Praxis
Nimmt man das DP-008 in die Hand, fällt sofort die angenehme Haptik auf. Es macht einfach Spaß, die Regler anzufassen, denn es fühlt sich an, als hätte man ein ganz normales analoges Gerät in der Hand. Es ist und bleibt einfach ein schönes Erlebnis, einen Knopf zu drehen und damit ein direktes Ergebnis zu erzielen, anstatt zuerst eine Maus in die Hand nehmen zu müssen und damit einen Zeiger auf dem Bildschirm zu bewegen, der dann wiederum einen Fader bewegt.
Zuerst muss man einen neuen Song anlegen. Durch Drücken der Menü-Taste gelangt man zur Übersicht und wählt auf dem Display „Song>create“ aus. Möchte man zu diesem Zeitpunkt noch keinen konkreten Namen vergeben, so legt das Gerät automatisch einen eigenen Namen mit Nummer an, den man später jederzeit ändern kann.
Zum alleinigen Aufnehmen empfiehlt sich die Verwendung eines Kopfhörers, der per Miniklinke an den Kopfhörerausgang auf der Rückseite des Gerätes angeschlossen wird. Über seine Cinch-Ausgänge lässt sich das Gerät auch mit einer Stereoanlage bzw. Studioabhöre verbinden.
Die Bedienstruktur des Tascam DP-008 erscheint auf den ersten Blick logisch aufgebaut und sehr intuitiv zu sein. So habe ich die erste Aufnahme auch erstellt, ohne dass ich dabei einen einzigen Blick in die Bedienungsanleitung werfen musste. Zunächst schaltet man das Gerät also mit dem On/Off-Schalter an und sucht sich über den Input-Schalter die gewünschte Signalquelle aus. In meinem Fall wollte ich für die Aufnahme von akustischer Gitarre und Gesang zunächst die internen Mikrofone des DB-008 verwenden.
Über die Record-Mode-Taste wird die Funktion Multitrack angewählt und per “Assign”-Taste bestimme ich, wo ich aufnehmen möchte. Das DP-008 kann simultan jeweils zwei Spuren aufnehmen, also entweder zwei getrennte Monosignale oder ein Stereosignal. Die Eingangsempfindlichkeit lässt sich grob unter “Input Setting” voreinstellen, die Feinabstimmung funktioniert über die Trim-Potis für Input A und B. Die kleinen Rec-Tasten unter jedem Kanalzug schalten die ausgewählten Spuren für die Aufnahme scharf, wofür man sinnvollerweise zwei benachbarte Spuren auswählt.
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Nun kann man sich bereits einen Abhörmix erstellen, indem man das Eingangssignal im Kopfhörer regelt und eventuell schon aufgenommene Spuren im gewünschten Verhältnis hinzumischt. Mittels des Panoramareglers justiert man das Stereobild und bestimmt mit dem Reverb-Regler den Hall-Anteil. Von der Hallsimulation bin ich recht begeistert, denn sie klingt weder künstlich noch indifferent und verleiht der Aufnahme ein schönes, räumliches Klangbild. Der Hall wird dabei nicht mit aufgenommen, sondern dient nur dem Rückhörweg, man kann ihn also anschließend jederzeit verändern und angleichen. Über die Metronomtaste wird nach Belieben ein Metronom zugeschaltet. Hat man keine Drummachine zur Hand, ist das eine sehr nützliche Hilfe, speziell, wenn man anschließend noch Spuren editieren will.
Beim folgenden Beispiel hört man zwei Akustikgitarren, jeweils stereo mit den beiden internen Mikros aufgenommen und zusätzlich vier Mono-Gesangsstimmen, jeweils gedoppelt, ebenfalls über die internen Mikros aufgenommen. Insgesamt also acht Spuren, ganz schnell hintereinander eingespielt/gesungen. Sowohl die Gitarre als auch die Stimme werden von den kleinen Onboard-Mikros sehr gut abgebildet. Da kann man nicht meckern.
Um weitere Spuren zu generieren als die acht vorhandenen, muss man sich des alten Urzeit-Recording-Tricks bedienen, bei dem man mehrere Spuren auf eine Mono- oder zwei Stereospuren zusammenmischt, um so die dadurch frei werdenden sechs Spuren bespielen zu können. Diesen Vorgang des „Zwischenmixes“ nennt man „bouncen“. Mithilfe der Record-Mode-Taste schaltet man zunächst in den Bounce-Modus und führt dort alle acht Spuren auf einer Stereospur zusammen. Dabei wird das existierende Material auf den Zielspuren überschrieben. Der große Unterschied zum „Urzeit“-Recording: Sollte einem der Bounce nicht gefallen, kommt man über die UNDO-Funktion wieder zurück zur alten Version und kann es erneut probieren, und zwar so lange, bis es gefällt. Es ist ein großes Plus, dass man hier von acht auf zwei Spuren bouncen kann und nicht nur von sechs auf zwei. Man kann also tatsächlich das Signal, das auf den Zielspuren des Bounces liegt, noch im Gesamtmix mitverwenden. So nutzt man die volle Spurenanzahl des 8-Spur Recorders optimal aus.
Das folgende Beispiel hat einige Keyboardspuren zusammengebounced, und das Ganze klingt so mit Gesang und Fretlessbass bereits etwas „produzierter“.
Um seine fertigen Ideen schließlich abzumischen, muss man mithilfe der „Record Mode“-Taste zum Modus „Master Rec“ umschalten. In diesem Modus wird der Multitrack-Datei quasi ein Stereo-Master-File angehängt. Alle acht Multitrackspuren bleiben bestehen. Im Master-Record-Modus kreiere ich also meinen Endmix mit allen Lautstärke-, Panorama-, Hall- und EQ-Einstellungen. Mittels der In- und Out-Tasten bestimme ich den Start- und Endpunkt des Masters. Hat man alle Verhältnisse zur Zufriedenheit ausbalanciert und die Start- und Stopp-Punkte fixiert, drückt man Rec&Play gleichzeitig – wie bei jedem Aufnahmevorgang – und der finale Mix wird aufgenommen und erscheint in einem separaten Ordner als WAV-File in 44,1 kHz/16bit.
Um das Werk nun abzuhören, wird der Modus „Master Play“ über die RecMode-Funktion angewählt. Tut man das nicht, so hört man die acht Spuren im Multitrack-Modus – einer der gewöhnungsbedürftigen Punkte beim DP-008.
Soll das WAV-Master-File eventuell im Computer weiterbearbeitet werden, wird dieser per USB-Kabel mit dem DP-008 verbunden. Die SD-Karte erscheint dann auf dem Desktop und kann geöffnet werden. Obwohl auf der SD-Karte auch alle Multitrack-Daten vorhanden sind, liest der Rechner ausschließlich die, die auf der FAT-Partition abgelegt sind. Und das sind ausschließlich die fertigen Master-Wav-Files und eventuell angefertigte Backups der Multitrackdateien, die wieder in das Tascam DP-008 eingelesen werden können (natürlich auch in andere DP-008, wenn man die Daten zum Beispiel an Leute verschickt, die das gleiche Gerät besitzen). Man kann also die WAV-Files zur Weiterbearbeitung oder zum Versenden auf den Rechner kopieren. Im Gegenzug lassen sich auch WAV-Files vom Rechner auf das DP-008 schieben und dort in Songs importieren.
Zu guter Letzt sei gesagt, dass auch Spurbearbeitungen mit dem Gerät möglich sind. Man kann Teile einer Spur löschen, kopieren, verschieben, schneiden oder kürzen, allerdings stößt man hier schon an die Grenzen dessen, was man von einem kleinen Display und einem kleinen Gerät dieser Art erwarten darf. Hier beginnt der Spaß dann schnell der Frickelei zu weichen.
Der große Vorteil des DP-008 ist das Festhalten und Wiedergeben spontaner Ideen und es ist ein tolles Werkzeug für traditionelles Songwriting. Wenn man editieren muss, dann geht das – wenn man es von vornherein so aufnimmt, dass man nicht editieren muss, ist es sicherlich einfacher oder man erfreut sich einfach am spontanen und nicht perfekten Layout:
Peter sagt:
#1 - 20.05.2015 um 21:32 Uhr
Wo sind die Unterschiede zum neuen 008EX ?
Nick (Redaktion Recording) sagt:
#2 - 25.05.2015 um 19:08 Uhr
Hallo Peter, die wesentlichen Unterschiede sind meines Wissens Input- und Mastering-Effekte. Grüße, Nick
Martinair sagt:
#3 - 21.04.2020 um 00:49 Uhr
Wie wird eigentlich sichergestellt dass die spuren synchron laufen?Midi Clock wird ebenfalls nicht unterstützt , ich hätte das teil gerne als looper im live einsatz verwendet.
Nick (Redaktion Recording) sagt:
#3.1 - 21.04.2020 um 08:04 Uhr
Hallo Martinair,ich habe deswegen mal versucht, ob ich den Autoren von damals noch erreiche. Die Frage ist auch, ob er sich erinnert: Der Test ist von 2011. Ansonsten kannst Du auch bei TEAC/Tascam nachfragen, vielleicht kennt da noch jemand was über das Gerät. Oftmals gibt es auch Manuals von Legacy-Produkten auf den (internationalen) Webseiten.Beste Grüße
Nick Mavridis (Redaktion Recording)
Antwort auf #3 von Martinair
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenNick (Redaktion Recording) sagt:
#3.1.1 - 21.04.2020 um 09:45 Uhr
So, ich habe auch schon eine Antwort: "Also, wie die Spuren intern synchron gehalten werden weiß ich nicht, aber sie laufen synchron. Ich erinnere mich, dass das Konzept auf "schnell zu bedienender, portabler Stand-Alone Multitrackrecorder" ausgelegt ist, daher auch keine Midianbindung. Es ist eher gedacht für Musiker, die schnell Ideen festhalten wollen, wie mit einer analogen Mehrspurbandmaschine. Als Looper lässt sich das DP-008 nicht verwenden, sehr wohl aber als Audioplayer zum Einspielen von Playbacks." Ich hoffe, dass Dir das hilft. :-) Grüße, Nick
Antwort auf #3.1 von Nick (Redaktion Recording)
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