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TEAC Tascam US-322 und US-366 Test

Praxis

Treiber und Performance

Die Software-Installation ging dank der mitgelieferten Treiber-CD grundsätzlich schnell vonstatten, trotzdem habe ich mir auch die neuesten Treiber (V1.02) vom 27.7.2013 besorgt. Class-Compliant sind die Tascam-Audiointerfaces leider nicht, deshalb kann man sie auch nicht an das iPad, o.ä.  anschließen. Dafür gibt es aber noch eine Cubase LE6 Version in der Verpackung zu finden.
Auf dem Mac konnte ich mit 44,1 kHz ab 256 Samples knackfrei in Ableton arbeiten, wobei mir eine globale Latenz von 25,9 ms angezeigt wurde. Unter Windows könnte ich mich hingegen von geringen 49 Samples Puffer überraschen lassen, was gerade mal einer globalen Latenz von 13 ms entspricht. Das sind gute, durchschnittliche Werte. Zum Vergleich: Mein deutlich teureres RME UFX kommt bei 48 Samples unter Windows auf 4,4 ms Latenz und die kürzlich getesteten Focusrite Audiointerfaces 2i4 und 2i2 schnitten mit 10 ms Performance-mäßig zwar auf dem Mac deutlich besser ab, waren allerdings auch preislich etwas höher positioniert und verzichten dabei sogar noch auf das ein oder anderen Feature. Von daher, gar nicht mal schlecht! 

Fotostrecke: 3 Bilder Die Settings des US-366 im übersichtlichen “Mixer-Panel”.

Wandlerklang und Preamps

Die Preamps mit den Wandlern klingen im Zusammenspiel weitestgehend neutral, ohne harte Höhen, aber mit dezenten, warmen Mitten. Der Gain ist ausreichend, aber nichts für schwache Bändchen-Mikros. Die Phantomspannung liegt mit 44 V an, und damit noch im Rahmen der Spezifikationen, allerdings könnte sie sich beim Anschluss sehr stromhungriger Mikrofone noch weiter absenken. Die Wiedergabequalität verhält sich ebenfalls unstressig und gefällig, für meinen Geschmack allerdings etwas zu unpräzise. Die Charakter-Unterschiede zwischen dem verwendeten Brauner VM1 und den AKG C414 sind dennoch ganz klar zu erkennen, und meine Kritik fällt somit der Kategorie „Nörgeln auf hohem Niveau“ zu. Und da ein Audiofile mehr sagt als tausend Worte, hier ein paar Klangbeispiele, vorgetragen durch meinen Kollegen Bassel el Hallak:

Audio Samples
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Acoustic Steel-Brauner VM1 US-366 Acoustic Steel-Brauner VM1 US-322 Acoustic Steel-AKGC414 US-322 Acoustic Nylon-AKGC414 US-366 DI Custom Shop Strat US-366 DI Custom Shop Strat US-322 Shaker-Links VM1 Rechts C414 US-366 Shaker-Links VM1 Rechts C414 US-322

Die DSP-Software

Der Clou – und in diesem Preissegment wirklich die Ausnahme – sind die integrierten DSP-Effekte, erreichbar über die mitgelieferten Mixer-Software für den latenzfreien Monitormix. Diese kann man ganz komfortabel über den Hardware-Taster „Mixer Panel“ am Gerät starten und in den Vordergrund holen. An meinem RME Fireface UFX könnte ich so etwas auch gebrauchen! Die Routing-Möglichkeiten sind hier allerdings nicht ganz so ausgefeilt, dafür aber praxistauglicher und einfacher bedienbar gehalten. 

Multi-Track vs. Stereo-Mix

Beide Interfaces verfügen über einen Umschalter auf der Unterseite, um zwischen den beiden Modi Multi-Track bzw. Stereo-Mix umschalten zu können, wobei ich anfangs lange gegrübelt habe, wofür den nun dieser Stereo-Modus gut sein soll. Kurzum: Alle Einzelsignale und USB-Playback-Kanäle, inklusive DSP-Effekten, werden hier zu einem Stereosignal summiert, um es so beispielsweise komfortabler in Live-Podcast-Anwendungen oder für Videoton benutzen zu können. Dann macht es sogar Sinn, die eingebauten Effekte zu benutzten. Hierbei muss man nur aufpassen, keine Feedbackschleifen zu produzieren. Konkret: Nimmt man den Stereo-Mix in einer Software auf, muss man seine Wiedergabe in dieser Software unterbinden.
Im Multi-Track Modus ist alles so, wie man das auch von anderen Interfaces erwarten würde: Jeder Eingang taucht  in der DAW-Software unabhängig voneinander auf, und so kann man jedes angeschlossene Instrument auch individuell aufnehmen. 

Fotostrecke: 5 Bilder Und die eigentliche Mixer-Ansicht im Vollausbau: Der Multitrack-6 In / 4 Out-Mode des US-366 …

Unterschiede US-366 und US-322

Eine Besonderheit des rund 20 Euro teureren US-366 gegenüber dem US-322 ist neben S/PDIF auch der 6In-4Out/4In-6Out Modus bzw. die entsprechenden Umschalter an der Unterseite. Klingt kompliziert, bedeutet aber nichts anderes, als dass aus der Cinch-Buchse auf der Rückseite wahlweise Ein- oder Ausgang wird. Dummerweise ändert sich dabei auch die Treiber-Konfiguration, wodurch man seine DAW nach dem Umschalten meist neu starten muss. Halb so schlimm, denn genau wie bei dem Stereo/Multi-Track Modus macht man das nur zum Beginn einer Session. 
Wer dachte, zwei Paar Monitore anschließen zu können und mit dem großen Drehregler gleichzeitig bedienen zu können, muss bei der Modellwahl schon konkreter werden: während der Cinch-Ausgang am US-322 parallel zu der großen Ausgangs-Klinke anliegt und somit auch im Pegel durch das große Drehrad bestimmt wird, lässt sich der in beide Richtungen konfigurierbare Line-I/O des US-366 hingegen nicht im Ausgangspegel mit dem großen Main-Volum-Poti regeln.  
Eine weitere Besonderheit des US-366 stellt die optional verfügbare Remote Tascam RC-3F dar, die, mit Fußschaltern ausgestattet, die wichtigsten DAW-Befehle via Mackie-Control- bzw. HUI- Protokoll in die DAW via MIDI sendet. Das erklärt auch, warum selbst beim US-322 MIDI-Treiber mit installiert werden, obwohl es an den Geräten leider keine MIDI-Buchsen gibt. 

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