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TC Electronic Plethora X3 Test

Mit dem TC Electronic Plethora X3 setzt die dänische Effektschmiede zum Nachschlag an und bietet neben dem 2020 erschienen Plethora X5 eine kompaktere und minimal reduzierte Form dieses Pedalboards. Die grundlegende Konzeption bleibt dabei bestehen und so wartet die X3-Version ebenfalls mit der Möglichkeit auf, ein eigenes, individuelles Floorboard mit sämtlichen Toneprint-Pedalen zusammenzustellen und damit das Beste aus der Funktionsweise von klassischem Pedalboard und Multieffektpedal zu vereinen.

TC Electronic Plethora X3 Test

Inhaltlich unterscheidet sich das X3 nicht wirklich vom ca. 13 cm breiteren Bruder, außer dass Einschleifweg sowie der Anschluss eines optionalen Expressionpedals entfallen. Darüber hinaus bietet der Neuzugang, wie der Name vermuten lässt, nicht fünf, sondern nur drei Fußschalter, die sich jedoch identisch zum X5 belegen lassen. Ob das X3 eine gebührende Alternative zum Plethora Flaggschiff X5 ist, möchte ich hier untersuchen.

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Gehäuse/Optik

Das Plethora X3 präsentiert sich in einem rechteckigen weißen Metallgehäuse mit den Maßen 17,5 x 5,6 x 11,6 cm. Damit zeigt sich das Board genauso tief und hoch wie das X5, allerdings knapp 12 cm schmaler. In puncto Verarbeitung wird hier die typische Qualität der TC Toneprint-Pedale präsentiert, die absolut robust und tadellos wirkt. Die Oberseite beherbergt analog zum X5 fünf schwarze Drehknöpfe aus Kunststoff, von denen zwei als Endlospotis mit Tastfunktion konzipiert wurden, sowie zwei Kippschalter. Unmittelbar darunter trifft man auf drei mehrfarbige Displays, die den dort jeweils angewählten Effekt anzeigen, also das virtuelle Toneprint-Pedal. Noch eine Etage tiefer befinden sich drei Silent-Fußschalter samt LED, mit denen sich Presets bzw. Effekte aufrufen lassen.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Plethora X3 kommt im stabilen Metallgehäuse und der gleichen Optik wie der große Bruder X5.

Sämtliche Anschlüsse sind stirnseitig versammelt. Hier trifft man auf jeweils zwei 6,3 mm Klinken In- und Outputs, wodurch auch Stereobetrieb möglich ist. Auf einen Einschleifweg, der auch die 4-Kabel-Methode erlauben würde, wurde hier jedoch verzichtet. Daneben der Eingang für das mitgelieferte Netzteil, das 9 V und 600 mA bereitstellen muss. Da bei dem gebotenen Stromverbrauch der Batterieverbrauch ziemlich saftig ausfallen würde, ist dieser für das X3 auch nicht vorgesehen. Es folgen eine USB-Buchse, um die Verbindung zum Toneprint-Editor herzustellen sowie ein MIDI In und Out, mit denen sich beispielsweise eine Anbindung an komplexere Setups oder der Anschluss eines zusätzlichen MIDI-Fußschalters bewerkstelligen lassen. Der fest verschraubte Boden ist mit zwei großen Gummiplatten garniert, die für Kratz- und Rutschsicherheit sorgen.

Der Lieferumfang erstreckt sich auf das Netzteil mit internationalen Multisteckern, ein Quickstart-Manual, ein Sticker und ein USB-Kabel.

Bedienung

Die Benutzung gestaltet sich extrem intuitiv, was sehr vorteilhaft ist, denn der mitgelieferte Quickstart-Guide, der auch auf der Website zum Download bereitsteht, geht nicht sonderlich in die Tiefe, sondern erklärt nur rudimentäre Funktionen. Dieser Umstand ist bei einem Gerät mit dieser Funktionsvielfalt sehr bedauerlich und hier sollte TC überdenken, ob nicht zumindest online ein umfangreicheres Manual verfügbar sein sollte.

Das Plethora X3 besitzt keinen Anschaltknopf, sondern wird einfach über das Einstöpseln der Stromversorgung aktiviert. Da moderne digitale Multieffekte mit Firmwares ausgestattet sind, die gelegentlich upgedatet werden, werfe ich einen Blick auf die Website, die auch schon eine Aktualisierung auf die Version 1.3.11 (Stand: Juni 22) anbietet. Der Update-Vorgang wird in den Release-Notes gut erklärt und wie beim Plethora X5 gestaltet sich das Prozedere kinderleicht: Einfach das Pedal per mitgeliefertem USB-Kabel an den Rechner anschließen und das File via Drag&Drop auf das Plethora-Icon ziehen. Nun muss man das Gerät neu starten und die Software wird implementiert. Wer an dieser Stelle Vergleiche mit der Plethora X5-Review sucht, dem sei gesagt, dass seit unserem Test des X5 einige Updates stattgefunden haben und die Neuerungen in der Firmware natürlich auch für das Vorgängermodell gelten.

Fotostrecke: 7 Bilder Insgesamt stehen dem User 127 frei belegbare Speicherbänke, also „Floorboards“ mit jeweils drei Pedal-Slots zur Verfügung.

Die Konzeption des Plethora X3 sieht keine wirklichen Gesamt-Presets vor, sondern erlaubt das individuelle Zusammenstellen von einzelnen Effektboards, die in diesem Fall aus drei frei wählbaren Pedalen bestehen, die sich dann wiederum einzeln per Fuß aktivieren lassen. Insgesamt stehen dem User 127 frei belegbare Speicherbänke, also „Floorboards“ mit jeweils drei Pedal-Slots zur Verfügung, wobei ab Werk die Plätze 1-28 mit Werks-Boards belegt sind. Das Umschalten der Bänke wird über den rechten Kippschalter realisiert, der sowohl auf- als auch abwärts funktioniert. Für die jeweils drei frei konfigurierbaren Toneprint-Pedale stehen nun noch mal insgesamt 75 verschiedene Toneprints zur Verfügung, auf die wir später noch zu sprechen kommen. Doch nicht nur die einzelnen Pedale, auch komplette Boards lassen sich per Fußschalter umschalten. Hierzu drückt man Taster 1 und 2 bzw. 2 und 3 simultan und kann nun mit den Fußschaltern wahlweise nach oben oder unten die Bänke durchsteppen. Ein Tuner darf natürlich nicht fehlen und der wird entweder durch Gedrückthalten des Toneprint-Reglers oder, falls in den Settings so gewählt, durch dreimaliges Drücken der Fußtaste 3 aktiviert. 

TC Electronic hat zwar mit dem MojoMojo oder dem Dark Matter auch zwei Verzerrer im Programm, allerdings sind diese analog und demnach nicht als Toneprint-Pedal im Plethora verfügbar. Die Auswahl ist dennoch als unglaublich üppig zu bezeichnen und so finden sich die folgenden Pedale im Plethora X3 integriert:

  • Corona Chorus
  • Hypergravity Compressor
  • Flashback 2 Delay
  • Mimiq Doubler
  • Vortex Flanger
  • Quintessence Harmony
  • Tape Deck Looper
  • Sentry Noise Gate
  • Sub n Up Octaver
  • Helix Phaser
  • Brainwaves Pitch Shifter
  • Hall Of Fame 2 Reverb
  • Pipeline Tap Tremolo
  • Viscous Vibe
  • Shaker Vibrato
  • Alter Ego Vintage Echo

Pedal-Nerds erkennen natürlich, dass hier einige Effekte wie der Kompressor, das Noise Gate oder auch das Uni-Vibe anzutreffen sind, die man gerne auch mal vor die Zerrsektion packt, andere Effekte hingegen sollten eher dahinter platziert werden. Da das Plethora X3 jedoch keinen Einschleifweg besitzt, muss man sich für eine der beiden Optionen entscheiden. Hier erkennt man ganz klar, dass das natürliche Habitat des X3 eher am Ende der Effektkette oder im Einschleifweg eines Amps zu verorten ist.

Fotostrecke: 3 Bilder Sämtliche Anschlüsse sind stirnseitig versammelt.

Neben dem Aktivieren der Effekte wird den Fußtastern noch eine zweite Funktion zuteil, die durch längeres Gedrückthalten aktiviert wird. Hier können z. B. die Delay-Tempi oder Modulationsgeschwindigkeiten tapbar gemacht oder aber die MASH-Funktion angeworfen werden. Schade, dass die Möglichkeit, ein globales Tempo einzugeben, bei der Plethora Serie nicht vorgesehen ist.

Da die MASH-Funktion Gegenstand vieler neuen TC-Pedale ist und z. B. in unserem Testbericht des Flashbacks X4 genauer erläutert wird, möchte ich an dieser Stelle auf den entsprechenden Artikel verweisen. In Kürze sei gesagt, dass es sich bei MASH um einen programmierbaren Berührungssensor mit frei editierbaren Wertekurven für bis zu drei Parameter handelt. Die Touch-Sensor-Funktion reagiert dabei auf unterschiedliche Druckstärken, die mit dem Fuß ausgeübt werden.

Editierung

Das Editieren des Plethora findet nun auf zwei Ebenen statt: Einerseits bestimmt man die grundlegende Effekt-Zusammenstellung des Boards und andererseits die Einstellungen der einzelnen “Pedale”. Die Board-Zusammensetzung erfolgt händisch am Gerät, wobei man den linken Kippschalter vom Play- in den Edit-Mode stellt und dann den Board-Kippschalter betätigt, um automatisch auf das erste leere Userboard zu gelangen. Der rechte Toneprint-Drehwähler bietet nun die Option, Create, Cancel oder Duplicate zu aktivieren. Wähle ich “Create”, kann ich nun jeden der drei Effektslots mit dem virtuellen Pedal meiner Wahl belegen. Zunächst bestimme ich den gewünschten Fußschalter, suche anschließend den gewünschten Effekt mit dem linken Effect-Endlosknopf und aktiviere ihn schließlich mit einmal Drücken. All das geht herrlich selbsterklärend von der Hand und auch die doppelte Benutzung eines Effekts wie z. B. von zwei Tremolos auf zwei verschiedenen Pedalen ist möglich. Die Effekteinstellungen können nun manuell an den drei mittleren Potis editiert werden. Hier erhält man Zugriff auf jeweils drei sinnvoll gewählte Parameter pro Effekt, die im Toneprint-Editor bzw. der App individuell frei belegbar sind. Das rechte Toneprint-Poti bietet nun pro Effekt zusätzlich die Auswahl aus einer Fülle von Toneprints, die sich ab Werk im Plethora befinden. Genauere Settings und auch das Aufspielen bzw. Programmieren eigener oder Artist-Toneprints kann am Toneprint-Editor vorgenommen werden, den TC Electronic Fans ja bereits von den Einzelpedalen kennen. Beim Editor handelt es sich um eine schlanke, portable Anwendung, die nicht installiert werden muss und über deren Verwendung in vergangenen Tests von TC Electronic-Pedalen ausgiebig berichtet wurde.

Fotostrecke: 2 Bilder Toneprint App – Desktop

Eine weitere Editier-Option bietet die Toneprint-App, die für Apple- und Android-User kostenlos zur Verfügung steht und via Bluetooth eingebunden werden kann. Auch auf diesem Weg lassen sich Toneprints importieren oder editieren und man erhält Zugriff auf zig Effektparameter.

Fotostrecke: 2 Bilder Toneprint App – iPhone 8

Sämtliche Einstellungen der editierten Pedalboards müssen nicht abgespeichert werden, da das Plethora die zuletzt vorgenommene Einstellung einfach übernimmt. Das bezieht sich nicht nur auf Parameter-Settings, sondern auch darauf, ob ein Effektmodul aktiviert ist oder nicht. Grundsätzlich ist gegen diese Funktionsweise nichts einzuwenden, allerdings birgt sie die Gefahr, bei versehentlichem Verstellen der Potis nicht wieder zum ursprünglichen Setting zurückzufinden. Hier wäre zumindest eine Art Undo-Funktion hilfreich.

Settings Menü:

Das Settings-Menü gestattet nun globale und boardspezifische Einstellungen. Hier hat sich seit den letzten Firmwareupdates einiges getan, was das Plethora extrem flexibilisiert. Das Global-Untermenü teilt sich noch einmal in Bluetooth-Verbindung, Product-Settings, MIDI, Display-Settings, Service und Info-Menü.

In den Product-Settings finden sich sehr interessante Features wie z. B. eine aktivierbare Speakersimulation mit der Wahl aus acht Gitarren- und einem Bass-Cabinet. Auch der Bypass-Mode kann flexibel eingestellt werden und erlaubt die Settings True-Bypass, Buffered-Bypass mit Trails oder Buffered-Bypass ohne Trails. Der Ausdruck Trails bezieht sich hier auf das Ausklingen der Hall- bzw. Delay-Fahnen beim Presetwechsel und wird auch gerne Spillover genannt.

Doppelfunktionen der Fußschalter wie z. B. das Umschalten der Bänke, das Effekt-Swapping, bei dem die Effektreihenfolge durch Gedrückthalten der beiden Fußschalter realisiert wird, oder wie das Stimmgerät angeworfen wird, lassen sich hier einstellen.

Der Menüpunkt “Display Settings” ermöglicht nun, das optische Erscheinungsbild frei zu wählen. Ab Werk zeigen sich die Effektblocks mit bunten Linien, die hier zu einer kreisförmigen Grafik geändert werden können. Ob die Tempoangaben des Delays in BPM oder Millisekunden angegeben werden, kann ebenfalls hier flexibel eingestellt werden. Ein neuer und sehr sinnvoller Unterpunkt ist jedoch die “Chain Order”. Sieht man in Multieffekten häufig eine Anordnung der Effektmodule, die von links nach rechts verläuft, verhält es sich beim Signalfluss von Pedalboards in der Regel gegenläufig: Die meisten User stöpseln die Gitarre rechts ein und verlassen ihr Stressbrett links außen in Richtung Amp. Da sich das Plethora als Zwitterwesen versteht, das einerseits als Multieffektgerät konzipiert ist, aber auch auf einem Standard-Pedalboard als “Multi-Bodentreter” platziert werden kann, lässt sich der Signalfluss hier intern umdrehen, wodurch der Fußschalter rechts außen zum ersten in der Effektkette wird. Dieses Feature erachte ich als sehr kundenfreundlich, auch wenn beachtet werden muss, dass die Nummerierung der Fußschalter nun nicht mehr zutrifft, wenn die Richtung auf Right-to-Left gesetzt wurde.

Im Board-Untermenü lassen sich die drei Hot-Knobz zuweisen, sodass man auch im Play-Mode einen Schnellzugriff auf bis zu drei ausgewählte Parameter besitzt, die dabei auch unterschiedlichen Pedalen zugewiesen sein können. Auch die Zweitfunktion der Fußschalter kann flexibel eingestellt werden und es besteht die Wahl aus der MASH- oder der Tap-Funktion. Wem das alles zu kompliziert ist, der kann die Zweitoption auch gänzlich deaktivieren, wodurch die Schalter lediglich eine On/Off-Funktion besitzen. Über das MIDI-Menü können Schaltbefehle festgelegt werden und das Plethora erlaubt die Board-/Bank-Selektion sowie die Footswitch On/Off-Kontrolle über CC.

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