Praxis
Es gibt in der 500-Watt-Klasse derzeit durchaus noch kleinere und leichtere Amps, aber mit seinen kompakten Maßen von 241 x 55 x 279 mm und weniger als 3 kg Gewicht hat der BH550 immer noch in geräumigeren Fronttaschen von Gigbags Platz bzw. verursacht nur sehr geringen Transportaufwand. Die Bedienung des Verstärkers erschließt sich dem einigermaßen geübten Basser auf den ersten Blick. Wer mit den Toneprints noch nicht so vertraut ist, findet auf der Webseite von tc electronic jede Menge Informationen, wie man die Effekte auf den Verstärker “beamt”. Allein in Sachen Bedienkomfort muss ich einen kleinen Rüffel erteilen: Den Schalter für die Toneprint-Auswahl kann man nämlich lediglich mit spitzen Fingerchen bedienen, weil er erstens zu klein ist und zweitens etwas ungeschickt zwischen die Toneprint-Regler gequetscht wurde. Wer sich den Fußschalter von tc zulegt, hat dieses Problem natürlich nicht – wobei es mir fernliegt, hier Intention zu unterstellen!
Der Powerschalter des Testkandidaten aus dem hohen Norden ist indes groß genug und auch leicht auf der Rückseite zugänglich. Nach einigen Minuten Betrieb springt der Ventilator für die Kühlung an, stellt den Betrieb aber sofort wieder ein, sobald die Temperatur wieder im normalen Bereich liegt. Das Betriebsgeräusch des Lüfters ist zudem auch nicht allzu laut; Entwarnung also für alle, die den BH550 auch im Wohnzimmer zum leisen Üben benutzen wollen und keine Lust auf Turbinenlärm haben! Aus klanglicher Sicht leistet sich der BH550 keinerlei Patzer, bietet aber auch keine Überraschungen für Bassisten, die mit den Verstärkern von tc electronic vielleicht schon vertraut sind. Ich persönlich höre aus dem Grundklang des BH550 einen starken Tiefmittenanteil und ausreichend Höhen für transparente Sounds heraus. Der obere Bereich ist jedoch nicht ganz so offen und luftig, wie wir es von einigen Verstärkern kennen, die gerne mit dem Attribut “neutral” bedacht werden. Doch dies ist keineswegs ein Nachteil, denn dieser leicht gedeckte, runde und füllige tc-Sound funktioniert ganz hervorragend mit Fender-artigen Instrumenten, wie dem Jazz oder Precision Bass. Und: Der Basssound ist selbst dann bereits durchsetzungsstark, kräftig und transparent, wenn man die EQ-Sektion noch nicht einmal bemüht hat. Auf diesen angenehmen Grundsound ist man allerdings keineswegs festgelegt, denn der Equalizer ermöglicht eine breite Klangpalette, die von einfachen Anpassungen an die Raumverhältnisse bzw. das verwendete Instrument bis hin zu extremen Soundvarianten für unzählige Stilrichtungen reicht.
Das Konzept des “intelligenten EQ” mit den unterschiedlichen Centerfrequenz-Richtungen je nach Drehrichtung gefällt mir sehr gut, weil es sofort und intuitiv funktioniert, ohne dass man irgendetwas darüber wissen muss. Der Bassregler boostet beispielsweise keine allzu tiefen Wummerfrequenzen, allerdings kann man selbige wirkungsvoll absenken, falls der Bass einmal im Venue dröhnen sollte. Der EQ ist hinsichtlich seiner Wirkung deutlich flexibler, als man es auf den ersten Blick vermuten würde, und mit den vier Reglern kommt man sehr schnell zum persönlichen Wunschsound.
Dass die Qualität der Effekte in Form der angebotenen Toneprints ebenfalls auf ganzer Linie überzeugt, ist nicht wirklich überraschend, schließlich ist tc electronic auf diesem Gebiet einer der großen Namen und für einige der beliebtesten Effekt-Klassiker verantwortlich. Überzeugend ist aber nicht nur die Qualität der Effekte, sondern das ganze Toneprint-Prinzip mit seiner ständig wachsenden Bibliothek – das ist wirklich ein clevere Idee von tc electronic! Für jede Kategorie gibt es zahlreiche Toneprints; hier wird beispielsweise jeder seinen Lieblingschorus oder die passende Zerre für den Song finden. Dafür muss man allerdings mit der eingeschränkten Steuerungsmöglichkeit am Verstärker leben, denn pro Effekt gibt es eben nur einen Regler, der verschiedene Parameter beeinflusst und keine gezielte Anpassung des Effekts erlaubt.
Für dich ausgesucht
Leistungsmäßig erfüllt der BH550 exakt die Erwartung, die man an einen Verstärker dieser Klasse stellt. Die Reserven reichen spielend für Gigs mit lauten Bands – wer sogar noch mehr Kraft benötigt, der greife einfach zum ebenfalls brandneuen BH800, dem großen Bruder des BH550.
Ernst sagt:
#1 - 13.11.2014 um 18:23 Uhr
Soweit ich sehe hat das Teil keine Presets. Warum? Das hat TC nicht zu Ende gedacht. Und die anderen Tops mit Presets haben wiederum keine TonePrints. Ärgerlich!
Martin Hofmann sagt:
#2 - 25.11.2014 um 21:01 Uhr
Ich gebe Ernst recht! Ich habe selbst einen RH450 von TC. Das ist ein toller Amp mit drei Programmspeichern. Leider hat er noch keine Toneprints ;-(Ich hätte eigentlich einen Amp erwartet, der mehr Toneprints gleichzeitig nutzbar macht und dabei programmierbar ist - gerne auch für mehr Geld!Dennoch macht der kleine Neuling einen guten Eindruck!