PRAXIS
Ich kann behaupten, mit Shaker-Plattformen durchaus Erfahrung zu haben, da ich selber bislang ca. 1.000 Shows mit Kopfhörer und Shakerplattform gespielt habe. Für Situationen, in denen es quasi unmöglich ist, mit konventioneller Beschallung seine Arbeit zu bestreiten und die Drums unter Umständen auch noch in einem getrennten Raum stehen, ist es ein 100%iger Ersatz für das fehlende Körpergefühl das für ein gutes Zusammenspiel einer Rhythm-Section entscheidend ist. Wenn man Bass und Kickdrum spürt, spielt man definitiv anders. Nicht zwangsläufig tighter, aber energetischer und vom Gefühl doch relaxter. Wer einmal mit Shaker gearbeitet hat, der möchte in solchen Situationen nie mehr darauf verzichten.
Zwei Kernprobleme ergeben sich bei der Verwendung von Shaker-Plattformen. Die mangelnde Bewegungsfreiheit auf der Bühne und die Nebengeräusche. Wie eingangs erwähnt sind solche Podeste normalerweise nicht für den schnellen Transport geeignet, und da sie meistens nicht gelagerte, statische Konstruktionen sind, erzeugen sie ein ordentlich hörbares Gerappel und übertragen die Tieffrequenz über den kompletten Bühnenboden. In lauten Situationen ist das kein Problem, bei kleineren und leiseren Auftritten, z.B. kleinen Shows, Galas oder Musicals, bei denen die Band auf oder hinter der Bühne sitzt, wäre solch ein Podest nicht einzusetzen. Das TecAmp Pleasure Board ist gummigelagert, das heißt, die Oberfläche vibriert zwar, die Standunterlage bleibt aber weitgehend von den heftigen Schwingungen verschont. So kann man das Pleasure Board sogar in der Mietwohnung einsetzen, ohne den darunter wohnenden Nachbarn die Lampen aus der Decke zu bomben.
Das folgende Video dokumentiert die Effektivität der Gummilagerung des Pleasure-Boards.
Ich habe Pleasure Pump und Board einem ausgiebigen Praxistest unterzogen. Dabei handelte es sich um einen Corporate-Gig, eine riesige Veranstaltung mit Orchester und kompletter In-Ear-Monitoring Verkabelung. Die Drums saßen nicht sichtbar und akustisch nicht hörbar auf einer anderen Bühnenebene. Vollkommene Isolation war angesagt. Sozusagen Shakerpodest – Test-Idealbedingungen. Podest und Pump ließen sich ohne größere Schwierigkeiten auf ein ca. fünf Meter hohes Gerüst schaffen. Ein Teil der Proben für die Veranstaltung fand vorher in einer Halle statt und alles lief problemlos. Auf Grund einer simplen Tatsache wurde wahrscheinlich der Kopfhörerausgang an der Plattform am Veranstaltungsort jedoch zum Problem.
Zur Erklärung: Der Anschluss für das Lautsprecherkabel befindet sich unterhalb der Shakerplattform. Das hat den Vorteil, dass man das Kabel auf der Bühne nicht versehentlich herausziehen oder den Stecker beschädigen kann. Es hat aber auch zwei entscheidende Nachteile: Man benötigt ein Lautsprecherkabel mit Klinken-Winkelstecker – das bekommt man im Notfall nicht gerade hinterher geworfen. Zudem hat die Pleasure Pump nur einen Speakon-Anschluss, das heißt, man benötigt ein speziell für diese Situation angefertigtes Kabel (wird übrigens von TecAmp mitgeliefert). Nun befindet sich an der Seite der Shaker-Plattform eine zusätzliche Klinkenbuchse, die als Kopfhörerausgang fungiert. Das ist mir erstmal unbegreiflich, weil ein Kopfhörerausgang an einem Shakerpodest wirklich nur in absoluten Sondersituationen Sinn ergibt, zumal es ein Mono-Signal ist, welches lediglich das auf den Shaker geroutete Low-Frequency Signal wiedergibt. Zum zweiten kann das passieren, was unweigerlich dem Bühnenpersonal in der Stress-Situation des Aufbaus bei Dunkelheit passiert sein muss – man hat genau an dieser Kopfhörerbuchse das Lautsprecherkabel angeschlossen. Das wiederum hat der Endstufe den Garaus gemacht. Fazit: Problem!
Nun musste also alternativ eine andere Endstufe herhalten. Die wurde auch schnell gefunden, der Anschluss der Endstufe war jedoch kompliziert. Niemand hatte ein Boxenkabel mit Winkelstecker vor Ort, das TecAmp-Kabel hatte Endstufenseitig nur einen Speakon-Anschluss. Also Kabel opfern und umlöten oder was neues basteln. Schließlich ersann man eine Notlösung mit Speakon-Adaptern, die weitestgehend funktionierte.
Hätte man auf den Kopfhöreranschluss verzichtet und stattdessen an diese Stelle den Endstufenanschluss gelegt, eventuell mit einer Winkelstecker-Zugentlastungskonstruktion, wäre die Endstufe nie falsch angeschlossen worden, bzw. man hätte auch ohne Probleme in wenigen Minuten eine Ersatzlösung basteln können. Aus Sicherheitsgründen könnte man den Anschluss auf der Unterseite durchaus als Zusatzoption belassen. Dies nur als Anregung aus der Praxisecke.
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Nun, das Dilemma geschah glücklicherweise früh im Gesamtablauf des Tests, und man konnte noch Ersatz besorgen, so dass schließlich nach dem ersten Probentag „on location“ auch die Pleasure Pump zum Einsatz kam.
Da der zur Verfügung stehende Platz nicht ausreichend Deckenhöhe bot, musste ich im Sitzen spielen. Auf dem Pleasure Board wurde ein Stuhl mit Gummifüßen gestellt. Bei dieser Art von Anforderung ist es lediglich wichtig, einen Stuhl auszuwählen, an dem keine vibrationsanfälligen, losen Teile hängen, weil diese extreme Nebengeräusche verursachen, und die Stuhlbeine nicht scharfe oder spitze Fußenden haben, weil sich diese dann in die Oberfläche der Plattform bohren und diese beschädigen.
So ließ ich mir schließlich das Drum-Signal mit Betonung auf die Kickdrum vom Monitorpult aus auf den Line-In der Pleasure Pump legen. Der Bass wurde von dem Parallelausgang der angeschlossenen D.I.-Box an den Instrument-In der Pleasure Pump angeschlossen. Auf diese Weise konnte ich eigenständig das Verhältnis zwischen Bass und Drums auf meinem Shaker-Podest regeln, ohne ständig über Intercom mit dem (ebenfalls nicht sichtbaren) Monitortechniker deswegen kommunizieren zu müssen.
Das Ergebnis des Zusammenspiels zwischen Pleasure Pump und Board ist beachtlich. Während die alternativ verwendete 200 Watt Endstufe wirklich Mühe hatte, das Pleasure Board zu betreiben, brachte die Pleasure Pump meinen Körper zum Beben. Mit einer beachtlich schnellen Ansprache, ohne das Gefühl zeitlicher Verzögerung und ohne „wabbelig“ zu wirken kam sofort Spaß auf. Da ich auf der Plattform saß, konnte man natürlich Nebengeräusche am Stuhl wahrnehmen, im Stand fallen die Nebengeräusche weniger ins Gewicht und im Verhältnis zum Gedonner und Gerappel nicht gelagerter Shaker-Plattformen ist der Unterschied gigantisch. Selbst wenn man das Pleasure Board wirklich an die Erdbebengrenze treibt, verhält sich die Übertragung auf den Boden noch äußerst gutmütig.
DerTom sagt:
#1 - 21.07.2012 um 12:15 Uhr
Kann man an die pleasure pump auch ein speakon Y Kabel anschließen um so a) das pleasure Board und b) einen 4 Ohm bass speaker zu betreiben? Oder macht die pleasure Pump dann schlapp?Das wäre doch ein super setup zum Proben mit der Band
micha sagt:
#2 - 13.05.2013 um 14:46 Uhr
am ausgang der pump steht 8 Ohm minimum. geht also nicht. mit 4 Ohm lautsprecher und basspump wärst du sogar unter 4 ohm....