TC Helicon VoiceSolo FX150 Test

Praxis

Das TC Helicon VoiceSolo FX150 kann wirklich gut und einfach an einem Mikrofonständer installiert werden, und dazu bedürfte es noch nicht einmal der netten bebilderten Anleitung im Manual. Als Wedge ist das Helicon-Gerät ungewöhnlich klein und wirkt etwas verloren auf dem Bühnenboden. Da das Anschlusspanel nach hinten versetzt und geschützt ist, verbiegt man aber keine Kabelanschlüsse, was sehr lobenswert ist. 

Schön einfach zu durchschauen: VoiceSolo
Schön einfach zu durchschauen: VoiceSolo

Das Routing ist simpel und übersichtlich, aber durchaus schlau und praxisgerecht. So kann man beispielsweise über Input A sein Mikro laufen lassen, sein Signal an den Saalmischer geben, von dem man über Input B ein Monitorsignal ohne Vocals zurückbekommt – das Verhältnis stellt man dann selbst ein. Auch in Verbindung mit einem Instrument ist es dank der DI-Funktion zu gebrauchen, wenngleich hier natürlich keine umfangreiche Bearbeitung zur Verfügung steht. Trotz der Einfachheit ist das VoiceSolo für viele Situationen gewappnet, eine Kombination, die bestimmt nicht allen Herstellern gelingt. 
Nachdem ich die kleine Kiste mit Netzspannung versorgt habe, bin ich ein wenig erstaunt – und das VoiceSolo streicht einen Punktabzug sowie einen Eintrag auf der Contra-Liste ein. Natürlich rauschen Bauteile und ebenso natürlich ist ein rauschender Monitor kein Showstopper, doch gut ist so etwas wirklich nicht. Es lässt sich halbwegs lokalisieren, denn die Ausgänge sind flüsterleise, es betrifft also ausschließlich das Signal, das von dem kleinen Koax-Treiber wiedergegeben wird. Preamp und Processing hingegen arbeiten vernünftig. Mehr noch: Mit dem Vorverstärker kann man durchaus zufrieden sein, in der TC-Familie hat man gelernt, preiswerte, aber ordentlich klingende Preamps herzustellen. 
Das EQing ist funktionell und einfach zu verstehen, insofern hat man bei TC richtig gehandelt und die typische Zielgruppe des VoiceSolo 150 nicht vergessen (diese kann mit Frequenzbezeichnungen oder dem Q-Faktor vielleicht nicht allzu viel anfangen). Der Techniker oder technisch versiertere Nutzer hingegen wünscht sich zur wirklichen Gestaltung des Signals oder zur technischen Optimierung mehr Möglichkeiten. Feedbackverhinderung (notwendig etwa, wenn man mit Super- oder Hypernierenmikrofonen arbeitet und dennoch das kleine Helicon-System zentral am Mikroständer fixiert) lässt sich mit einem groben EQ wie dem vorhandenen nicht durchführen. Ein Feedback-Suppressor ist nicht implementiert. Das wäre in diesem Fall zwar praktisch, doch fehlt TC dazu vielleicht auch die Technologie, anders als Behringer oder gar Sabine. Ein angenehmes Feature ist, dass die Regelmöglichkeit des EQs nach einiger Zeit auf den reinen Signalpegel zurückspringt.

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Dry VoiceTone und EQ

Über “Vocal Tone”-Funktionen kann man generell geteilter Meinung sein. Doch der technisch nicht versierte oder möglicherweise überhaupt nicht interessierte Sänger wird sich freuen, ein Stück professioneller klingen zu können. Professionalität ist einerseits natürlich Auslegungssache, doch zeigt sich, dass das Pushen und das Unterdrücken bestimmter Frequenzbereiche und eine gewisse Dynamikbearbeitung Usus ist. Das De-Essing funktioniert mit vielen Stimmen zuverlässig, doch gibt es immer wieder Frauen oder Männerstimmen, deren Artikulation derartigen Auto-Settings einen Strich durch die Rechnung machen. Wenn alles automatisiert und intelligent machbar wäre, könnte man ja auch Mischpulte mit einem einzigen Knopf “MISCHEN” und DAWs mit einem Menüpunkt “alles sauber und groovy editieren” herstellen … Im Zweifel würde ich aber trotz nicht vorhandener Einflussnahme auf die Parameter lieber mit als ohne “Vocal Tone” arbeiten, wenn keine anderen Bearbeitungsmöglichkeiten zur Verfügung stünden. Nicht zuletzt sorgen nämlich De-Esser und Kompressor auch dafür, das Signal einfacher im Livemix positionieren zu können -gerade bei Anfängern sind zu große Pegelschwankungen nämlich ein ernstzunehmendes Problem. 
Die Reverbs klingen im Vergleich mit so manchem Studioeffekt zwar vielleicht etwas rau und grob, doch für den Livebetrieb ist dies sicher keine schlechte Wahl. In der Praxis wird man jedoch eher ein wenig “Wohlfühlhall” hinzumischen und den Hall weniger als klanggestaltende Maßnahme einsetzen wollen.

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Reverb Styles

Diese Karaoke-Funktion “Voice Cancel” funktioniert mit Standard-Popsongs halbwegs ordentlich. Derartige Vocal Remover benutzen das reine “Mitte” Signal (also nur das, was auf dem linken und rechten Kanal identisch ist), um dort die Stimme zu extrahieren. Das Problem ist meist weniger, das Direktsignal aus der Mitte des Mixes zu entfernen, sondern dass bei gepannten Doublings zu viele Phasenunterschiede zwischen Links und Rechts bestehen, welche dann “übrig bleiben”. Genauso sind viele Delays und Rauminformationen stereo und lassen sich nicht entfernen. Leider sind dabei oft weitere Signale in der Mitte betroffen, besonders der Attackbereich der Bassdrum sowie die Snare. 
Auf einer großen Bühne mit höheren Monitorlautstärken wird die kleine Kiste zwar Mühen haben, sich durchzusetzen, aber wirklich leise ist sie nicht! Solltet ihr also einen in seinen Mastervolume verliebten Gitarristen in der Band haben, der gegen Vorgaben des Saalmischers resistent ist, reicht der Helicon nicht aus. Das macht sich nicht nur im zu geringen Pegel bemerkbar, sondern auch in der zunehmenden Verschlechterung des “Gesamtzustands” des Signals. Es wird etwas undifferenziert und kratzig am obersten Ende der Leistungsfähigkeit. 

Der VoiceSolo ersetzt pegelmäßig natürlich keinen dicken Floormonitor – ist dafür aber deutlich näher am Ohr, wenn er am Mikroständer betrieben wird.
Der VoiceSolo ersetzt pegelmäßig natürlich keinen dicken Floormonitor – ist dafür aber deutlich näher am Ohr, wenn er am Mikroständer betrieben wird.

Sinnvoll gewählt ist die Abstrahlcharakteristik, vor allem bei Betrieb des VoiceSolo FX150 am Mikrofonständer. Für die Verwendung als Wedge auf dem Bühnenboden oder gar als Beschaller für das Publikum ist der Abstrahlwinkel der Höhen etwas eng. Die große Fokussierung bei Nutzung als Personal Monitor würde den Bewegungsspielraum vor dem Lautsprecher zu sehr einschränken.

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