TC Electronic SpectraComp Bass Compressor Test

Praxis

Wer als Bassist schon einmal mit Vollband-Kompressoren gearbeitet hat, der wird wahrscheinlich auch ein Lied von der Problematik der Suche nach der perfekten Einstellung singen können. Stellt man den Kompressor so ein, dass etwa beim Slappen die Dynamikspitzen der gerissenen Töne auf den hohen Saiten angenehm seidig geglättet werden, kommt es nicht selten vor, dass man den immens wichtigen Punch der E-Saite verliert, da natürlich auch die tiefen Frequenzen von der Arbeit des Kompressors betroffen sind – in diesem Fall mehr als gewünscht! Und stellt man einen Fullband Compressor (so der englische Fachbegriff) so ein, dass die Kompression für die tiefen Strings richtig ist, werden nicht selten die hohen Saiten viel zu wenig komprimiert, sodass man gar nicht erst in den Genuss des gewünschten Effektes kommt.

Genau hier setzen Multiband-Kompressoren wie der SpectraComp an, indem sie Bässe, Mitten und Höhen getrennt voneinander bearbeiten. Wo genau die eine Frequenz endet und eine neue beginnt, ist dabei übrigens keineswegs in Stein gemeißelt, sondern kann im Editor bestimmt werden. Diesen Aufwand kann, aber muss der Endverbraucher allerdings nicht auf sich nehmen, denn natürlich haben die Entwickler von TC Electronic bereits ihr ganzes Wissen in die Erstellung eines möglichst perfekten Allround-Werksounds und der Toneprints gelegt.

Wenn das Pedal aktiviert ist, leuchtet die LED auf der Frontseite rot auf. Sie blinkt grün, während ein neues Toneprint geladen wird.
Wenn das Pedal aktiviert ist, leuchtet die LED auf der Frontseite rot auf. Sie blinkt grün, während ein neues Toneprint geladen wird.

Nachfolgend findet ihr einige Soundbeispiele, die mit verschiedenen Instrumenten und Spieltechniken mit dem Werksound entstanden sind, welcher beim Kauf im Gerät gespeichert ist. Der erste Durchgang ist immer das reine, unkomprimierte Signal, beim zweiten Durchlauf (nach einer kurzen Pause in demselben Klangbeispiel) habe ich den SpectraComp mit bestimmten Stellungen des Kompressorpotis dazugenommen, welche ich auch für euch vermerkt habe. Natürlich habe ich bei den Beispielen auf jegliche Form von nachträglichem Maximizing, Normalizing etc. verzichtet, damit ihr die Arbeitsweise des Pedals optimal heraushören könnt.

Audio Samples
0:00
Spector-Bass, Finger-Style, Spectracomp-Regler auf 1/2 Gibson Thunderbird Bass, Plektrum, SpectraComp-Regler auf 1/2 Ken Smith-Bass, Akkorde und Flageoletts, SpectraComp-Regler auf 1/2 Ken Smith-Bass, Tapping, SpectraComp-Regler auf 1/3 Fender Precision Bass, Slap-Style, SpectraComp-Regler auf 1/3

Ich finde es in der Tat sehr beachtlich, wie musikalisch der SpectraComp agiert. Zu keinem Zeitpunkt hat man das Gefühl, dass hier wertvoller Punch verlorengeht. Stattdessen bleibt der Bassbereich stets sauber und druckvoll, während die Höhen angenehm geglättet werden und das Signal insgesamt stimmig komprimiert wird und akustisch nach vorne zu treten scheint.
Ganz erstaunlich finde ich, wie sich der SpectraComp beim Flageolett-Beispiel mit dem Ken Smith-Bass verhält. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier geradezu eine Wolldecke vorm Signal weggezogen wurde. Die Obertöne klingen derart satt und klar, als hätte man die Speaker einer Box direkt vor dem Gesicht. Toll!
Und obwohl das Basssignal lauter und direkter wird, vernimmt man zu keinem Zeitpunkt unangenehmes Pumpen – offene Ohren bei der Feinabstimmung vorausgesetzt, denn natürlich ist es erforderlich, dass man für den besten Sound die ideale Stellung des Potis auf dem Pedal findet. Dieser Vorgang geht einem jedoch mit etwas Übung in Windeseile von der Hand und nach meiner Erfahrung reicht bereits eine Potistellung zwischen ¼ und ½, um optimale Ergebnisse zu erhalten. Wie sagte mir doch ein Produzent ziemlich am Anfang meiner Studiobassisten-Tätigkeiten: “Der beste Kompressor ist der, den du nicht hörst!” Der Kollege hätte heutzutage sicherlich seine helle Freude am SpectraComp …

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Zum Abschluss habe ich noch zwei Beispiele für euch eingespielt, bei denen ich mir Toneprints über mein iPhone in den SpectraComp geladen habe. Der Ladevorgang funktionierte absolut problemlos: man hält einfach das Smartphone über die aufgedrehten Pickups, und sofort kommuniziert die Toneprint-App mit dem Gerät, was sich darin äußert, dass die LED-Leuchte kurz grün aufleuchtet. Nach wenigen Sekunden ist der neue Sound dann im Pedal gespeichert und kann sofort benutzt werden. Bei Nichtgefallen geht es weiter zum nächsten Sound, denn die Toneprint-Auswahl ist schon jetzt groß!

Hier ein Beispiel mit einem Toneprint von Prince-Bassistin Ida Nielsen. Ida legte bei der Erstellung des Toneprints Wert auf ultraschnelles Tracking bei gleichzeitiger Betonung der Höhen und Bässe. Klingt toll!

Audio Samples
0:00
Fender Precision Bass, Slapping, Toneprint “Ida Nielsen”, SpectraComp-Regler auf 2/3

Das letzte Toneprint-Beispiel nennt sich “Slapper”. Für die Spezialisten macht TC Electronic in der App folgende Angaben: Die Crossover-Frequenzen wurden auf 250 und 1250 Hz festgelegt. Der Ratio-Wert liegt für die Bässe bei 1:8, bei den Mitten bei 1:5,6 und für die Höhen bei 1:4. Obwohl ich in dem Klangbeispiel nicht slappe, sondern mit abgedämpfter Plektrumtechnik spiele, entsteht hier ein wunderbar runder Sound mit viel “Bottom”:

Audio Samples
0:00
Fender Jazz Bass, Plektrum, Toneprint “Slapper”, SpectraComp-Regler auf 1/4
Kommentieren
Profilbild von andreas58

andreas58 sagt:

#1 - 24.02.2016 um 12:42 Uhr

0

Hallo, habe das Gerät schon einige Tage im Einsatz. Bin begeistert. Schön klein. Stimmt schon mit dem Netzteil. Sollte mitgeliefert werden.
Jedoch waren bei meinem Gerät kleine Gummifüße dabei zum aufkleben.

    Profilbild von lars.bonedo

    lars.bonedo sagt:

    #1.1 - 24.02.2016 um 16:44 Uhr

    0

    Hi Andreas!Schön, dass dir das Teilchen so gut zusagt wie mir. Ist ja interessant mit den Gummifüßen. Die waren bei unserem Exemplar nicht dabei - sicher, weil es nicht aus dem regulären Verkaufssortiment stammt. Aber gut zu wissen; danke für den Hinweis!Viele Grüße, Lars

    Antwort auf #1 von andreas58

    Antworten Melden Empfehlen
Profilbild von Andel

Andel sagt:

#2 - 09.12.2023 um 14:57 Uhr

1

Ich finde das mit den fehlenden Netzteilen ehrlich gesagt super. Wenn man mehrere Effekte auf dem Board hat, was ja ab dem Stimmgerät schon losgeht, hat man sinnigerweise eh eine Verteilerbox. Bei fünf Geräten auf dem Board hätte ich dann fünf Mal Elektroschrott Zuhause im Schrank.

    Profilbild von Bernd Binder

    Bernd Binder sagt:

    #2.1 - 10.07.2024 um 13:05 Uhr

    0

    Sehe ich genauso - ist nur unnötiger Müll. Aus jedem alten PC-Netzteil (kostet nichts, ich nehm immer Lüfterlose, wird ja nicht mal warm, im Holzgehaüse mit allen Anschlußmöglichkeiten inkl. eingebautem Kabelverstaufach) kann man mit ein paar Euro für einen Step-Downer ein 9V-Netzteil für x Pedale bauen. Und das Teil ist stabilisiert (brummfrei), man hat noch 12V und mit einem Step-Upper auch noch 24 oder mehr Volt! Oder man kauft für 2.50€ eine 9V-Batteriebox mit 10 cm Kabel und passendem Stecker dran (pollarität beachten! Meine musste ich umlöten oder man nimmt einen "Rockboard Power Ace Polarity Converter" (= Umpoler). Ist viel praktischer und die neuen USB-C-Akkus bringen 9V bis zur völligen Entleerung! Schluß mit Batterien. Wer es praktisch möchte bohrt noch ein Loch in die Seite der Batteriebox und kann so den Akku ohne öffnen laden. Ich: 9mm Loch für passenden schwarzen Blindstopfen (Abdeckkappe). Sieht gut aus, aber ein einfacher Tesastreifen als Staubschutz reicht auch.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.