Der Tascam DR-44WL Linear PCM Recorder im bonedo-Test. Bevor ich mich dem Mobilrecorder DR-44WL und den Erfahrungen mit diesem Aufnahmegerät widme, eine kurze Überlegung: Wie hätten die typischen Proberaum-Demo-Tapes der 80er und 90er Jahre wohl geklungen, wenn es keine Vierspurgeräte gegeben hätte?
Die Idee, eine handelsübliche Audio-Cassette als Medium für vier mischbare Mono-Spuren zu verwenden, geht auf Tascam zurück und wurde zum ersten Mal mit dem 1979 erschienen und danach vielfach imitierten Portastudio verwirklicht. Dass fortan auch der „normalsterbliche“ Musiker in der Lage war, innerhalb der eigenen vier Wände richtiges Multitrack-Recording zu betreiben, war für die damalige Zeit verhältnismäßig spektakulär! Aber heute ist das natürlich anders. So nachvollziehbar der Retro-Analog-Trend unseres digitalen Zeitalters an vielen Stellen auch sein mag, mit ihrem Klang und ihrer Bedienbarkeit gehören Recorder wie das Portastudio trotz eines gewissen unabsprechlichen Charmes wohl nicht zu den geheiligten Reliquien der Analog-Ära. Dementsprechend ist auch Tascam natürlich längst auf den fahrenden Zug der mobilen Digitalrecorder aufgesprungen.
Mit dem Tascam DR-44WL sehen wir uns in diesem Test einen Kandidaten mit einem integriertem XY-Mikrofon und zwei zusätzlichen Eingängen zum Anschluss externer Mikrofone an. Gewisse Parallelen zum guten alten Portastudio sind also zumindest bei der Anzahl der Eingangskanäle vorhanden. Eine eher außergewöhnliche Eigenschaft ist die integrierte WLAN-Funktion, die es erlaubt, den Recorder drahtlos über ein Smartphone oder Tablet zu steuern und zusätzlich auch Datenübertragung ermöglicht. Neben neuen Preamps und dem Punkt, dass die Mikrofone nun starr in einer XY-Anordnung sitzen und nicht mehr in ihrem Winkel zueinander angepasst werden können, ist dies die wohl wichtigste Neuerung im Vergleich zum DR-40, dem direkten Vorgänger unseres Testkandidaten. Auf den nächsten Seiten sehen wir uns den umfangreich ausgestatteten Recorder genauer an!
Details
Mit allen Extras!
Der Tascam DR-44WL kommt mit einer äußerst ansehnlichen Auswahl an Zubehör. Im Lieferumfang finden sich zunächst die zum mobilen Betrieb benötigten vier AA-Batterien und eine vier Gigabyte fassende Micro-SD-Card mit zugehörigem Adapter auf das Standard-Format von SD-Slots. Wer mehr Speicherplatz benötigt, kann SDXC-Karten mit einer Größe von bis zu 128 GB verwenden. Mit dem enthaltenen USB-Kabel lässt sich der Recorder zum Datentransfer mit einem Computer verbinden, andererseits bietet sich die Strippe in Kombination mit dem ebenfalls enthaltenen USB-Netzadapter aber auch zur reinen Stromversorgung an. Wer öfter in Übersee unterwegs ist, darf sich sogar über einen extra Aufsatz für amerikanische Flachsteckdosen freuen. Awesome!
Der Recorder bringt aber auch zwei Kleidungsstücke mit, die man ihm anziehen kann. Die kleine Schaumstoff-Mütze sieht nicht nur nett aus, sondern schützt nebenbei auch noch vor störenden Windgeräuschen in den Aufnahmen. Vor Staub und Kratzern bewahrt man den Recorder in einem dünn gepolsterten Täschchen. Natürlich, beide dieser Accessoires könnten bedeutend edler sein, aber es gibt keinen Grund zur Klage über die Qualität der Verarbeitung, und ihren Zweck erfüllen die Beiden allemal. Wirklich sehr erfreulich ist, dass Tascam daran gedacht hat, zusätzlich noch zwei Adapter draufzulegen, mit denen der DR-44 entweder auf den Blitzschuh einer Kamera gesteckt oder an einer Mikrofon-Klemme befestigt werden kann. Eine mehrsprachige und recht kompakt gehaltene gedruckte Bedienungsanleitung ist ebenfalls im Paket. Nicht im Lieferumfang enthalten ist dagegen eine Software zum Nachbearbeiten der Aufnahmen. Wenn man in dieser Hinsicht nicht ohnehin schon versorgt ist, wird man sich zu diesem Zweck aber auch mit den zahlreichen Freeware-Programmen aus diesem Sektor helfen können.
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Verarbeitung und Anschlussmöglichkeiten
Im Hinblick auf die Verarbeitung macht der Hanheld-Recorder auf den ersten Blick einen mehr als ordentlichen Eindruck. Das Gehäuse ist zum Teil aus Kunststoff und zum Teil aus Aluminium gefertigt und insgesamt solide umgesetzt.
Mit Maßen von ca. 16,2 x 7,9 x 4,3 cm und einem Gewicht von knapp 350 g (mit Batterien) wirkt der Recorder gut austariert, und wenn es denn einmal nötig sein sollte, ist eine einhändige Bedienung für die üblichen Schritte gerade noch möglich — wenn auch nicht so komfortabel wie bei manchem schlankeren Mitbewerber. Das Monochrom-Display ist orange hintergundbeleuchtet und bietet eine Auflösung von 128 x 128 Bildpunkten. Wie die meisten Geräte dieser Art konzentriert sich der DR-44 vor allem auf den Informationsgehalt der Darstellung, opulente Grafiken darf man hier nicht erwarten. Wichtig ist vor allem: Man kann jederzeit alles gut erkennen, die Interpretation von kryptischen Pixelhaufen ist nicht nötig.
Aber werfen wir einen Blick auf die Bedienelemente. Auf der Frontseite sitzen zunächst einige Buttons, mit denen man vor allem die Aufnahme- und Wiedergabe-Funktionen steuert und die verschiedenen Eingangskanäle aktiviert. Hier gibt es keinen Grund zur Kritik. Einzig das Steuerrad zum Scrollen durch das Menü ist dagegen etwas klapprig geraten und könnte mit ein wenig mehr Drehwiderstand ein deutlich wertigeres Feel erzeugen.
Auf der linken Seite des Gehäuses befinden sich ein Power-Schalter, zwei Taster zum Regeln der Ausgangslautstärke des benachbarten Kopfhörerausgangs und des kleinen Speakers auf der Rückseite, ein WiFi-Button zum Herstellen einer WLAN-Verbindung und ein SD-Slot, der von einer Gummi-Abdeckung geschützt wird. Betrachtet man den Recorder dagegen von rechts, so sieht man den durch eine Metallplatte geschützten und recht leichtgängigen Regler zum Anpassen des Input-Levels mit einem zugehörigen Taster, einen weiteren Schalter zum Konfigurieren der externen Eingänge, über den sich unter anderem die für beide Kanäle gekoppelte 24/48 Volt Phantomspeisung aktivieren lässt, sowie eine USB-Buchse. Zusammenfassend kann man sagen, dass die meisten seitlichen Bedienelemente (ähnlich wie das Steuerrad auf der Frontseite) eine leichte Tendenz zum Wackeln haben. Es ginge natürlich auch schlimmer, und der DR-44 ist noch weit davon entfernt, deshalb billig zu wirken, unter dem Strich könnte sich aber alles noch etwas luxuriöser anfühlen. Zum eigentlich sehr positiven ersten Eindruck des Gehäuses hätte das allemal gepasst. Nun ja — ein paar kleine Schönheitsfehler sind vielleicht erlaubt.
Wirklich erfreulich ist dagegen der Blick auf das Fußende des Recorders. Da wurden von Tascam doch tatsächlich die allseits beliebten (weil äußerst hochwertigen) Neutrik-Buchsen verbaut. XLR-Stecker rasten genauso wie Klinkenstecker sicher in der Verankerung ein, wie man das von hochwertiger Studio-Hardware gewohnt ist. So soll es sein! Auch das Kopfende mit den in echter XY-Anordnung verbauten Mikrofonen macht einen sehr guten Eindruck. Dank eines Shockmounts sitzen die beiden Kapseln elastisch an ihrem Platz, dementsprechend ist der Recorder weniger anfällig für eventuellen Tritt- oder Körperschall. Die beiden Metall-Bügel an den Seiten wirken stabil und sorgen für ausreichenden Schutz vor möglichen Beschädigungen dieses empfindlichen Bereichs.
Aufnahmeformate und Betriebsdauer
Wie man das von einem solchen Recorder erwartet, zeichnet der DR-44 Audiodaten vor allem einmal im unkomprimierten Wav-Format auf, wobei auch Bwf-Dateien mit Metadaten zur Aufnahme erzeugt werden können. Die Sample-Rate liegt im typischen Bereich zwischen 44,1 kHz und 96 kHz, wobei es hier nur einen Zwischenschritt bei 48 kHz gibt. Eine Option für die ebenfalls nicht unüblichen 88,2 kHz fehlt leider. Die digitale Wortbreite liegt bei den gewohnten 16 oder 24 Bit, aber natürlich gibt es auch die Möglichkeit, platzsparende MP3-Files in Auflösungen zwischen 32 kbps und 320 kbps zu erzeugen. Im Gegensatz zu manch anderem Recorder funktioniert das Echtzeit-Encoding nicht nur bei der reinen Stereo-Aufnahme, sondern auch bei der simultanen Verwendung aller vier Eingänge.
Bei alledem darf man aber die maximale Betriebsdauer bei Batteriebetrieb nicht vergessen. Was nützt es schon, wenn man zig Stunden MP3 in niedriger Auflösung auf eine SD-Card quetschen kann, dem Recorder aber nach wenigen Stunden der Saft ausgeht? Doch keine Sorge, in dieser Hinsicht können wir für unseren Testkandidaten Entwarnung geben, denn dieser schafft im Stereo-Betrieb ca. 16 Stunden Daueraufnahme. Natürlich spielt hier auch immer die Qualität der verwendeten Batterien mit und bei aktivierter Phantomspeisung und WLAN-Funktion ist der Stromverbrauch noch um einiges höher. Trotzdem handelt es sich hier um einen zwar groben aber sehr guten Wert. Eindeutiger Pluspunkt!