Die mobile Fieldrecorder erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit. Wir haben das neue Topmodell von Tascam zum Test erhalten. Der Portacapture X8 Mobile Recorder ist ein Handheld-Recorder, mit dem man 32 Bit Floating Point Aufnahmen erstellen kann. Der Portacapture X8 ordnet sich in Tascams Produkt-Katalog über dem momentanen Spitzenmodell DR44 WLB ein.
Als schnell einsatzbereites Aufnahmesystem decken die praktischen Handheld-Recorder eine enorme Bandbreite an Anwendungsmöglichkeiten ab. Sie dienen als digitales Diktiergerät für den schnelle Audio-Schnappschuss, als Recorder für digitalen Content aller Art, als ausgewachsene Mehrspur-Recorder zum Musikmachen und als Audio-Interface für den mobilen Betrieb am Laptop, oder im stationären Betrieb im Homestudio.
Details
Portacapture X8: Ausgepackt und angeschaut
Zu Beginn eines jeden bondeo-Tests steht immer der spannende Moment des Auspackens, beim Tascam Portacapture X8 ist dieser erste Eindruck von leichter Ernüchterung geprägt: Die Zeiten, als Transporttaschen, Netzteile, Speicherkarten, Stativadapter und Anschlusskabel Bestandteil des Lieferumfangs waren, sind Vergangenheit. Der Lieferumfang des Tascam Portacapture X8 ist, nennen wir es „überschaubar“. Recorder, Aufsteckmikros, vier Batterien. Im Falle des X8 hätte ich mir zumindest eine Transporttasche gewünscht, schließlich trägt der Portacapture die mobile Nutzung im Namen. Einfach so in den Rucksack packen verbietet sich schon ob des großen Touchscreens. Sobald man die heimischen vier Wände verlässt, ist auch ein Windschutz für die das Stereomikrofon des Portacapture X8 ein zwingend benötigest Zubehör, dass zusätzlich erworben werden muss. Ohne so eine „Katze“ ist ein Fieldrecorder im Freien eigentlich unbrauchbar, weil sich jedes Lüftchen in fiesen Rumpelgeräuschen auf der Aufnahme verewigt. Immerhin befindet sich der 4er-Satz AA-Batterien im Karton. So kann man den X8 gleich einschalten. Aber nicht sofort aufnehmen: Man benötigt eine Micro-SD-Speicherkarte, einen internen Festspeicher besitzt der Portacapture X8 nicht.
Großer Touchscreen
Betrachtet man das Testgerät, fällt natürlich als erstes der 50 x 75 mm große Touchscreen auf, der fast die komplette Oberseite des Tascam Portacapture X8 einnimmt. Das Bedienkonzept des X8 ist stark auf diesen Touchscreen ausgelegt. Nahezu alle Funktionen und Einstellungen werden über das Display und entsprechende Menüs getätigt. Ansonsten bleibt Tascam dem grundlegenden Aufbaue seiner Fieldrecorder auch beim Portacapture treu: An der Stirnseite des rechteckigen Gehäuses thront ein Stereomikrofon, bestehend aus zwei abnehmbaren Kondensator-Mikrofonkapseln mit der Richtcharakteristik „Niere“.
Unterhalb des Touchscreens befinden sich ein paar „analoge“ Tasten, zum Beispiel für das Starten und Stoppen von Aufnahmen und dem Setzen von Markern. Zudem haben die Tascam-Ingenieure dem Portacapture X8 ein großes Jog-Wheel verpasst. Links und rechts am Gehäuse befinden sich insgesamt vier XLR/Klinke-Kombibuchsen, einen Micro-SD-Kartenschacht, den typischen Tascam-On/Off-Schiebeschalter mit Hold-Funktion und einen USB-C-Anschluss. Außerdem sind ein Stereominiklinken-Eingang und einen Line-Ausgang eingebaut. Der Kopfhöreranschluss (3,5mm-Klinke) und ein Drehrädchen zur Einstellung der Abhörlautstärke des Kopfhörers vervollständigen die Ausstattung des Tascam Portacapture X8.
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Stromversorgung des Tascam
Der Portacapture X8 benötigt zum kabellosen Betrieb vier AA-Batterien oder Akkus, die von Tascam angegeben Laufzeiten haben sich im Test mehr oder weniger bestätigt. Je nach Nutzung fallen diese Laufzeiten äußerst unterschiedlich aus: Zwischen 5,3 und 18 Stunden lauten die Angaben des Herstellers, abhängig davon, wie viele Kanäle aufgenommen werden und ob die Phantomspeisung aktiviert ist. Für den stationären Betrieb kann der X8 über die USB-C-Buchse mit Strom versorgt werden, entweder über ein entsprechendes Netzteil, eine Powerbank oder die USB-Schnittstelle eines Rechners.
In/Out-Architektur des Tascam Portacapture X8
Der Tascam X8 besitzt neben dem offensichtlichen Stereomikrofon noch weitere sechs Eingänge: Vier XLR/Klinken-Eingänge und einen Stereo-Line-In (hier „EXT IN“ genannt), an dem zum Beispiel eine Foto/Film-Kamera angeschlossen werden kann. Auch wenn Tascam von „bis zu acht Spuren“ spricht, die gleichzeitig aufgenommen werden, können nur maximal sechs individuelle Quellen aufgenommen werden. Spur sieben und acht generieren sich aus einem Stereo-Mixdown aller anliegender Signale, im Prinzip das Signal, welches man am Kopfhörerausgang oder am Mono-Speaker abhören kann. Man ist beim Tascam X8 übrigens auch nicht an die mitgelieferten Aufsatz-Mikros gebunden. An den Anschlussbuchsen auf der Stirnseite können alle Mikrofone mit passendem 3,5 mm TRS-Anschluss angesteckt werden. Ich denke hier zum Beispiel an große Auswahl der Lavalier-Mikrofone. Dazu passend lässt sich für alle Eingänge individuell eine Phantomspeisung von 24 oder 48 Volt aktivieren. Daumen hoch für diese Flexibilität!
Mikros to go!
Am schnellsten und am einfachsten macht man Aufnahmen mit dem Stereo-Mikrofonen des Tascam Portacapture X8. Diese Mikrofone besitzen eine Art Bajonettverschluss, mit dem sie am Gehäuse festgeschraubt werden. Die Mikrofone sind in 45° Grad Winkel geneigt und je nachdem, ob die Mikros nach außen oder innen weisend montiert werden, ergibt sich einen XY- oder einen Klein-AB-Anordnung.
Allzu vertrauenerweckend ist die mechanische Ausführung dieser Plastik-Anschlüsse nicht, dennoch gestaltet sich der Positionswechsel der Mikros mit etwas Übung schnell und unkompliziert. Den Unterschied zwischen der XY- und der AB-Anordnung könnt ihr euch gleich anhand der Testaufnahmen anhören.
Touchscreen und 5 Betriebsmodi
Zentrales Bedienelement des Tascam Portacapture X8 ist der Touchscreen. Während des Tests – so viel sei schon mal verraten – kam es dabei immer wieder zu „Reibungen“ zwischen dem Anwender (ich) und dem Testkandidaten (X8). Das lag an der Menüführung des X8, aber auch an der manchmal seltsam trägen Reaktion des Touchscreens auf die Fingerberührung. Im Startbildschirm des Portacapture hat man die Auswahl aus fünf unterschiedlichen Betriebsmodi, diese nennen sich: ASMR, Stimme, Musik, Manuell, Feld und Podcast. Dazu gibt es ein Stimmgerät und ein Metronom als Zusatzfunktionen. Über den Startbildschirm des X8 lassen sich noch der die häufig gebrauchte Kartenlese-Funktion aktivieren (der X8 wird dann als USB-Festplatte vom Computer gemountet) und ein Dateimanager für die auf der Karte gespeicherten Aufnahmen aufrufen.
Mehrspur nur manuell
Der manuelle Modus des Tascam Portacapture X8 ist der universelle Modus und nur in diesem Modus kann man auf alle Eingänge zugreifen. Mit „Musik“ erstellt man Stereoaufnahmen, diese Aufnahmen kann mit dem internen Reverb-Effekt verhalt werden. „Feld“ ist wieder ein Modus für Stereoaufnahmen für Atmo- oder Location-Aufnahmen, hier hat man direkten Zugriff auf Klangparameter wie dem Low-Cut-Filter. Im Podcast-Modus kann man vier Spuren aufnehmen und zwei Sound-Pads mit Jingles und Soundeffekten belegen. Der Modus „Stimme“ schreibt einen Mono-Track auf die Karte und eignet sich als Modus für Sprachmemos oder Interviewmitschnitte . Was der ASMR-Modus soll? Ehrlich: Ich habe keine Ahnung. „Getriggert“ wird von dieser optischen Darstellung des Signalpegels höchstens ein großes Fragezeichen über dem Kopf. Mit sensorischer Stimulation hat dieser Modus auf jeden Fall nicht viel zu tun. Die einzelnen Betriebsmodi unterscheiden sich neben den Anzahl der Kanäle vor allem im Zugriff auf die verschiedenen Parameter.
Praktikable Voreinstellungen
In den meisten Betriebsmodi bietet einem der Tascam Portacapture X8 vorgefertigte Presets für bestimmte Anwendungen an. Im Musik-Modus gibt es (neben einige anderen) zum Beispiel ein Preset für „Gesang“ oder „Band“. Im „Feld-Modus gibt es Presets die „Stadt“, „Natur“ oder „Vogel“ heißen – der Einsatzzweck ist somit ziemlich immer deutlich benannt.
Innerhalb dieser Presets wird er Low-Cut bei einer passenden Frequenz gesetzt (zwischen Off und 220 Hz in 40 Hz-Schritten), ein Noise-Gate oder ein Kompressor/Limiter und ein EQ aktiviert. Der erfahrene User wünscht sich tiefergehende Einstellmöglichkeiten, beim Kompressor gib es neben „an“ oder „aus“ nichts weiter einzustellen und sogar bei den EQ-Presets gibt es keine Information, was da gerade wo im Frequenzband angehoben oder abgesenkt wird.
Es würde den Rahmen dieses Tests deutlich sprengen, würde ich alle Funktionen des Tascam Portacapture X8 hier beschreiben. Daher möchte ich noch ein paar Features herausheben: Da wäre zum einen die Möglichkeit ein Klappensignal auf die Audio-Spur zu schreiben, was das Synchronisieren von Audio und Film in der Post Produktion sehrt leicht macht. Zum anderen gibt es einen Mid-Side-Dekoder für die externen XLR-Anschlüssen, und es gibt die Möglichkeit im manuellen Modus Overdub-Aufnahmen zu machen. Dazu muss die Punch-In-Funktion aktiviert werden und da den sechs Aufnahmespuren alle physikalischen Eingänge zugeordnet werden können, so sind Overdub-Aufnahmen möglich wo immer mit dem internen Aufsatz-Mikrofon aufgenommen wird.
32 Bit Floating Point!
Der Tascam Portacapture X8 ist ein weitere Kandidat in der stetig wachsenden Liste an Recordern, die echte 32 Bit-Float-Aufnahmen erstellen können – wohlgemerkt: Aufnahmen! Rechnen können DAWs ja schon lange mit 32 Bit (oder mehr…). Sind 32 Bit floating point nur ein weiteres Verkaufsargument, jetzt wo man mit 196 kHz niemand mehr hinterm Ofen hervorlockt? Ja und Nein. Man muss wissen: Gegenüber einer 24 Bit-Aufnahme bringt das Wandeln mit 32 Bit Float keine klangliche Verbesserung mit sich. Tatsächlich wird weiterhin mit 24 Bit gewandelt, diese Bits werden aber – sehr vereinfacht ausgedrückt – dahin geschubst, wo sie gebraucht werden. Daraus ergibt sich die theoretische und unfassbare Systemdynamik von über 1500 Dezibel, die mit 32 Bit abgebildet werden können.
Für und Wider von 32 Bit float
Der praktischen Nutzen von 32 Bit liegt in der Tatsache, dass Signale nicht mehr zu leise oder zu laut sein können. Man muss im Prinzip nicht mehr einpegeln. Ein zu lautes, ja sogar ein verzerrtes Signal oder ein zu leises Signal lässt sich in der Post-Production nachträglich „einpegeln“. Das hört sich absolut konträr zu allem an, was wir gemeinhin zum Thema Gain-Staging und Einpegeln gelernt haben… Aber es funktioniert, im Praxis-Teil werde ich das gleich demonstrieren.
Die Frage, ob man das braucht, ist eine andere. Wer als Sound-Designer unter unvorhersehbaren Aufnahmebedienungen arbeitet, freut sich über die Tatsache, dass eigentlich übersteuerte Aufnahmen in der DAW „gerettet“ werden können. Wer generell Signalen mit überschaubarer Dynamik – zum Beispiel Musikinstrumente – aufnimmt, der kommt auch weiterhin mit 24 Bit zurecht. Nachteile gibt es bei 32 Bit floating Point nämlich auch. Da wäre an erster Stelle der immens gesteigerte Speicheraufwand zu nennen: 32 Bit Float Files sind ziemlich genau um ein Drittel größer als 24 Bit-Files. Und angleichen muss man die Lautstärken ja auch irgendwann, dann kann man das in den meisten Fällen gleich über das Einpegeln erledigen…
Hape Hammer sagt:
#1 - 25.01.2024 um 00:36 Uhr
wie gesagt das gerät hat viele Vorteile leider muss ich bemerken dass wenn ich meine Tascam x8 an meinem Mac book pro neueren Generation anschließe wird er nicht als solchen auf dem display als midi angezeigt.( Usb c angeschlossen). ich kann meine Musik Daten nicht auf meinen Mac überspielen. so muss ich die Speicherkarte rausnehmen und in den Mac stecken. sehr umständlich. und ausserdem ist der integrierte Lautsprecher nicht zu benutzen weil schlechte Qualität. Kopfhörer ist in Ordnung.
Kurt sagt:
#2 - 11.07.2024 um 14:34 Uhr
Hi, schöner Bericht. Mir fehlt ein Test über die Qualität des Kopfhörerausgang und Line/in-out Gibt es eine Info über die technischen Werte?.