Die Taylor T5z Pro ist als Hybridgitarre in beiden Welten zuhause, in der akustischen wie der elektrischen. Mit der Konzeption der Taylor T5 machte der amerikanische Hersteller schon vor geraumer Zeit einen Schritt in die entsprechende Richtung und kreierte ein Instrument, das die Klangeigenschaften einer elektroakustischen Stahlsaitengitarre mit denen einer Hollowbody E-Gitarre verschmilzt. Denn bei Konzerten spielt klangliche Abwechslung eine immer größere Rolle und von Gitarristen wird erwartet, dass sie einen nicht unerheblichen Beitrag dazu leisten. Nicht selten soll dem klaren Ton einer Akustikgitarre der verzerrte Sound einer E-Gitarre folgen und dann wieder umgekehrt, schnelle Instrumentenwechsel sind angesagt. Natürlich gibt es in der virtuellen Welt Möglichkeiten, auf digitalem Weg von einem zum anderen Grundsound zu wechseln, aber die reale Universalgitarre, die alle Sounds und Genres in gleich hoher Qualität bedient, ist noch nicht wirklich erfunden.
Die Taylor T5 war eines der ersten wirklich ernstzunehmenden Instrumente, das sich in dieser Disziplin versuchte. Ihr zu diesem Test angetretener Nachfolger, die T5z, hat einiges an innovativen Features zu bieten, die laut Hersteller dazu beitragen sollen, die Performance in den verschiedenen Genres noch charakteristischer und professioneller zu gestalten. Ein neu entwickeltes Tonabnehmersystem soll beispielsweise das Soundrepertoire der Vorgängergitarre T5 um ein Vielfaches vergrößern, und das nahezu rückkopplungsfrei. Zum Repertoire der T5z gesellen sich jetzt neben akustischen Klängen zusätzliche Lo- und Hi-Gain-Sounds.
Details
Resonanzkörper
Unsere aktuelle Kandidatin trägt zweifellos die Gene einer Hollowbody in sich, bei der die Resonanzfräsungen das Erscheinungsbild prägen. Mit einer Spannweite von 355 mm am Unterbug präsentiert sich der Body vergleichsweise (Referenz: 335) schmal. Da auch die Zargen mit einer Tiefe von ca. 40 mm am Halsfuß und ca. 45 mm am Knopf schmaler ausfallen, produziert die T5z, trocken gespielt, auch nicht mehr Volumen als eine handelsübliche Semiakustik. Die T5z kann daher erst richtig an einem Amp Fahrt aufnehmen, wofür sie mit einem vielseitigen und innovativen Tonabnehmersystem ausgerüstet wurde.
Mit einem Acoustic Body Sensor, einem Humbucker in Stegposition und einem am Hals macht sie gleich mehrere Sound-Angebote, die sich substantiell voneinander unterscheiden, weil sie auf sehr unterschiedliche Weise generiert werden. In der Stegposition erstrahlt ein schmaler, goldfarbener Lipstick, der allerdings mit zwei Spulen arbeitet und deshalb auch mit den Eigenschaften eines Humbuckers gesegnet ist. Allerdings sind hier die Spulen übereinander gestapelt (stacked) und nicht nebeneinander. Die anderen beiden Pickups wurden unsichtbar für den Zuschauer unter der Decke montiert. Fünf Konstellationen können mit einem Toggle Switch in der oberen Zarge selektiert werden, da sich die drei Pickups auch miteinander kombinieren lassen. Der Schalter rastet beim Umschalten geräuschlos und ohne Signalunterbrechung in der nächsten Position ein. Die Funktionsweise der 5-Wege-Schaltung unterscheidet sich aber grundsätzlich von der einer Stratocaster. Über die Wirkungsweise informiert ein beschrifteter Papierstreifen, der auf der Zarge neben dem Schalter aufgeklebt ist (und natürlich auch entfernt werden kann). Die fünf Basisklänge werden jedenfalls mit einem Treble-, einem Bass- und einem Volume-Regler modifiziert und verändern dann auch substantiell die Klangeigenschaften. Die auf der Decke verbauten Soft-Touch-Potis ordnen sich diskret in das Gesamtbild ein. Ein protziges, multifunktionales Paneel mit Stimmgerät oder zusätzlichen Reglern und Schaltern benötigt die T5z auch deshalb nicht.
Für dich ausgesucht
Dass die Gitarre nicht zur Familie der Billigheimer gehört, sieht man auf den ersten Blick, und ich muss zugeben, dass sie mich auch schnell in ihren Bann gezogen hat. Einen sehr edlen und wertigen Eindruck macht die zweiteilige Decke aus geflammtem Ahorn (Riegelahorn). Die Verleimstelle in der Mitte kann man deutlich erkennen, da die beiden Hälften mit quer laufender Maserung kein symmetrisches Faserbild vermitteln. Die rot gefärbte und glänzend polierte massive Decke ist dezent gewölbt. Aus welcher Farbskala der Name “Borrego Red” stammt, konnte ich nicht herausfinden. Verfügbar wären aber auch Farben wie “Pacific Blue”, “Gaslamp Black” oder “Tobacco Sunburst”, deren Bezeichnungen dem Musiker, der mehr mit Klangfarben arbeitet, nur schwer über die Lippen gehen.
Mit Intarsien hält sich unsere Probandin vornehm zurück, und das darf sie auch, denn die Oberfläche vermittelt auch ohne solche einen positiven Eindruck. Lediglich den Deckenrand ziert dezent ein schwarz-weißer Herringbone-Streifen. Diese fabelhafte Decke sollte unbedingt mit einem selbstklebenden, durchsichtigen Deckenschoner nachgerüstet werden.
An eine waschechte Vollakustikgitarre erinnert nur noch der aufgeleimte, konturierte Saitenhalter aus einem Stück Ebenholz. Der Saitenhalter trägt dafür Sorge, dass am Ende der Übertragungskette (auch) ein Ton erklingt, der dem einer Akustikgitarre ähnelt, ansonsten käme die T5z auch mit einer höhen- und längenverstellbaren Tune-o-matic Bridge gut klar. Die einteilige, längenkompensierte Stegeinlage aus Knochen überträgt die Schwingungen der Saiten auf die Decke, die ohne Einschränkungen atmen kann, da kein Sustainblock sie daran hindert.
Die Einlage wurde an der Vorderseite befeilt, sodass die G-Saite (!) leicht nach hinten versetzt aufliegt. Knochen zeigt auch nach vielen Jahren kaum Abnutzungserscheinungen und wird bei den High-End-Gitarren der Marke Taylor nicht immer durch Kunststoffe wie Tusq, Micarta oder Nubone ersetzt. Die Saiten werden bei dieser Konstruktion mit den Ball-Ends und schwarzen Pins aus Ebenholz am Saitenhalter befestigt.
Betrachten wir einmal den Body, der aus zwei Hälften Sapele besteht, die sich zu einer Schale ohne Konturierung zusammenfügen. Den Verlauf der Verleimstelle kann man auf der Rückseite in der Mitte erahnen. Sapele, ein rot-braunes Gewächs aus Afrika, ähnelt hinsichtlich Farbe, Maserung, Dichte und Klangeigenschaften dem teureren Mahagoni.
Ein Ring aus schneeweißem Binding verbindet die Decke mit den Zargen. Ein Binding am Boden benötigt die Konstruktion nicht, da die Kanten abgerundet wurden. In der Zarge sind drei (!) verchromte Gurthalterungen verschraubt, eine in der oberen Zarge am Oberbug und gleich zwei höhenversetzt in der Zarge am Unterbug. Dort befindet sich auch die Endknopfbuchse, die auf einer verchromten ovalen Platte verschraubt ist.
Das Batteriefach befindet sich auf der Rückseite in der Abdeckplatte versenkt, der 9-V-Block kann im Handumdrehen ausgewechselt werden. Eine LED am Pickupschalter zeigt den Zustand der Batterie an und wechselt bei leer werdendem Energiespender von gelb auf rot. Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, die Abdeckplatte mit integriertem Batteriefach an der Rückseite abzuschrauben, um den Innenraum in Augenschein zu nehmen. Da das Batteriefach mit einem recht kurzen Kabel mit dem Pickupschalter verbunden ist, sollte man die Platte nicht zu weit vom Korpus entfernen und vor allem nicht ruckartig, da das Kabel sonst abreißt. Die Konstruktion kommt – wie schon erwähnt – auch ohne Sustainblock zurecht. Die Decke wurde mit einer Leiste aus Fichtenholz auf jeder Seite längs zum Korpus verleimt und stabilisiert. Bodenbalken und Reifchen zur Vergrößerung der Verleimflächen gibt es hier nicht.
Die drei Tonabnehmer werden an einen Steckplatz in zentraler Position unter der Decke angeschlossen, der wiederum mit dem Pickup-Schalter verbunden wird. Die Kabel sind mit Klemmen fixiert und werden sicher durch den Innenraum geführt. Die Zuordnung der vielen Verbindungen ist aber nicht auf Anhieb durchschaubar. Der Body Sensor, ein kreisrunder magnetischer Tonabnehmer, klebt hinter dem Saitenhalter unter der Decke, ein schmaler magnetischer Humbucker ist in der Halsposition unter der Decke fixiert. Auch dieser Pickup greift das Signal mit zwei gestapelten Spulen ab. Zugang zu den Anschlüssen des Wahlschalters erhält man unter einer weiteren separaten runden Abdeckung.
Hals, Kopfplatte und Griffbrett
Das Griffbrett aus Ebenholz ist wie die Decke mit weißem Binding eingefasst. Standardgerechte Abmessungen kommen dem E- wie dem Akustik-Gitarristen (Steelstring) gleichermaßen entgegen. Der Sattel aus Knochen mit einer Sattelbreite von 4,3 cm entspricht der Martin-Norm. Mit einem Radius von 30,5 cm ist das Griffbrett stärker gewölbt als das des Vorgängermodells T5, worüber sich vor allem E-Gitarristen freuen können. 21 robuste Jumbo-Bünde wurden korrekt abgerichtet und poliert. Große Spires-Griffbretteinlagen und schwarze Punkte auf der weißen Sichtkante weisen dem Spieler auch bei lichtarmen Verhältnissen den Weg. Kopfplatte und Hals aus afrikanischem Sapele bilden eine Einheit. Der Halsfuß fehlt und das ist auch kein Manko, denn der Zugriff auf die oberen Lagen ist uneingeschränkt auch bis zum letzten Bund (dünne E-Saite) möglich. Der Hals ist mit dem Halsblock verschraubt, die Schraube befindet sich auf der Rückseite.
Im Sattelbereich hat der dünne Hals mit C-Shaping einen Umfang von nur 11,3 cm und muss auch deshalb mit einem eingelegten Truss Rod stabilisiert werden. Mit dem Einstellstab wird bei Bedarf auch die Halskrümmung eingestellt, wobei das justierbare Ende mit einer Stellschraube unter der Abdeckung an der Kopfplatte abschließt, die wiederum mit drei kleinen Schrauben befestigt ist. Neben dem passenden Inbus sollte deshalb auch ein Mini-Schraubendreher zum Equipment gehören.
Die geschlossene Kopfplatte ist mit einem Furnier aus Ebenholz verblendet und wird von einer Einfassung aus weißem Binding umrahmt. An der rechten und linken Seite befinden sich jeweils drei verchromte und gekapselte Gussmechaniken mit großen Stimmflügeln. Die Mechaniken halten nicht nur perfekt die Stimmung, sondern lassen sich auch leichtgängig drehen. An der Oberseite der Kopfplatte prangt eine sehr schöne Einlegearbeit aus Perlmutt, das bekannte Logo der Firma Taylor.