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Tascam Model 16 Test

Tascam präsentiert mit Model 16 ein kompaktes analoges Mischpult mit 14 Kanälen, gepaart mit einem digitalen 16-Spur-Recorder. Als Aufnahmemedium kann hierfür eine handelsübliche SD-Karte herhalten oder das interne Datengrab eines Macs oder PCs mit geeigneter Recording-Software. Für den optionalen Datenaustausch mit dem Rechenknecht der Wahl dient ein integriertes 16/14 (I/O) Audiointerface, das via USB-Verbindung aufnimmt. Zu all dem hat Tascams Entwickler-Team dem Multifunktionsgerät noch eine 14-Track-Playout-Engine hinzugefügt, so dass Model 16 auch als Playback-Player bei Live-Gigs fungieren kann. Erst mal Luft holen. Mit diesem bunten Strauß an Features im Gepäck eignet sich Model 16 auf dem Papier hervorragend als Mischpult und Aufnahmegerät für Budget-orientierte Bandprojekte, die sowohl einfache Proberaum-Mitschnitte realisieren als auch komplexere Arrangements, die sonst für eine adäquate Live-Performance diverse Musiker-Engagements nach sich ziehen würden, auf die Bühne hieven wollen.

Tascam Model 16
Tascam Model 16 | 14-Channel Analogue Mixer With 16-Track Digital Recorder


Ob Model 16 das einfache Versprechen einer komplexen All-in-one-Lösung halten kann, erfahrt ihr im anschließenden Test.

Details

Model 24, den großen Bruder des Testprobanden, hatte ich bei einem Musikinstrumentenhändler bereits mit eigenen Augen gesehen und war seinerzeit ein wenig überrascht aufgrund der tatsächlichen Dimensionen des Mixers. Auch bei Model 16 bin ich zunächst über die recht große Kartonage verwundert, doch schnell wird deutlich, dass zumindest der kleine Bruder zweifelsfrei als mobile Mix- und Recording-Lösung fungieren kann.

Fotostrecke: 3 Bilder Sesam …

Die recht üppige Verpackung, insbesondere die großzügigen Styropor-Backen, lassen den Boliden im Vorhinein ein wenig größer erscheinen, als er dann wirklich ist. Insgesamt gerät er mit Abmessungen von rund 43 × 46 × 11 cm (B × T × H) gar nicht so groß, wie von mir befürchtet. Seine Einwaage landet mit netto 7 kg im Mittelschwergewicht. Der große Bruder bringt mit gut 10 kg weit mehr mit in den Ring, da sieht’s mit der Einsortierung in Gewichtsklassen schon ein wenig anders aus. Hinsichtlich der Maße gereichen dem kleinen Model 16 im Vergleich zum Model 24 vier Mono- und zwei Stereokanäle weniger sowie 60 statt 100 mm Fader zum Vorteil, was die Portabilität angeht.
Zum Lieferumfang des Model 16 zählen das Pult selbst, eine mehrsprachige Bedienungsanleitung samt Garantiehinweisen sowie Netzanschlusskabel für Europa und Nordamerika, denn der Mixer ist selbstredend mit einem Schaltnetzteil ausgestattet, das einen unproblematischen Betrieb auf beiden Kontinenten selbständig ermöglicht. 

Und das ist alles mit dabei: das Pult, Netzkabel für Amerika und Europa
Und das ist alles mit dabei: das Pult, Netzkabel für Amerika und Europa

Insgesamt macht das Mischpult einen sehr hochwertigen Eindruck auf mich, Tascam-typisch halt – zudem mit einem Hauch Eleganz versehen. Für die noble Note zeigt sich die golden abgesetzte Monitor- und Mastersektion verantwortlich, aber natürlich auch die Seitenteile in Holzoptik tragen hierzu einen erheblichen Teil bei.
Alle Klinkenbuchsen sind fest mit dem Chassis verschraubt, die fluffigen 60-mm-Fader, Drehregler und Taster bzw. Schalter machen allesamt einen robusten Eindruck. Die EQ- und Pan-Regler rasten spürbar in der Mittenposition ein. Alle Drehregler bringen mir einen angenehmen Widerstand entgegen und die Potikappen verfügen über einen angenehm großen Durchmesser, so dass hier ohne Kompromisse gefühlvoll justiert werden kann. Das Chassis selbst ist komplett aus Metall gefertigt, was ich als sehr solide empfinde. Die ersten optischen und haptischen Eindrücke sind sehr gut, ohne eine kleinste Beanstandung!

Fotostrecke: 4 Bilder Ein durchaus edler erster Gesamteindruck, den Tascams Model 16 bei mir hinterlässt

Auffällig ist die absolute Konzentration auf die Pultoberfläche, die trotzdem überhaupt nicht überladen wirkt. Die Geräterückseite beheimatet ausschließlich den USB 2.0-Anschluss, die Kaltgerätebuchse und einen Netzschalter. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man noch die Gerätesicherung und die aufgedruckte Seriennummer; das war’s dann aber!
Der Vorteil liegt auf der Hand: Mit einem Blick auf die Pultoberfläche gelingt ein schneller Überblick über die versenkten Stecker im oberen Anschlussfeld. Man muss sich also nicht mit einer Mini-Maglite im Mund vorne kopfüber das Pult beugen und dann die um 180 Grad gedrehten aufgedruckten Kanalnummern interpretieren. Auch das sollte (wenn auch leise) auf der Habenseite verbucht werden. 

Fotostrecke: 2 Bilder Das Layout ist wahrlich übersichtlich gestaltet und deswegen auch intuitiv bei Erstbeschnupperung

Channel Features

Grundsätzlich können ausnahmslos alle Kanalzüge als Träger der Spuren der Multitrack-Engine dienen, aber auch als Rückkanäle des Audiointerfaces fungieren. Welches Signal hier zum Tragen kommt, entscheidet in jedem Kanal ein separater dreistufiger Schiebeschalter namens Mode, der unterhalb der Aufholverstärkung angesiedelt ist, mit den Stellungen PC, MTR und Live. Live steht dann natürlich hier für die physikalischen analogen oberseitigen Eingänge.

Kanäle 1-8 sind hinsichtlich ihrer Vorverstärker nahezu gleich ausgestattet. Nur Channel 1 und 2 nehmen on top noch per Instrumenteneingang niederohmige Gitarren- und Basssignale mit auf und stellen je einen Channel-Insert (Send/Return) für die Einbindung externen Equipments zur Verfügung. Allen acht gemein sind ein Regelbereich von rund 0 bis 50 dB an Mikrofonen und -10 bis +40 dB bei Line-Quellen sowie ein schaltbares Trittschallfilter, das bei 100 Hz mit -18 dB/Okt. zu Werke geht. Weitere Gemeinsamkeiten sind: (de)aktivierbare One-Knob-Kompressoren, 3-Band-EQs mit festen High- und Low-Shelf-Bändern (12 kHz und 80 Hz) sowie semiparametrischen Mitten bei fester Filtergüte, regelbar von 100 Hz bis 8 kHz, alle Bänder mit +/-15 dB Boost/Cut. Das klingt so, als könne man damit gut zu Werke gehen!

Last but not least schließen unterhalb der Pan-Controller die Mute-Schalter und 60-mm-Channelfader samt Routing- und PFL-Buttons den Kanal nach unten hin ab.

Als Abweichler dieser Kanalgüte gelten Channels 9/10, 11/12 sowie 13/14. Channel 13/14 dient als spontane Einspielaufnahme und bietet hierfür mit einer Bluetooth-Schnittstelle, einer Stereo-Miniklinke sowie einem Cinch-Paar genügend Anschluss in die elektroakustische Welt von Model 16. Dafür verzichtet Kanal 13/14 auf eine regelbare Vorverstärkung, Trittschallfilter und EQ.

Doch zurück zu 9/10 und 11/12, die wahlweise bei einem anliegendem Line-Signal mono oder stereo betrieben werden können. Der Monobetrieb ergibt sich automatisch bei Nichtbenutzung der rechten Eingangsbuchse. Der Regelbereich für Line-Quellen liegt hier bei -20 bis +30 dB.

Bei Nutzung des Mikrofoneingangs schalten die beiden Channels direkt auf mono und die Balance-Controller mutieren zu bloßen Panorama-Reglern. Im direkten Vergleich mit den ersten acht Channels fehlt den Stereokanälen der Kompressor und das regelbare Mittenband, denn jene Equalizer haben drei feste Frequenzbänder, die Mitten liegen hier bei 600 Hz.

Natürlich stellt Model 16 Phantomspeisung zur Nutzung von Kondensatormikrofonen bereit. Alle Kanäle, an denen ein Mike angeschlossen werden kann, verfügen darüber. Es handelt sich hierbei allerdings nicht um ein Channel-Feature, sondern um eine globale Funktion, was bedeutet, dass an allen Buchsen 48 Volt Gleichspannung anliegt, wenn diese aktiviert ist. Das führt auch dazu, dass unsymmetrische Mics oder so manches Bändchenmikrofon beim Anschluss Schaden nehmen kann.

Darüber hinaus kann es bei defekten Kabeln und/oder fehlerhafter Erdung dazu kommen, dass man sich am Mikrofonkorb bei Kontakt mit dem Mund einen Stromschlag abholt. Insofern ist es immer besser, wenn man die Gleichspannung separat (de)aktivieren kann oder zumindest in 4er-Gruppen o. ä.

Um das Thema abzuschließen, muss ich festhalten, dass der simultane Betrieb von verschiedensten Mikrofonen bei Tascams Model 16 nur eingeschränkt möglich ist, sprich keine besonderen Bändchen-Mics, keine unsymmetrischen Modelle und unbedingt Vorsicht walten lassen beim Schalten, indem man alle Summen- und Monitor-Pegelsteller vorher herunterzieht! In der Summe wäre das sonst bei 10 Mikrofonen ein elendig lauter Knacks, fast schon ein „Wumms“, der dann auf alle Monitore, Kopfhörerwege und die PA geroutet wäre – aua!

Fotostrecke: 3 Bilder Das Display ist stark angewinkelt und verbessert somit deutlich dessen Ablesbarkeit

Summen & Monitore

Alle Channel-Signale gelangen in Abhängigkeit der ausgewählten Routing-Optionen auf die Stereosubgruppe und/oder auf dem Masterbus. Der Stereo-Master wird einzig über zwei XLR-Schnittstellen symmetrisch aus dem Pult geführt. Der Sub-Out kann zwar ebenfalls symmetrisch, aber über 6,3-mm-Klinkenbuchsen abgegriffen werden. Drei Aux-Wege stehen für die Realisation von zwei Mono-Kopfhörermixen (Mon 1 und Mon 2) und die Ansteuerung des internen Effekts bereit. Der Abgriff für Mon 1 in jedwedem Kanal ist unabänderlich pre Fader. Mon 2 hingegen kann in jedem Kanal separat post Fader geschaltet werden, um zum Beispiel einen externen Halleffekt in den Mix zu integrieren. Der Dritte im Bunde, der interne FX-Send, ist unabänderbar post Fader.
Der Ausgang der Sammelschiene namentlich FX lässt sich ebenso über eine 6,3-mm-Klinkenbuchse abzwacken wie die Monitorwege 1 und 2. Steckt im Effekte-Ausgang ein Stecker, wird die interne FX-Engine signalflusstechnisch umgangen und kann deaktiviert werden. Nun müsste der externe FX-Return noch in das Pult zurückgeführt werden, was man idealerweise über einen der Stereokanäle 9/10 oder 11/12 bewerkstelligt. Der interne FX-Return läuft beim Model 16 fest auf einem 60-mm-Fader im Summenmodul auf und stellt einen Mute-Schalter und Routig-Optionen auf die Monitore 1 & 2, Stereo Sub und Stereo Master bereit.
Zu dem gelben Flachbahnregler des FX-Rückwegs gesellen sich unten rechts noch die 60-mm-Pegelsteller für den Control Room (CR, weiß) und die für die beiden Stereobusse (Sub ebenfalls mit weißer und Main mit roter Faderkappe). Alle Signale außer das für die Tonregie (CR) können per Taster direkt stummgeschaltet werden, die Subgruppe wird wahlweise auf den Main-Bus geroutet oder nicht. Der Control Room wird mit dem gleichen Signal gespeist wie der Kopfhörerverstärker, der mit 2x 80 mW an 32 W betrieben wird. Hier ist immer der Masterabgriff post Fader zu hören, solange keine PFL- oder AFL-Funktion aktiv ist.

Master-Sektion EQ

Für klangliche Korrekturen am Summensignal oder an den Monitorwegen 1 und 2 zeigt sich ein schaltbarer 4-Band-Equalizer verantwortlich. Dieser ist mit High- und Low-Shelf, die fest bei 10 kHz bzw. 60 Hz ansetzen und zwei semiparametrischen Mittenbändern, die zwischen 100 Hz und 8 kHz zu Werke gehen, ausgestattet. Der Cut bzw. Boost beträgt bei allen vier Bändern +/-15 dB. Der gesamte EQ wird mit Hilfe eines Schalters (de)aktiviert und mit einem zweiten Switch in den Signalfluss der Monitorwege oder in den Main eingesetzt.
Model 24 stellt an dieser Stelle einen grafischen EQ mit 7 Bändern bereit. Um ehrlich zu sein, finde ich den mir vorliegenden Frequenz-Verdreher für diesen Zweck ein bisschen praxisdienlicher.
Unterhalb jenes Equalizers finden wir das Display von Model 16 vor, das für den Tascamschen Mixer von zentraler Bedeutung ist. Aus diesem Grund war es den Entwicklern wichtig, die Ablesbarkeit der Anzeige zu optimieren. Das Modul, das die Anzeige beherbergt, ist adäquat angewinkelt, was dem geneigten User nicht nur sprichwörtlich entgegenkommen wird. Ein 45 x 30 mm großes monochromes Multifunktions-Display gewährt Einblick in die Pegelverhältnisse an den physischen Eingängen, USB-Rückkanälen oder den Multirack-Playout-Channels, aber auch in die Voreinstellungen diverser Parameter-Seiten. Rechts daneben ist auch das Stereo-Peak-Meter beheimatet, das mit 2x 12 LED-Segmenten bereitwillig Auskunft über die Pegel in den Channels und den Gruppen gibt, aber auch beim Einpegeln per PFL/AFL-Funktion behilflich ist.

Mehr als die Buffer-Size kann hier nicht eingestellt werden
Mehr als die Buffer-Size kann hier nicht eingestellt werden

Firmware, Betriebssystem, Treiber und Speicher

Zu Beginn des Praxistests hatte ich zunächst mal für die elementaren Voraussetzungen zu sorgen. Tascam hatte mir ein ganz frisches Exemplar von Model 16 zugesandt, das vor mir noch kein anderer Autor hatte. Demnach war die Firmware der Erstauslieferung installiert, Version 1.10.0. Mittlerweile stellt Tascam auf seiner Homepage nach den Versionen 1.11.0 und 1.11.1 die aktuelle Datei 1.12.0 bereit. Für die erste Firmware-Generation (1.10.0) gibt es bislang keine Treiber für PC oder Mac.
Es gilt also auch, ASIO-Treiber für Windows zu installieren und auch für MacOS gibt es einen Installer für das Software-Panel. So, wie es aktuell ausschaut, werde ich wohl auch auf Windows 7 vorher noch ein Service-Paket nachinstallieren müssen und da es wohl laut Internet-Recherche mutmaßlich Probleme beim Schreibvorgang mit nicht zertifizierten SD-Karten gegeben hat, muss ich mir auch noch eine von Tascam getestete Speicherkarte (Voraussetzung: mindestens Class 10 oder höher) online bestellen, im Corona-Zeitalter mal eben zum MediaMarkt geht ja nicht.
Immerhin bezahlt man für eine SanDisk Extreme PRO 64GB SDXC Speicherkarte (Class 10), die beim Schreiben Übertragungsgeschwindigkeiten bis zu 90 MB/s erreicht, nur etwas mehr als 20 Euro. Welche Speicherkarten von Tascam bereits getestet und für geeignet befunden wurden, kann einem PDF auf der Hersteller-Website entnommen werden.
Betriebssystemseitig besteht Model 16 offiziell auf Win7, Windows 8,1 oder 10 bzw. macOS Sierra‎ (10.12), High Sierra (10.13) oder Mojave (10.14). Auf Win7 habe ich die Software und die Treiber installiert. Das Software-Panel lässt nur die Einstellung der Puffergröße zu. Werksseitig sind 256 Samples vorausgewählt, das entspricht bei 44,1 kHz knapp 6 ms. Ich habe es unter Soundforge 13 mit 128 Samples probiert (etwa 3 ms), was kein Problem dargestellt hat.  

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