Praxis
Zuerst wollte ich prüfen, ob der Spectradrive den Sound meines Basses auf irgendeine Art beeinflusst, so lange ich die EQ-Regler in Mittelstellung lasse. Die Röhrensimulation und den Kompressor habe ich bei meinem ersten Test natürlich komplett deaktiviert – beide Regler waren also zugedreht. In Tat der verändert sich der Sound nicht nennenswert, solange man die Finger vom EQ lässt – wer einen Preamp mit eingebautem Schönfärber oder einer bestimmten “Vibe” sucht, ist beim Spectradrive also an der falschen Adresse, denn er klingt sehr clean und “respektiert” den Sound des angeschlossenen Basses.
Für die Klangformung ist in erster Linie der intelligente Vierband-EQ zuständig. Jedes Band bearbeitet – je nachdem, ob man anhebt oder absenkt – unterschiedliche Frequenzen. In der Tat entpuppte sich dieses Prinzip während meiner Testzeit als ungemein praxisorientiert, denn man kommt mit den vier Reglern blitzschnell zu sehr gut klingenden und musikalisch sinnvollen Ergebnissen.
Mit dem Bassregler lassen sich einerseits undefinierte Tiefbassanteile feinfühlig ausfiltern. Dreht man im Uhrzeigersinn, so wird der Basssound mächtiger, ohne zu dröhnen. Für Punch und Wärme ist der Tiefmittenregler zuständig, und wer mehr Präsenz für Fingerstyle- oder Plektrum-Grooves benötigt, findet mit dem Hochmittenregler das richtige Werkzeug: der Sound wird im Handumdrehen aggressiver und durchsetzungsstärker.
Beide Mittenregler sind zudem nützliche Tools, wenn es darum geht, aufdringliche Raumfrequenzen in Form von nöligen oder harschen Mitten in den Griff zu bekommen. Die Einsatzfrequenzen des Höhenreglers wurden relativ niedrig gesetzt: Dreht man nach links, wird der Sound milder und runder, ordentlich geboostet sorgen die Höhen für mehr Biss. Richtig offen und luftig wird der Sound durch den Höhenboost allerdings nicht. Mir gefällt der Equalizer insgesamt wirklich sehr gut, denn standardmäßige Basssounds lassen sich mit den vier Reglern wirklich intuitiv und blitzschnell umsetzen. Das ist zweifellos die Stärke der clever abgestimmten Filter!
Viel Licht, aber durchaus auch Schatten, gibt es bei den beiden Effekten Tubedrive und Spectracomp. Für den Spectracomp-Kompressor des Bass-Preamps stehen mittlerweile sämtliche Toneprints des Spectracomp-Pedals zur Verfügung. Egal, ob man eine Einstellung für subtile, klangneutrale Kompressionen sucht, oder seinen Slapsound richtig heftig aufmotzen will, hier findet man wirklich für jeden Geschmack etwas, und die Bestückung des Effekt-Slots via Smart-Phone funktioniert tadellos.
Die Toneprint-App steht übrigens seit einiger Zeit in der zweiten Version zum kostenlosen Download auf der Webseite von tc electronic bereit. Die neue Version ermöglicht die Erstellung von eigenen Toneprints auf Basis von Templates, und die Oberfläche sieht jetzt deutlich moderner aus.
Etwas dürftig ist zurzeit noch das Toneprint-Angebot für die Röhrensimulation “Tubedrive”. Neben den fünf tc electronic-Sounds (sowie dem default-Sound) standen zum Zeitpunkt des Tests nur zwei Artist-Toneprints zur Verfügung, die beide von der dänischen Bassistin Ida Nielson erstellt wurden. Ehrlich gesagt fand ich die beiden Sounds auch auf Anhieb am besten! Der “Funk in the Trunk”-Toneprint zerrt den Bass nur subtil an, und wenn man mit dem EQ dazu noch die Bässe und die Tiefmitten boostet, klingt der Spectradrive fast wie ein leicht übersteuernder Röhren-Amp.
“Fuzz off” geht in eine völlig andere Richtung – der brachiale Fuzz-Sound klingt richtig fett und animiert zu deftigen Basssolo-Orgien! Weniger inspirierend fand ich leider die hauseigenen tc-Toneprints für den Tubedrive. Die Verzerrungen klingen für meinen Geschmack etwas unnatürlich – und bei heftigeren Einstellungen auch schon recht harsch! Problematisch fand ich außerdem, dass die Tubedrive-Toneprints den Sound im Bassbereich zu sehr ausdünnen. Auf der Bühne muss man deshalb mit dem EQ immer nachregeln, sobald man mit dem Drive-Taster den verzerrten Sound aktiviert. Ein zusätzlicher Blend-Regler, den es heutzutage aus gutem Grund bei den meisten Verzerrer-Pedalen gibt, wäre beim Soectradrive deshalb echt Gold wert! Andererseits hat das Toneprint-Prinzip natürlich den Vorteil, dass die Bibliothek ständig wächst und in Zukunft sicherlich deutlich mehr überzeugende Sounds für die Röhrensimulation bieten wird!
Eine richtig gute Figur macht der Spectradrive übrigens auch als handliches Übe-Tool für unterwegs oder in den eigenen vier Wänden. Mein Bass und die eingespielten Playbacks klangen auf dem Kopfhörer sehr angenehm und ich konnte auch bei höheren Lautstärken keinerlei Rauschen feststellen.
Aber genug der Theorie, anhand des Videos und einiger Audiobeispiele könnt ihr euch selbst einen Eindruck von den vielen Soundmöglichkeiten des neuen Spectradrive-Pedals machen. Für die Audiospuren habe ich den qualitativ sehr hochwertigen XLR-Ausgang des Spectradrive direkt mit meinen Audiointerface verbunden und kein weiteres Equipment oder klangbeeinflussende Plug-Ins verwendet. Im Video hört ihr die Grundfunktionen des EQ und die Default-Toneprints beider Effekte, und für die Audios habe ich einige der Artist-Toneprints mit verschiedenen EQ-Einstellungen verwendet:
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