Tascam Model 2400 im Test: Das japanische Tech-Unternehmen Tascam dürfte den allermeisten Musikern und Sound-Enthusiasten ein Begriff sein, oder? Schließlich tüfteln die Ingenieure der Mutterfirma, der „Tokyo Electronic Acoustic Company“, kurz TEAC, seit knapp 70 Jahren an immer neuen Kreationen, Audiophile in der ganzen Welt von sich zu überzeugen vermögen.
Während sich TEAC selbst jedoch eher dem Heimanwender-Markt und der wissenschaftlichen Industrie widmet, wurde Tascam 1971 als Tochterunternehmen ins Leben gerufen um spezielle Bedürfnisse der professionellen Audiobranche zu bedienen. Bezeichnend dann auch das Namenskürzel: „TEAC Audio Systems Corporation for Advanced Music“.
Durch die Entwicklung qualitativ hochwertiger Produkte, wie Mic-Preams, Interfaces oder Field- und Mehrspurrecorder, wie dem legendären Portastudio, das auch die damals 13-jährige Lady Gaga von ihrem Vater bekam und heute als ihr „liebstes Weihnachtsgeschenk“ bezeichnet, hat sich Tascam seinen festen Platz in der Musik-Szene erarbeiten können.
Derzeitiger Dauerbrenner bei Thomann: Das Model 12 Digitalmischpult. Daneben laufen die Schwestermodelle Model 16 und 24 ebenfalls gut. Das Model 2400 soll die Baureihe auf die nächste Stufe heben und kommt mit so einigen Upgrades daher: Mehr Ins und Outs, analoge Schaltkreise, hochauflösende Pre-Amps und insgesamt 24 separat aufnehmbare Spuren bringt das Gerät an den Start und soll sich sowohl bei Live- als auch Studio-Sessions heimisch fühlen.
Dabei kostet der Neuling derzeit € 2.022,- und richtet sich an jene, die die Vorteile digitaler Mixer genießen wollen, ohne dabei die intuitive Übersicht und das Vintage-Flair einer klassischen Analogkonsole zu missen. Was das Model 2400 wirklich so kann, erfahrt Ihr im Test.
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24-Kanal-Mischpult mit USB-Interface und Mehrspur-Recorder
Beim Tascam Model 2400 handelt es sich um ein 24-Kanal-Mischpult, das einen Mehrspur-Recorder und USB-Audiointerface in einem Gerät vereint. Die Konsole bietet 22 Eingänge, darunter 16 Ultra-HDDA-Mikrofonvorverstärker und 22 Line-Ins. Außerdem können die ersten zwei Kanäle als Hi-Z-Eingänge genutzt werden, um hochohmige Signale, wie sie unter anderem von passiven Gitarren-Pickups ausgegeben werden, als DI-Spuren aufzunehmen.
Der integrierte Mehrspurrecorder zeichnet alle Einzelsignale der 12 Mono- und 5 Stereo-Kanäle sowie die Stereosumme auf und ist in der Lage, diese Recordings auf SD, SDHC oder SDXC-Karten mit bis zu 512 GB Volumen zu speichern. Mehr als genug, um fix im Proberaum ein paar Demos aufzunehmen, möchte ich meinen.
Über USB 2.0 kann das Mischpult zudem mit einem Rechner verbunden werden, um als klassisches Audiointerface zu fungieren. Dann ist auch DAW-Arbeit mit bis zu 24 Ein- und 22 Ausgängen möglich. Dabei kann zwischen einer Samplerate von 44.1 und 48 kHz bei einer Bittiefe von 16 – 24 Bit gewählt werden. Dank HUI (Human User Interface) und MCU (Mackie Control Universal) können grundlegende DAW-Funktionen, wie beispielsweise Transport- und Recording-Funktionen getriggert werden.
Zu den weiteren Features des Model 2400 gehören MIDI-In und Out, ein separater Click-Ausgang und ein Bluetooth-Empfänger, über den das Mischpult mit einem Stereo-Signal beschickt werden kann.
Tascam Model 2400 Signalfluss
Der Signalflow des Gerätes orientiert sich am Aufbau klassischer Analog-Konsolen und bietet bekannte Funktionen und Parameter. Ein 1-Knob-Kompressor dient der Dynamik-Bearbeitung, hinsichtlich EQ geht Tascam mit drei Frequenzbändern und einem 100 Hz Low-Cut an den Start. Zusätzlich kann die Stereosumme komprimiert und per 4-Band-EQ angepasst werden.
Auch fünf Aux-Sends mit wählbarem Pre- und Post-Routing sind vorhanden, der letzte vermag auch den internen FX-Prozessor des Pultes anzusteuern, welcher 16 Digital-Effekte wie Chorus, Reverb und Delay per Fader-Steuerung ausgeben kann.
Upgrades im Vergleich zu Vorgängermodellen
Kanal 1-12 sowie Master wurden allesamt mit Insert-Wegen ausgestattet, anders als bei den Vorgängermodellen, dem Model 16 und dem Model 24. Hier gab es lediglich zwei Einschleifmöglichkeiten. Außerdem wurde die Anzahl der Aux von zwei auf vier bzw. fünf erhöht und die Phantomspeisung von einer globalen, auf nun vier separat einschaltbare Quad-Kanalgruppen aufgeteilt.
Auch die Menge an physischen Outputs wurde beim Model 2400 drastisch angehoben:
Hier lassen sich alle vier Stereo-Subgruppen abgreifen, MIDI-Wege gab es bisher gar nicht, genauso wie den Click mit Tap-Tempo, der jetzt ebenfalls per Kabel abgegriffen werden kann. Der grafische Master-EQ wurde gegen einen Summenkompressor ausgetauscht. Ganz auf Frequenzanpassungen wollte man aber nun auch nicht verzichten, darum gibt es nun einen parametrischen Equalizer, auf den man im Menü Zugriff findet. Aus einem Kopfhörerweg wurden nun zudem zwei.
Lieferumfang des Tascam Model 2400
Sicher verpackt – und zwar doppelt – kommt das Mischpult bei mir an. Die eigentliche Produktverpackung befindet sich nämlich in einem zweiten, gleichgroßen Karton. Sorgen um Transportschäden muss ich mir bei dem gut € 2.000,- teuren Gerät also nicht machen. Das liegt auch daran, dass es nicht nur von zwei Kunststoffformen an Ort und Stelle gehalten wird. Die werden nämlich wiederum durch Karton-Leisten stabilisiert. Doppelt hält besser.
In der Verpackung befinden sich außerdem drei verschiedene Stromkabel für diverse gängige Steckdosen- und Power-Typen. Dann ist noch der Quickstart-Guide zu erwähnen, der sich aber mit tiefergehenden Informationen zurückhält. Ein ausführlicheres Handbuch steht in digitaler Form auf der Herstellerseite zum Download zur Verfügung.
Beschaffenheit des Model 2400 von Tascam
Als erstes fällt mir das Gewicht des Mischers auf. Mit seinen 14 kg ist das Pult kein Schwergewicht. Seine Maße von 68,1 x 56,8 x 13,3 mm machen es mir aber auch nicht leicht, das Model 2400 aus dem Karton zu heben. Hier kommt mir dafür aber die Bauform der aus robustem Kunststoff gefertigten Seitenpartien entgegen, die als Griffe fungieren. Optisch machen sie ebenso was her: Das Tascam-Logo ist aufgedruckt, die Maserung im grauen Wood-Look verpasst dem Gerät einen gewissen Retro-Touch.
Ansonsten besteht das Gehäuse aus Metall, was für die stabile Bauweise des Model 2400 spricht. Grundsätzlich in Schwarz gehalten, wurden die einzelnen Bediensektionen des Mischpultes farblich voneinander getrennt. Feine, weiße Linien und Schriftzüge markieren die verschiedenen Bereiche. Aber auch die Plastikknöpfe und Fader-Kappen sind unterschiedlich coloriert. All das trägt zur globalen Übersicht bei und fördert einen schnellen Workflow. Nur die Master-Sektion hebt sich durch ihre Gold-Färbung vom Rest des Designs ab. Positiv, wie ich finde.
Alles in allem macht die Konsole rein optisch einen wertigen Eindruck. Makel fallen mir hier keine auf. Auch die Verarbeitung ist vorbildlich, alle Teile weisen einen leichten Widerstand auf, ohne dabei blockierend zu wirken.
Der grundlegende Aufbau orientiert sich offensichtlich an dem klassischer Analog-Konsolen und dürfte vor allem jenen zugutekommen, die sich nicht in die mitunter komplizierten Bedienweisen moderner Mixing-Desks hineinfuchsen, sondern einfach und schnell Zugriff auf die Bedienparameter eines jeden Kanals haben möchten.
Die Eingangs-Sektion besteht neben dem physischen Input, einem Gain-Regler und Low-Cut-Button aus einem zusätzlichen Switch, der einem die Wahl der Input-Quelle lässt. Zu der Analogvariante gesellen sich hier USB- und MTR (Multitrack-Recording) von der SD-Karte.
Dynamiksektion und Klangregelung
Darauf folgt die Dynamiksektion, bestehend aus einem Kompressor, gedacht als simple One-Knob-Lösung und nur bei den ersten 12 Kanälen vorhanden. Eine kleine LED zeigt die Aktivierung an.
Weiter geht’s mit dem 3-Kanal-EQ, bestehend aus 10 kHz High- und 60 Hz Low-Shelf sowie einem Mitten-Regler, der zwischen 100 und 8.000 Hz festzulegen ist, lassen sich hier alle drei Bänder um bis zu 15 dB anheben oder absenken. Ein Bypass-Knopf ermöglicht außerdem das schnelle Ausschalten aller Klangveränderungen des jeweiligen Kanals. Zusätzlich kann ich wählen, ob ich die Spur für Recordings Pre- oder Post-EQ abgreifen möchte.
Dann sind da noch die fünf Aux-Regler, die sowohl Outputs als auch den FX-Weg bespielen. Die Fader befinden sich direkt darunter, über verschiedene Mini-Knöpfe wird dann das Ausgangsrouting eines jeden Kanals festgelegt. Auch das Stereobild lässt sich über den dazugehörigen Pan-Regler formen. Nach CH 1-12 kommen fünf weitere Fader, die je nach Input-Source sowohl Mono- als auch Stereo-Signale wiedergeben können. Die Ausnahme bildet der letzte Stereofader – der auch als Bluetooth-Schnittstelle dienen kann.
Die Ausgangssignale lassen sich allesamt über die Main-Sektion abmischen. Dazu gehören unter anderem die vier Subgruppen, der Main-Out, der FX-Slot, das Metronom und die Kopfhörer-Outs.
Das Display wird von einem LED-Meter, dem SD-Karten-Slot und diversen Steuerknöpfen begleitet und auch der Master-Bus-Kompressor ist hier zu finden. Zudem gibt es einen dedizierten XLR-Eingang für ein Talkback-Mikrofon.
Rückseite des Tascam Model 2400
Auf der Rückseite sehen wir die meisten analogen Outputs des Model 2400. Mit Ausnahme der Main-Outs im XLR-Format sind für die Ausgänge Klinkenbuchsen verbaut. Ein Footswitch-Anschluss und MIDI-In und Out sind ebenfalls vorhanden. Dazu kommt der Eingang für das Stromkabel und auch eine USB-B-Schnittstelle darf nicht fehlen. Abgesehen vom Netzschalter wurde die Rückseite mit Lüftungsschlitzen versehen, die der Gerätekühlung dienen. Weitere sind auf der Unterseite des Mischpults zu entdecken. Vier rutschfeste Gummifüße sind ebenfalls angebracht.