Das kompakte Tascams Audiointerface Ministudio Creator US-42B wagt den Spagat zwischen Broadcast/Podcast/Streaming und dem Kreativeinsatz beim Musizieren.
Und das Ganze zu einem relativ günstigen Preis.Wir haben das Ministudio auf seine Praxistauglichkeit und Qualitäten hin überprüftt. Zu welchen Erkenntnissen wir dabei gelangt sind, erfahrt ihr in diesem Testbericht.
Details
Gerätekonzept
Das Ministudio Creator US-42B ist ein USB2.0-Audiointerface mit einer maximalen Abtastrate von 96 kHz bei einer Auflösung von 24 Bit, dessen funktionaler Fokus auf dem Einsatz im Bereich der Podcast- und Broadcasting-Anwendungen liegt. Dank der preisbezogen ausgesprochen flexiblen Anschlussmöglichkeiten ist allerdings auch die Verwendungsmöglichkeit zur Musikproduktion gegeben. Je nach Anwendung lässt sich das Interface im umschaltbaren Creator- oder Loopback-Modus betreiben, der das Ausgangs- und Monitoring-Routing der Situation entsprechend optimiert.
Zwei Beispiele:
Loopback On: Die Inputs 1 und 2 (z.B. 2 Mikrofone bei einem Interview) werden mittig gepannt dem Sendesignal zugeführt.
Loopback Off (Creator Mode): Die Inputs 1 und 2 können auf verschiedenen Spuren eines DAW Hostprogramms getrennt voneinander aufgenommen werden.Mehr Infos zu den weiteren Optionen und zahlreichen Hard- und Software-Features folgen im Laufe des Testberichts.
Was ist neu?
Das Ministudio US-42B löst das (weiße) Vorgängermodell US-42 ohne „B“ (möglicherweise für „black“) ab, das bereits einige Jahre im Handel war. Auch wenn auf einigen Händlerseiten im Internet von einer verbesserten Version die Rede ist, kann ich in den technischen Daten und Features keine Veränderung bzw. Verbesserung entdecken, es sei denn die Farbe des Nachfolgers gefällt einem besser. Wenn man kritisch hinschaut, fallen sogar Einschränkungen bezüglich der Kompatibilität zu älteren macOS- und iOS-Versionen ins Auge, die vom Vorgängermodell noch offiziell unterstützt werden. Hiervon einmal abgesehen: Wenn etwas gut ist oder war, muss es ja nicht zwingend regelmäßige Upgrades erfahren, um den Besitzer/Anwender glücklich zu machen. Ein wirklicher Generationssprung wie bei Tascams Interfaces US-2x2HR / US-4x4HR, die ich erst kürzlich getestet habe, hat aber nicht stattgefunden, was an dieser Stelle nicht verschwiegen werden sollte.
Anschlüsse
I/O-seitig ist Tascams Ministudio für viele Anwendungssituationen gerüstet. Bei beiden Haupt-Inputs sind als separat umschaltbare (Mic+48V/Mic/INST) symmetrische XLR/TRS-Kombibuchsen ausgelegt. Die Vorverstärkung der Mikrofonvorverstärker beträgt 45 dB, was in den meisten Situationen ausreichen sollte. Der zusätzliche Aux-Eingang (3,5mm-Stereoklinke) ermöglicht außerdem den Anschluss mobiler Abspielgeräte.
Anwender von Headsets werden sich über die flexiblen Anschlussmöglichkeiten freuen. Zusätzlich zur „professionellen Variante“ aus XLR-Eingang und 6,3mm-Kopfhörerausgang gibt es zwei weitere Optionen. Der 4-polige 3,5mm-Kopfhörerausgang ist zum direkten Anschluss entsprechender Headsets geeignet, darüber hinaus befindet sich unmittelbar daneben ein 3,5mm-Mikrofoneingang für Hör-Sprech-Kombinationen mit gesplitteten Anschlusskabeln. Außer den bereits genannten Kopfhörerausgängen befindet sich auf der Geräterückseite ein unsymmetrischer Stereoausgang in Form von zwei Cinch-Buchsen. Die beiden benachbarten USB-Buchsen dienen dem Anschluss eines optional erhältlichen Netzteils oder Akkupacks (USB C) sowie dem USB-bus-powered Betrieb mit einen Computer (USB B) über das mitgelieferte Kabel (USB A auf B).
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Features (Hardware)
Beginnen wir mit den Funktionen, die unmittelbar vom Gerät aus bedient werden können. Die fünf beleuchteten Pads zählen zu den auffälligsten Ausstattungsmerkmalen des Tascam Interfaces und dienen der Steuerung unterschiedlicher Funktionen. Das Sound Pad-Trio auf der linken Seite triggert Audiofiles/Samples. Neben den vorkonfigurierten Sounds lassen sich weitere Samples von Tascams Homepage downloaden oder auch eigene Audiofiles per Drag&Drop installieren. Der benachbarte Effect-Button (de-)aktiviert einen software-seitig eingestellten „Spezialeffekt“. Ganz rechts befindet sich ein etwas größerer Button mit einem Lautsprechersymbol, der auf dem Vorgängermodell noch mit „On Air“ beschriftet war. Die Funktion ist simpel wie praktisch: Anliegende Eingangssignale werden stummgeschaltet, um z.B. während einer Sendung eine „privates“ Gespräch zu führen. Neben den Potis zum Regeln verschiedener Pegel, die man üblicherweise auf Audiointerfaces findet, fällt der separate Reverb-Regler auf, mit dem man den Effektanteil des software-seitig eingestellten Reverb-Effekts unmittelbar am Gerät einstellen kann.
Features (Software)
Ein großer Teil der Funktionen des Ministudio Creator US-42B sind über die Software „Tascam Ministudio / Einstellungsfeld“ zugänglich. Zum Zeitpunkt meines Tests (März 2021) gab es für Apple-Rechner kein Update der Version 2.30 von 2017 (Windows: 2019), nur mal so kommentarlos am Rande bemerkt. Weiterhin gibt es funktionale Detailunterschiede der Windows- und Mac-Version, die ihr bei Bedarf in der Bedienungsanleitung nachlesen könnt.
Welche zusätzlichen Möglichkeiten der Software sind mir auf meinem Apple-Testcomputer aufgefallen? Grundsätzlich bietet das Einstellungsfeld zwei alternative Hauptfenster: „Easy“ und „Expert“. Die Easy-Ansicht dient in erster Linie zum Auswählen von Presets der Kategorien Sound, Effect und Reverb. In den Sound-Presets findet man praktische Voreinstellungen (EQ + Kompressor / DSP) zur Mikrofonaufnahme, während „Effect“ verschiedene Spezialeffekte (Pitch, Distortion, Modulation, Delay), überwiegend zur Verfremdung des Mikrofonsignals, bereitstellt. Weiterhin stehen verschiedene Reverb-Effekte (Hall, Room, Live, Studio, Plate) zur Auswahl und im unteren Bereich des Fensters (PON) lassen sich Einstellungen und Dateizuordnungen für die Sound Pads vornehmen.
Im Expert-Fenster entsprechen die Einstellungsmöglichkeiten schon fast professionellen Ansprüchen und bieten üppige Klangformungsmöglichkeiten sowie verschiedene Monitoring-Optionen. Ob man jetzt unbedingt einen 4-Band-EQ benötigt, sei dahingestellt, aber die Möglichkeit, für jedes Mikrofon einen separaten Low Cut einzustellen, hat einen hohen Nutzwert!Zur Verwendung des Ducking-Effekts ist das Öffnen eines zusätzlichen Fensters erforderlich. Bedientechnisch ist das nicht besonders elegant, aber toll, dass das Tascams preiswertes Ministudio diese Möglichkeit überhaupt bietet!
Verarbeitung und Haptik
Das stabil wirkende Kunststoffgehäuse des Tascam Ministudio Creator weist keine Verarbeitungsmängel auf. Ebenfalls machen alle Bedienelemente und Anschlüsse haptisch einen soliden Eindruck und sind an der Geräterückseite sichtbar verschraubt. Das kompakte Interface(200/40/130mm, B/H/T) wiegt 500 Gramm und steht auf seinen Gummifüssen stabil auf meinem Arbeitstisch.