Das TC Electronic Flashback 2 X4 tritt die Nachfolge des Flashback Delaysaus dem Jahre 2012 an, das unumstritten zu den beliebtesten Produkten der dänischen Pedalschmiede zählt. Die neue X4-Version weist dabei ein paar Neuerungen auf, die das kleine Flashback 2 schon angedeutet hat, wie z.B. den MASH Touch-Sensor.
Aber auch andere Features wie das Crystal Delay und überarbeitete Analog- und Tape-Delay-Algorithmen sowie die Erweiterung der Speicherplätze auf zwei Bänke zu je drei Presets sind sinnvolle Weiterentwicklungen, die das Facelift vollauf rechtfertigen. All das macht sieben Jahre nach der Erstausgabe natürlich neugierig und wir wollen hier ergründen, was der Nachfolger unter der Haube hat.
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Gehäuse/Optik
Das Flashback 2 X4 präsentiert sich wie sein Vorgänger in einem blau lackierten Metallgehäuse mit den Maßen 23,6 x 5,6 x 14,4 cm. Das ist eine ordentliche Breite, die viel Raum für die Fußschalter lässt und sich damit in etwa über drei durchschnittliche Bodentreterdimensionen erstreckt.
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Die Oberseite vereint die gesamte Bedienelement-Armada, die aus vier Fußschaltern, fünf Maxi-Potis und einem Kippschalter besteht, wobei die Regler großzügig dimensioniert und dadurch sehr griffig und haptisch angenehm sind. Eine rote LED neben jedem Fußschalter signalisiert das aktivierte Preset bzw. die Funktion des Loopers, und eine kleine orangefarbene LED neben dem Zweiwegschalter in der oberen Reihe quittiert die betätigte MASH-Funktion, auf die ich weiter unten noch genauer eingehen werde.
Stirnseitig präsentieren sich in Reih und Glied alle Anschlüsse. Das Flashback 2 unterstützt, nicht zuletzt auch in Form des Ping-Pong-Algorithmus, den Stereobetrieb, aber auch den Einsatz von vorgeschalteten Stereopedalen, beispielsweise eines Stereochorus, weshalb auch zwei 6,3 mm Klinkenein- und Ausgänge anzutreffen sind. Auch der Input für ein optional erhältliches Expressionpedal ist hier zu finden, mit dem die Echtzeitsteuerung von Effektparametern ermöglicht wird. Neben den Klinkenbuchsen gelangt man zu den Routing-relevanten Schaltern, die beim Vorgänger noch im Inneren des Pedals versteckt waren. Bei ihnen handelt es sich zum einen um den Bypass-Schalter, der zwischen Buffered und True Bypass wählt, wobei hier zu beachten ist, dass Spillover (also das Weiterklingen der Delayfahne nach dem Ausschalten des Pedals, auch “Trails” genannt,) nur im Buffered-Mode zu haben ist. Freunde von Dry-Wet-Effektsetups finden im Killdry-Switch einen sinnvollen Weggefährten, mit dem man das trockene Signal aus der Signalkette nehmen kann und nur den Effektsound hört, den man dann selbst parallel hinzumischen kann.
Ungefähr in der Mitte zeigt sich die Buchse für das im Lieferumfang enthaltene 9V-Netzteil, das 300 mA verfüttern muss, ein Wert, der bei digitalen Delays, Hall- oder Modulationseffekten jedoch nicht unüblich ist. Ein Mini-USB-Anschluss erlaubt die Verbindung des Flashbacks mit einem Rechner und gestattet damit das Editieren mit der Toneprint-Software. Die links außen zu findende MIDI-In- und -Out-Buchsen ermöglichen das Senden und Empfangen von MIDI-Befehlen.
Die Bodenplatte ist mit sieben Inbusschrauben am Gehäuse befestigt und dort befinden sich auch zwei Vertiefungen, die Platz für die beigelegte Rutschsicherung bieten. In puncto Handling und Verarbeitung wirken Pedal und Bedienelemente wertig und sehr robust. Die Regler-Settings sind gut ablesbar und die Haptik der Potis ist sehr angenehm. Im Lieferumfang ist ein entsprechender 9V-Adapter, ein Mini-USB-Kabel, zwei anklebbare Schaumstoff-Rutschsicherungen und ein kleines englisches Faltblatt enthalten.
Die Toneprint-Software und anderssprachige Manuals stehen auf der Website zum Download zur Verfügung.
Bedienung
Beim Flashback 2 X4 handelt es sich um ein Delaypedal mit zusätzlicher Looperfunktion.
Befindet man sich im Delay-Modus, stehen neun verschiedene Delay-Modelle zur Verfügung:
Reverse | Delaysignal wird rückwärts wiedergegeben |
---|---|
Lo Fi | Schmutzigeres, niederqualitatives Delaysignal |
Ping Pong | Stereodelay mit links-rechts Alternation |
Tape | Nachbildung eines Banddelays |
Crystal | Delay mit hinzugefügter oberer Oktave |
Dynamic | Ducking Delay, das in Spielpausen lauter wird |
2290 Mod | Replika des TC Electronic 2290 Delays mit Choruseffekt |
2290 | Replika des TC Electronic 2290 Delays |
Analog | Nachbildung eines Analogdelays |
Hat man seinen Delaytyp gewählt, muss man die Geschwindigkeit, sprich Delaytime, festlegen, die je nach Algorithmus bis zu 7000 ms betragen kann. Dies kann auf zwei Arten geschehen, zum einen durch Drehen des Delay-Buttons oder aber durch rhythmisches Treten des Tap-Fußschalters. Welche rhythmische Relation das Delay zum eingetappten Tempo haben soll, lässt sich am “Subdiv”-Poti einstellen, wobei hier elf Unterteilungen möglich sind, inklusive dreier Dualdelay-Subdivisions und eines Custom-Settings, das frei definierbar ist. Feedback bestimmt nun die Anzahl der Delaywiederholungen und Level die Effektlautstärke. Die oben erwähnte Parameterbelegung für Delay, Feedback und Level ist übrigens als Defaultsetting zu verstehen und kann sich im Editor unter der Rubrik “Knob Mapping” frei definieren lassen.
Das trockene Signal wird beim Flashback übrigens stets unberührt bei unity gain durch das Pedal geschickt und der Levelregler arbeitet als Mixpoti.
Sechs Plätze stehen für Toneprints bereit. Dies sind quasi Presets, die in der Editiersoftware bzw. App zur Verfügung stehen und entweder via Smartphone, iPad oder Software abgespeichert und auf das Gerät übertragen werden können. Toneprints können selbst erstellt werden oder aber in Form von hauseigenen Templates oder bekannten Artist-Versionen übernommen werden.
Voreinstellungen lassen sich durch Positionierung des Kippschalters nach unten abspeichern und auf die sechs Preset-Plätze der zwei Bänke zu je drei Slots gelegt werden. Zum Umschalten der Bank drückt man den Kippschalter nach oben und die Preset-LEDs leuchten grün für Bank 2 und rot für Bank 1.Optional kann man durch Gedrückthalten des Tap-Buttons ebenfalls die Bänke wechseln.
Besonders hervorzuheben ist sicherlich das MASH-Feature, das auf den Fußschaltern A, B und C anzutreffen ist. Unter MASH versteht man hier ein programmierbarer Berührungssensor mit frei editierbaren Wertkurven für bis zu drei Parameter. Dabei reagiert die Touch-Sensor-Funktion auf unterschiedliche Druckstärken, die auf die Schalter ausgeübt werden. Auch hier kann man über die Default-Settings hinaus die Parameter für jeden Modus getrennt definieren und via Editor sind sehr genaue Eingriffe möglich und im “product settings” Tab kann die Mash-Funktion sogar abgeschaltet werden. Hier gibt es auch eine neue “Global Tempo”-Option, bei der sämtliche Presets nicht mehr mit den abgespeicherten Tempowerten geladen werden, sondern mit dem aktuell definierten Tempo.
Stellt man das Wahlrad auf Loop, erhält man einen Looper, der bis zu 40 Sekunden mono bzw. 20 Sekunden stereo aufnehmen kann und eine unbegrenzte Anzahl an Aufnahmeschleifen zulässt. Delay- und Feedbackknopf besitzen in dieser Betriebsweise keine Funktion und die Fußtaster übernehmen die darüber markierten Aufgaben wie Record, Play/Pause, Play Once und Undo/Redo.
Der Download und die Verbindung mit dem Editor funktionieren tadellos. Die Software entpuppt sich als sehr intuitiv und auch grafisch attraktiv. Jede Funktion ist im Prinzip selbsterklärend.
Die Parameter sind sehr fein justierbar und gerade im Modulationsreiter stehen dem User einige Effekte dieser Gattung zur Verfügung, die man auf das Delaysignal legen kann, wie z.B. diverse Chorusvarianten, Flanger oder Vibratos. Damit qualifiziert sich das Flashback zu weit mehr als nur einem einfachen Delaypedal, denn geschicktes Setzen und Tweaken der Parameter kann das eine oder andere zusätzliche Pedal auf dem Effektboard obsolet machen.
Ein weiteres Novum des neuen Flashback ist sicherlich das Expression-Pedal-Mapping-Fenster, in dem man einem externen Pedal bis zu drei wahlfreie Parameter zuweisen kann. Jeder davon kann hier seine eigene individuelle Kurve bzw. seinen Regelbereich haben.
Ab Werk ist das Expression-Pedal bei allen Default-Toneprints und TC Electronic Templates auf FX-Level voreingestellt. Bei anderen Toneprints kann das variieren.
Borgia sagt:
#1 - 02.12.2020 um 09:05 Uhr
Sehr schöner Artikel, danke dafür.Eine Frage habe ich aber, bezüglich Delay Tempo heißt es:
"Hat man seinen Delaytyp gewählt, muss man die Geschwindigkeit (...) festlegen, (...). Dies kann auf zwei Arten geschehen, zum einen durch Drehen des
Delay-Buttons oder aber durch rhythmisches Treten des Tap-Fußschalters."Dann Frage ich mich aber wozu der Midi In da sein soll wenn er kein Tempo empfangen kann, er findet auch überhaupt keinerlei Erwähnung im Artikel.
Ich weiß, klassische Gitarristen können mit Midi genauso wenig anfangen wie mit Notenlesen ;)
Für Nutzer von Drum Machines, Sythesizer, Keyboarder etc. wäre das aber sehr wichtig zu wissen, denn es gibt nur wenige Delay Pedale mit Midi In und das ist eines der herausragenden Eigenschaften des 2 X4, auch gegenüber seiner kleineren Varianten.
Der Erfolg von Strymon, Eventide und Meris besonders bei Keyboardern ist wohl sehr stark darauf zurück zu führen, dass sie ihre Pedale mit Midi ausstatten und TC scheint das wohl auch erkannt zu haben.
Für mich wäre diese Information kaufentscheidend.
Haiko Heinz sagt:
#1.1 - 02.12.2020 um 12:16 Uhr
Hallo Borgia, danke für Deinen Kommentar! Der Absatz bezog sich eher auf das Setzen des Tempos ohne MIDI oder App/Software. Prinzipiell kann jedes Gerät, das ein MIDI-Clock-Signal erzeugt, an die MIDI IN Buchse des Pedals angeschlossen werden, um das Tempo des Delays zu steuern. Oben habe ich auch das Manual verlinkt, wo die MIDI Anwendung genauer beschrieben wird, da findest Du noch mehr Infos dazu! Beste Grüße, Haiko
Antwort auf #1 von Borgia
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenBorgia sagt:
#1.1.1 - 02.12.2020 um 13:37 Uhr
Dankeschön, dann ist er engagiert :)
Antwort auf #1.1 von Haiko Heinz
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenFrank Keller sagt:
#2 - 05.01.2021 um 23:56 Uhr
du schreibst, es können unendlich viele Overdubs übereinander gelegt werden. Kann ich mit dem Undo-Schalter auch beliebig viele Overdubs wieder wegnehmen oder wie z.B. von den BOSS Loopern gewohnt, immer nur den letzten Overdub? Musikalische Grüße- Frank Keller
Haiko Heinz sagt:
#2.1 - 06.01.2021 um 08:39 Uhr
Hallo Frank, der Test liegt leider schon so weit zurück, dass ich das von hier nicht mehr nachvollziehen kann. So wie ich das Manual allerdings verstehe, geht aber tatsächlich nur der letzte Overdub (https://mediadl.musictribe...., zumindest ist hier nur von "undo previous overdub" die Rede. Beste Grüße, Haiko
Antwort auf #2 von Frank Keller
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