PRAXIS
Eigentlich ist es müßig, Worte über den Aufbau oder die Bedienung des TC Helicon Voicetone D1 zu verlieren. Zwei Kabel gesteckt, Spannungsversorgung angeschlossen, eingepegelt –und ab geht die Kiste. Ein beherzter Tritt auf den Fußtaster jagt das Mikrofonsignal durch das Processing, der linke Wahlschalter ermöglicht das Durchhören der Presets. Selbst wer “Dry/Wet” nicht kennt, versteht den Zusammenhang sofort –die Bedienung ist also wahrlich “idiotensicher”. Es ist selten, dass man in einem Produkttest alle Presets zu hören bekommt –bei nur acht an der Zahl natürlich kein Kunststück. Einige dieser Voreinstellungen arbeiten mit Oktavierungen, doch schon beim verhältnismäßig simplen “Oct. Up” und “Down” sind es zwei zusätzliche Stimmen, die generiert werden. Außerdem scheinen diese leicht gegeneinander verstimmt zu sein, sodass der Effekt durch die Schwebung recht “dick” wirkt. Das “Shout”-Preset liefert die hohe und die tiefe Oktave zur Originalstimme. Wer also die Pforten der Hölle aufstoßen will: Hier geht’s lang! “Tight”, “Loose” und “Detune” sorgen für eher verhaltene Effektierung, wohingegen “Group” und “Thick” für deftige Verbreiterung sorgen können.
Auch ohne beherzten Zangengriff in die Lendengegend des Sängers sind ihm erstaunlich hohe Töne zu entlocken –dank des D1-Presets “Oct. Up” wohlgemerkt. Die hinzugefügte obere Oktave “verschluckt” sich aber im Beispiel etwas, das kann leider unangenehm auffallen. Abhilfe könnte möglicherweise die Veränderung einiger Parameter (besonders des Portamentos) bringen. Allerdings wird das dem User leider nicht ermöglicht. Alle Soundbeispiele sind übrigens mit dem Dry/Wet-Regler in Mittelstellung gemacht – außer natürlich, es ist anders vermerkt. Im Regelfall wird sicherlich das Originalsignal überwiegen, was Angesprochenes weniger auffällig sein lässt, “Group” ist ebenfalls ein geeignetes Beispiel dafür. Bei “Shout” wird man jedoch gerne eine sehr “wette” Einstellung wählen, sodass die Ungenauigkeiten eben doch auffallen. Doch hier folgt eine erneute Beruhigung eurer möglicherweise vorhandenen Ängste um die Qualität: Im Live-Betrieb wird das sehr wahrscheinlich niemandem negativ auffallen. Außerdem haben andere Geräte exakt die gleichen Probleme. Wichtig ist, dass die generelle Klangqualität den Ansprüchen an einen Vocal-Pitcher unserer Zeit gerecht wird. Alles in Butter also.
Für dich ausgesucht
“Thick” zeigt einen deutlichen Kammfilter bei einer 50%-Dry-Einstellung. Besonders bei Sängern, die ihre Pitch konstant halten können, wäre es schön, die Tonhöhe erzeugter Stimmen etwas stärker modulieren zu können. Sehr gut gefällt das Preset “Tight”: Genau so muss es klingen! Hier sind alle Parameter wirklich hervorragend gewählt und auch für ein breites Spektrum unterschiedlicher Stimmen passend.
Bedenkt man den Einsatzzweck des Voicetones, haben TC Helicon hier so gut wie alles richtig gemacht: Ohne jegliche Mühe kann auch ein technisch absolut unbedarfter Sänger den Segen (manchmal natürlich auch Fluch) auf Stimmen spezialisierter Pitching-Effekte nutzen. Soll es im Refrain an manchen Stellen etwas breiter oder dicker sein, soll im C-Part etwas Fundament hinzukommen? Kurz am D1 gedreht und ins Mikro gesungen –innerhalb weniger Sekunden weiß man, ob es ein Preset gibt, was den gewünschten Effekt liefern kann oder nicht. Das alles geht offensichtlich auch ohne Parameterflut, lange Konfigurationszeit und horrende Kosten. Insofern: Alles im grünen Bereich!