger Höhen an die Decke strahlen, welche nur unnötige Reflexionen verursachen würden. Oder ganz anders gesprochen: Diese Speaker sollte man nicht auf die Seite legen.
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Tannoy Reveal 502
Weiter geht es mit der mittleren Version. Auch hier finden sich kaum Auffälligkeiten im Übertragungsverlauf, trotzdem finde ich sie im Vergleich zur 802 etwas klarer in den Mitten, auch weil etwas weniger Bass an meinen Raum ankoppelt, welcher mit seinen 40 qm sicherlich nicht zu den kleinsten zählt.
Die Höhen sind ebenfalls klar und sauber. Ich habe aber auch hier einmal mit dem 1,5dB-Boost experimentiert, wobei dieser bei den mittelgroßen Speakern durchaus mehr zum Label Geschmacksache hin tendiert, weil sein Boost auch erst rund 500 Hz weiter oben, also ab der Grenzfrequenz wirkt.
Die Stereobühne ist ebenfalls sehr gut herausgearbeitet. Im Direktvergleich zur 802 wirkt diese allerdings schon minimal kleiner, was aber auch einfach an der Größe der Schallwand liegen könnte – wenn diese größer ist, beugen sich erst tiefere Frequenzen um sie herum, was wir grundsätzlich eigentlich nicht wollen.
Allerdings bleibt die 502 auch vergleichsweise nicht ganz so souverän, was die Impulsfestigkeit bei Tiefbassmaterial und Gehäuse-Resonanzen anbelangt, so presst sie bei hohem Pegel deutlicher und klingt dann leider auch etwas „boom-boxy“. Trotzdem bietet auch sie im mittleren Pegelbereich eine sehr gute Transienten-Wiedergabe. Letztendlich also, und vor allem vor dem Hintergrund des kleineren Preises: Alles Gut!
Tannoy Reveal 402
Last but not least: Das kleinste Modell unseres Trios trennt weiter oben und klingt meiner Einschätzung nach von allen drei Monitoren am „mittigsten“, was aber gar nicht mal schlecht sein muss! Die Bässe sind für die kleine Größe noch sehr knackig, dennoch pressen sie deutlicher, als dies bei der mittleren Box der Fall gewesen ist. Von daher vermisse ich das Bassfilter auch hier ein wenig. Die Höhen wiederum sind korrekt eingestellt, sodass hier ein Mehr an Höhen wieder nur eine Frage des Geschmacks wäre.
Weiterhin ist die Stereo-Abbildungsleistung für einen solch kleinen Speaker gut, sodass man auch hier die einzelnen Signale sehr gut lokalisieren kann. Es macht also mit diesen kleinen Speaker eine Menge Spaß, am Computer Musik zu hören, Videos zu schneiden oder aber Sprache zu editieren. Aber auch für die kleine Raumbeschallung würde die Größe ausreichen, sollte eventuell aber mit einem Subwoofer unterstützt werden.
Sicherlich werden diese Boxen auch oft an kleineren Arbeitsplätzen Verwendung finden, die gern recht nah an Wänden stehen, sodass sich die Basskraft dadurch auch nochmals verstärken könnte – auch von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet finde ich die hier mäßig-tiefe, dafür aber „sichere“ Abstimmung gut. Trotzdem, ein paar kleine Desktop- oder Roll-Off-Filter hätten sicherlich nicht geschadet.
Wer weitere Informationen sucht, findet übrigens hier auch noch das knappe, aber ausreichend informative, deutsche Manual, welches übrigens auch gedruckt beiliegt.