PRAXIS
Jetzt bin ich natürlich selbst neugierig, gehe auf die TC Electronic Website und lade mir einen Toneprint in den kleinen Roten. Meine Wahl fällt auf den Otisfieldsgood Sound von Paul Gilbert. Als besonderes Goodie gibt es neben den eigentlichen Toneprints eine Menge Informationen sowie Videoclips, die die jeweiligen Künstler beim Einstellen der Sounds zeigen – interessant und vor allem unterhaltsam. Der eigentliche Datentransfer ist absolut wasserdicht. Datei für PC oder Mac runterladen, Pedal mit dem Rechner verbinden, die Datei doppelklicken und nach dem Starten des Programms einfach nur den Update-Button drücken. In ca. 3 Sekunden ist der Sound im Pedal und so klingt er.
Gitarre | Decay | Tone | FX Level | Mode | Pre-Delay |
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Stratocaster | 12 | 14 | 13 | Toneprint | Long |
Die Intention von Mister Gilbert war es, einen Hallsound zu entwerfen, der einen angenehmen und hörbaren Nachhall produziert, um sich beim Spielen so richtig wohl zu fühlen. Und das funktioniert! Natürlich sind auch die Toneprint-Sounds mit den drei Reglern des Pedals noch weiter modifizierbar, denn es handelt sich nicht um Samples. Der Gitarrist hat nach wie vor die Möglichkeit, den Sound nach eigenen Vorstellungen variabel zu gestalten.
Ich gebe zu, das Konzept hat mich begeistert, und so wäre es natürlich wünschenswert, mehr als einen dieser Toneprint Sounds ins Pedal übertragen zu können. Das ist hier jedoch nicht vorgesehen, möglicherweise dann aber in einer späteren Gerätegeneration, denn das Konzept der Sound-Downloads in dieser Form ist für Gitarrenpedale wirklich einzigartig.
Widmen wir uns jetzt aber den „normalen“ Hall-Sounds, die ja auch in einer amtlichen Bandbreite im Angebot sind. Los geht es mit dem Modus Room, der den Nachhall eines normalen, möblierten Raums simuliert. Ich habe Tone und Level auf mittlere Position (12 Uhr) eingestellt. Dabei konzentrieren ich mich zunächst einmal auf den Decay-Regler, der für die Nachhallzeit zuständig ist. Bei komplett zurück gedrehtem Poti kommt es zu ganz dezenten Reflexionen, der Gitarrenton wirkt so dreidimensionaler. Dreht man weiter auf, hat man das Gefühl, der Raum wird größer und die Möbel und Teppiche werden langsam aus dem Raum entfernt, die Reflexionen der Wände werden härter. Die Einstellung des Decay-Reglers funktioniert weitgehend linear, und man kann die Länge des Nachhalls sehr feinfühlig regeln.
In den folgenden Beispielen hört ihr zuerst die Gitarre ohne Effekt (Bypass) und dann mit fünf Einstellungen des Decay-Reglers.
Gitarre | Decay | Tone | FX Level | Mode | Pre-Delay |
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Stratocaster | 7-9-12-15-17 | 12 | 12 | Room | Long |
Interessant für uns Gitarristen ist natürlich der Spring-Reverb, der hier gut getroffen ist und der den etwas metallischen Klang einer Hallspirale nachahmt, dabei aber nicht so dreckig rüber kommt. Das ist eher die High End-Version, das typische Scheppern der Hallfeder wurde hier nicht berücksichtigt.
Gitarre | Decay | Tone | FX Level | Mode | Pre-Delay |
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Telecaster | 11 | 12 | 15 | Spring | Short |
Wenn es schmutzig werden soll, dann ist der Lofi-Mode die erste Wahl. Der Modus liefert einen scheppernden Hall-Sound, der auch im Ausklingvorgang noch leicht nach unten moduliert. Hier kombiniert mit einem durch ein vorgeschaltetes Overdrive Pedal dezent angezerrten Grundsound, die amtliche Kombination für einen guten Surf-Ton.
Gitarre | Decay | Tone | FX Level | Mode | Pre-Delay |
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Stratocaster | 16 | 11 | 13 | LoFi | Long |
Der Pre-Delay Schalter hat nichts mit einem Echo-Effekt zu tun. Vielmehr geht es hier darum, das Effektsignal etwas zeitverzögert auszugeben. Das ist bei extremen Einstellungen mit viel Effektanteil durchaus sinnvoll, denn so bleibt das Originalsignal klarer hörbar. Diese Eigenschaft wird beim nächsten Beispiel ganz gut herausgearbeitet. Ich habe den Mod-Modus gewählt, der dem Hall-Effekt noch eine Portion Chorus hinzufügt. Wenn man dann noch Level und Decay höher einstellt, eiert es ganz schön durch die Gegend. Und genau so soll es ja auch sein! Der Reverb erzeugt einen schönen Flächensound, und wenn der Pre-Delay Schalter dann noch auf „Long“ steht, setzt sich die gespielte Linie noch besser durch. Simpel, aber gut!
Für dich ausgesucht
Gitarre | Decay | Tone | FX Level | Mode | Pre-Delay |
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Stratocaster | 14 | 10 | 14 | Mod | Long |
Ein weiterer, etwas schräger Effekt ist der Tile-Mode, ein Sound, der dem Nachhall in einem großen Badezimmer mit Fliesen an Wand und Boden ähnelt. Um den Sound etwas zu entschärfen oder noch krasser zu machen, ist der Tone-Regler sehr hilfreich. Hierbei wird lediglich der Höhenanteil des Effektsignals bearbeitet und der Wirkungsgrad ist sehr gut abgestimmt. Ihr hört drei verschiedene Einstellungen des Tone-Reglers, 7, 12 und 17 Uhr.
Gitarre | Decay | Tone | FX Level | Mode | Pre-Delay |
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Telecaster | 11 | 7-12-17 | 14 | Tile | Short |
Lead-Sounds lassen sich mit dem Plate Reverb „größer“ machen und mit etwas mehr Sustain versorgen. Der Hall bettet sich wunderbar ein, das direkte Gitarrensignal steht auch bei stärkerem Effektanteil klar im Vordergrund.
Gitarre | Decay | Tone | FX Level | Mode | Pre-Delay |
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Les Paul | 14 | 9 | 12 | Plate | Long |
Dieter sagt:
#1 - 15.01.2012 um 02:42 Uhr
Bei dem Testbericht und den Soundbeispielen bekomme ich einen akuten G.A.S.-Anfall, obwohl mein Hughes & Kettner Switchblade bereits einen eingebauten Hall hat. Der hat allerdings nur eine sehr eingeschränkte Einstellmöglichkeit im Vergleich zum hier vorgestellten Fußtreter Hall of Fame von TC Electronic.
ACY sagt:
#2 - 02.02.2012 um 02:09 Uhr
Moin!
Da hat der Thomas wieder einen tollen Bericht geschrieben, mit allen wichtigen Infos, schön erklärt, und mit aussagekräftigen Soundfiles dazu! Yep, so muß das!
Gruß, ACY!