Praxis
Die t.bone EM 800 lassen sich zwar ordentlich ausrichten, die elastische Halterung erweist sich jedoch manchmal als nicht so günstig, um kleinste Korrekturen zu machen. Bei normalen Klemmen und Gehäuseoberflächen geht das einfacher und feiner als bei Gummi auf Gummi. Mit Phantomspeisung versorgt und auf die Abhöre gebracht, liefert das Kleinmembran-Stereopärchen ein ordentliches LR-Signal. Das Stereobild des XY macht auf den ersten Blick einen guten Eindruck. Ein wenig länger betrachtet zeigt sich aber, dass auch das EM 800 nicht über die Zaubermacht verfügt, physikalische und ökonomische Grundsätze außer Acht zu lassen. WIe eigentlich immer bei Mikrofonen dieser Preisklasse sind es die Höhen, die die typischen Probleme zeigen. Das absolute Air-Band wird kaum abgebildet, oberhalb von 15 kHz findet also kaum noch etwas mit hoher Relevanz statt. Natürlich überträgt das Mikrofon bis dort hinauf, doch mit recht geringer Schnelligkeit und nicht ausreichendem Pegel. Zudem findet sich im nach unten anschließenden Bereich zwischen 5 und 10 kHz ein Boost, sodass die Signalanteile, die an die obere Hörgrenze des Menschen heranreichen, annähernd verdeckt werden.
Mit eigentlich allen Mikrofonen dieser Preisklasse teilt das t.bone EM 800 die Eigenschaft, nicht über so eine ausgewogene Frequenzempfindlichkeit des Polardiagramms zu verfügen. Die Niere zeigt sich besonders in den Höhen nicht so konstant, wie man es manchmal gerne hätte, was wie bei eigentlich allen preiswerteren Mikrofonen zu einem etwas unruhigen und unkonstanten Klangbild jenseits der Hauptaufsprechrichtung führt. Im rückseitigen Bereich spielt sicher auch das recht große Gehäuse eine nicht unerhebliche Rolle bei der Beeinflussung des Klanges.
Der Hauptkritikpunkt am EM 800 ist das Auflösungsvermögen: An der Akustikgitarre fällt auf, wie sehr die Kleinmembraner verschmieren, sodass die Signale die klare Tendenz haben, etwas undifferenziert zu klingen. Man sollte die Kirche natürlich im Dorf lassen, denn die feine Membran eines Kondensatormikrofons, auch eines preiswerten, kann diesbezüglich Tauchspulenwandler in die Tasche stecken. Dynamische Mikrofone wären allerdings meist in einem Punkt besser dran, denn ihre Tendenz zu zerren ist doch geringer. Das EM 800 neigt bei hohen Pegeln dazu, in den Höhen etwas zu früh kratzig zu werden.
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Insgesamt muss man sagen, dass bei aller Kritik, der preisgünstige Mikrofone wie das EM 800 nun mal ausgesetzt sind, die große Testwaage nicht mit der Waagschale “Negatives” auf dem Tisch aufsetzt. Denn für viel Gewicht in der Schale mit der Aufschrift “Positives” sorgt das sehr gute Ergebnis einer Kosten-Nutzen-Rechnung: Für wenig Geld erhält man mit dem EM 800 Stereoset zwei Kleinmembran-Kondensatormikrofone, die weniger kosten als so manches ordentliche dynamische Mikrofon.