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Tascam DR-2d Test

Praxis

Pegeln mit Sicherheitsnetz – Vorbereitungen zur Aufnahme
Einer der wichtigsten Schritte vor dem Start der Aufnahme ist das Pegeln. Einerseits sollte das Eingangssignal möglichst laut im Recorder ankommen, um bestmögliche Qualität zu gewährleisten, andererseits ist höchst unangenehmes digitales Clipping zu vermeiden. Der DR-2d bietet dazu eine Level-Kontrolle, mit der die Aufnahmelautstärke automatisch dem Eingangssignal angepasst wird. Für Musikaufnahmen ist von dieser Funktion aber eindeutig abzuraten. Der integrierte Limiter kann zur Vorbeugung gegen Übersteuerungen verwendet werden, aber sobald er in Aktion tritt, hört man das auch. Die besten Ergebnisse erreicht man nach wie vor mit sauberen Einstellungen von Hand. Dazu kann man zwischen drei Empfindlichkeitsstufen des internen Mikrofons wählen und zusätzlich das Input-Level aussteuern. Genial wäre eine Peak-Hold Funktion, mit der auf dem Display zu ersehen ist, wie hoch seit der letzten Aktivierung der Maximalausschlag des Eingangssignals war. So wüsste man, wie viel Headroom nach oben bleibt, auch wenn man selbst dabei keinen direkten Blick auf das Display hat.

Sollte nun trotz sorgfältigster Einstellungen doch einmal eine Übersteuerung auftreten, hat der DR-2d ein As im Ärmel! Es geht um eine Variante der schon erwähnten dualen Aufnahme bzw. Zweifachaufnahme. Mit dieser kann der Recorder nämlich parallel zur eigentlichen Datei eine zweite Spur erzeugen, die mit einem um 6-12 dB verringerten Eingangspegel aufgezeichnet wird. Dadurch halbiert sich natürlich die mögliche Aufnahmezeit, aber vor allem bei wichtigen Mitschnitten bekommt man damit das entspannte Gefühl der Sicherheit, dass wirklich nichts schief gehen kann. Eine sehr schöne Idee und ein großer Pluspunkt an diesem Fieldrecorder!

Als letzter vorbereitender Schritt lassen sich mit dem integrierten Lo-Cut Filter wahlweise alle Frequenzen unterhalb von 40, 80 oder 120 Hz abschneiden.

Der DR-2d im Silver-Finish
Der DR-2d im Silver-Finish

Aufnahmefunktionen
Ein Auto soll fahren, ein Flugzeug soll fliegen und ein Digitalrecorder soll im Wesentlichen natürlich aufnehmen. Der DR-2d bietet dazu zunächst einige Features, die für mobile Digitalrecorder inzwischen absolut gängig sind. Einerseits kann man mit einer Verzögerung von 0,3 Sekunden nach dem Tastendruck dafür sorgen, dass der Körperschall abgeschnitten wird. Bei einer Aktivierung mit der Fernbedienung ist das natürlich nicht nötig. Andererseits kann man den Recorder auch anweisen, das genaue Gegenteil zu tun und schon während der Aufnahmebereitschaft dauerhaft bis zu zwei Sekunden des Eingangssignals zwischenzuspeichern, die der Datei dann hinzugefügt werden. In zwei Sekunden passiert zwar in der Regel nicht allzu viel, aber so kann man zumindest die eigene Reaktionszeit abkürzen und vielleicht doch noch die ersten Töne eines überraschenden Konzertbeginns erhaschen. Klasse wäre natürlich, wenn man diesen Vorlauf noch verlängern könnte. Außerdem lässt sich der Recorder auch so konfigurieren, dass die Aufnahme startet, sobald der Input-Level eine gewisse Grenzlautstärke übersteigt.

Neben diesen wie gesagt nicht unüblichen Features gibt es zwei weitere Aufnahmefunktionen, die weniger gebräuchlich sind und in den wenigsten Konkurrenzprodukten zu finden sind. Mit der ersten stoßen wir auf eine andere Form der dualen Aufnahme, mit der zusätzlich zum internen Mikrofon auch das Signal aus dem Line-Eingang als separate zweite Spur aufgezeichnet werden kann. Als Ergebnis erhält man zwei synchrone Dateien, die nachher in einer DAW getrennt bearbeitet werden können. Ein mögliches Anwendungsgebiet wäre die Kombination von Mikrofon-Sound aus dem DR-2d und der Stereo-Summe eines direkt angeschlossenen Mischpults.

Den größten Spaß im Verlauf dieses Tests hatte ich persönlich mit der Overdub-Funktion des Recorders, die es auch schon beim Vorgänger gab. Das Schlüsselwort dazu lautet „Full-Duplex-Fähigkeit“ – ein Begriff, der in der Frühzeit des Digitalrecordings extrem wichtig war und schlicht und einfach dafür steht, dass ein Gerät gleichzeitig abspielen und aufnehmen kann. Mit dieser Eigenschaft kann sich auch der DR-2d rühmen und damit bietet sich die Möglichkeit, eine Datei mit einem Kopfhörer abzuhören und gleichzeitig eine neue Aufnahme zu erstellen, in der beide Signale gemischt werden. So kann man zum Beispiel auf der Grundlage einer Schlagzeugaufnahme weitere Instrumente einspielen und sogar nach und nach ganze Chorsätze erstellen. Ein Traum für die Ein-Mann-Band! Klanglich natürlich innerhalb gewisser Grenzen, da sich die Nebengeräusche immer weiter addieren, aber eben mobil – als musikalisches Notizbuch reicht es allemal.

Interessant für alle Digitalrecorder ist übrigens die Frage, wie mit der 2 GB Obergrenze für Audiofiles umgegangen wird, die aufgrund des FAT-32 Dateisystems gegeben ist. Der Recorder verhält sich hier vorbildlich und setzt die Aufnahme direkt in einer neuen Datei fort.

Sound
Und jetzt zur Kernfrage: Wie klingt der Tascam DR-2d? Im Player gibt es wie in den anderen Berichten des Testmarathons wieder drei Tracks: Schlagzeug in einem Proberaum (von vorne), Gitarre und Gesang und eine Umgebungsaufnahme (Bahnhofshalle mit anschließender Bewegung nach draußen). Für den zweiten Track hat der Münchner Songwriter Markus Rill mit einer Song-Perle namens „Fast Forward“ hergehalten.

Audio Samples
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Drums Vocal + Gitarre Bahnhofshalle

Was die Abbildung im Stereofeld angeht, macht sich der DR-2d sehr gut. Die Aufnahmen klingen in diesem Bezug wunderbar natürlich, und man hat beim Abhören mit Kopfhörer fast das Gefühl, dabei zu sein. Im Frequenzbild fallen allerdings leichte Überbetonungen um 5 kHz und 11 kHz herum auf. Bei der Schlagzeugaufnahme bemerkt man, dass die Becken und die ohnehin „trashigen“ Hi-Hats etwas harsch abgebildet werden. Im Bass-Bereich wirkt der Recorder dagegen ein wenig dünn. Unterhalb von etwa 250 Hz macht der Frequenzgang des internen Mikrofons langsam die Biege und sackt schließlich ganz ab. Daran lässt sich auch mit nachträglicher Equalizer-Bearbeitung am Computer nicht mehr viel ändern. Bereiche um 50 Hz herum sind den Aufnahmen bei einer herkömmlichen Positionierung im Raum kaum zu entlocken, und dadurch treten die Überbetonungen in den Höhen noch deutlicher hervor. Das macht die Konkurrenz oft besser.

Als kleinen Bonus gibt es nun noch eine weitere Schlagzeugaufnahme, bei der die Dual-Funktion zum Einsatz kommt. Zusätzlich zum internen Mikrofon (diesmal in Overhead-Position) wurde die Bassdrum über ein dynamisches Mikro am Line-Eingang aufgezeichnet, und so kommt der fehlende Tiefbass wieder zum Vorschein. Zum Vergleich mit anderen Recordern ist diese Aufnahme natürlich nicht geeignet, da ja mehr oder weniger „getrickst“ wurde.

Audio Samples
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Drums mit Extra-Mic

Ein Helferlein beim Üben
Der DR-2d hat einige Gimmicks an Bord, die dazu ausgelegt sind, dem aufstrebenden Popstar beim Üben unter die Arme zu greifen. Prinzipiell muss man dazu sagen, dass die größte Hilfe in diesem Sinne wohl die Aufnahme selbst ist, denn nichts ist erhellender, als sich selbst zuzuhören. Funktionen wie variable Wiedergabegeschwindigkeit bei gleichbleibendem Tempo oder das Unterdrücken von Gesangs- oder Lead-Stimmen sind eher eine Spielerei und mit dem Recorder selbst auch schwer umzusetzen, da entweder der Sound aus dem Mono-Speaker nicht ausreicht, oder man sich mit Kopfhörer selbst nicht richtig hört. Am hilfreichsten ist da noch das Metronom, das unterwegs brave Dienste leisten kann.

Das Gleiche gilt übrigens im Prinzip auch für den integrierten Hall. Bemerkenswert ist dabei zwar, dass sich Effektanteil und Release-Zeit wie in einem „richtigen“ Reverb frei einstellen lassen, für eine wirklich gute Aufnahme lässt man davon aber besser die Finger.

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