Taurus T-DI Test

Praxis

Der Grundsound des T-DI hängt in erster Linie vom gewählten Charakter Vintage, Mix oder Modern ab, aber auch der Gainpegel spielt eine wichtige Rolle. Lässt man ihn ganz links auf Stellung „True“, bekommt man laut Taurus ein unverfälschtes Signal des Basses, das mit zunehmendem Regelweg immer mehr gesättigt wird. Der Sound verändert sich eher subtil, wird rauer mit mehr Obertongehalt. Crunch- oder gar Zerrsounds wie bei einer richtigen Röhrenvorstufe sind beim Taurus-Pedal allerdings nicht drin. Die True-Stellung scheint also eine gute Startposition zu sein, um sich zu Beginn mit den drei verschiedenen Charakteristiken vertraut zu machen, um dann später in die Klangtiefen der Box abzutauchen.

Auch bei höherem Gain noch lange kein "Zerrer": Taurus T-DI
Auch bei höherem Gain noch lange kein “Zerrer”: Taurus T-DI

Sofort beim ersten Ton fällt auf, dass der Sound auch in dieser neutralen Einstellung, unabhängig vom gewählten Charakter, ordentlich aufgepumpt wird. Das Fundament wird deutlich fetter und träger, die tieferen Mitten verziehen sich etwas in den Hintergrund und die Hochmitten und Höhen erfahren einen signifikanten Boost. Das hat schon dezentes Röhrenflair und klingt wirklich klasse.

Im Vintagemodus kommt der Sound etwas milder in den Höhen und wärmer in den Mitten, die Modern-Stellung liefert einen gescoopten Sound mit einer deutlichen Mittenabsenkung und stärker geboosteten Bässen und Höhen. Wer diese zwei Einstellungen zu extrem findet, der bekommt mit dem Mix-Charakter einen Mittelweg, einen guten Universalsound, der allerdings auch ordentlich angefettet und gescoopter als der direkte Basssound ist. Etwas neutraler klingt das T-DI Pedal mit gedrückter Punch-Taste, sie bügelt die Mittenabsenkung wieder aus, die man in allen drei Stellungen wahrnimmt und der Sound wirkt ebenmäßiger und ausgewogener.

Damit wären wir auch schon bei der EQ-Sektion angelangt, und die ist mit dem Taurus-eigenen MLO-System doch etwas gewöhnungsbedürftig. Auf jeden Fall sollte man sich Zeit nehmen, damit zu experimentieren. Aber dann stellt sich auch die Belohnung ein, denn durch die Möglichkeit, die Arbeitsweise der EQ-Regler mit den Effektivitätsschaltern zu beeinflussen, entsteht eine Fülle von Bearbeitungs- und Soundmöglichkeiten, die ein herkömmlicher EQ mit zwei Bändern nicht liefern kann. Am subtilsten arbeiten die EQ-Potis, wenn die Effektivitätsschalter in Linksstellung sind. Hier bekommt man über den ganzen Regelweg praxistaugliche Basssounds mit einem leichten Röhrencharakter in verschiedenen Schattierungen. Mit den Effektivitätsschaltern in Mittelposition und vor allem logischerweise ganz rechts in der Boostposition packt der EQ dann wirklich heftig zu und lädt zu Soundexperimenten ein.

Überraschend gut funktioniert dabei die Lautstärkeangleichung des MLO-Systems, man hat wirklich das Gefühl, dass der Sound auch bei extremen EQ-Einstellungen kaum lauter oder leiser wird, als es bei einem normalen EQ der Fall wäre. Ob das jetzt ein in der Praxis wertvolles Feature ist, sei dahingestellt. Schließlich dreht man beim Spielen nicht ständig am EQ, sondern stellt den Sound vorher ein und kann dann mit dem Volume-Regler die Lautstärke des bearbeiteten Sounds falls nötig an das Bypasssignal angleichen. Die Hauptaufgabe des MLO-Systems ist sicherlich die automatische Angleichung des Mittenspektrums je nach Stellung der Bass- und Höhenregler, damit der Sound auch bei extremen Settings nicht aus den Fugen gerät. Deutlich wahrnehmbar ist diese Arbeitsweise nicht, es fällt aber schon auf, dass die meisten Einstellungen wirklich brauchbare Sounds liefern, so wie es ein guter und effektiver EQ eben auch tun soll.

Audio Samples
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Flat, dann mit Punch Bass- und Treble-Boost, dann mit Punch Vintage Mix, dann Modern

Am besten klingt das T-DI allerdings mit aktiver Punch-Taste und dementsprechend geboosteten Mitten, der Sound behält dabei seinen dezenten Röhrencharakter und kommt fetter und präsenter, ist aber, unabhängig vom gewählten Charakter des Pedals, durchsetzungskräftiger und ausgewogener, wie ich finde. An der Funktion des EQs samt MLO-System gibt es also nichts auszusetzen, Kritik muss ich allerdings an der Bedienbarkeit üben. Die langen Effektivitätsschalter befinden sich direkt unter dem Bass- und Höhenregler, sodass sie nur sehr umständlich und mit spitzen Fingern bedient werden können.

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