PRAXIS
Puma Combo 110 – Es ist gar nicht so einfach, einen Combo zu finden, der allen Lebenslagen gerecht wird. Man muss sich schon vor der Anschaffung genau überlegen, was der Amp denn eigentlich können soll und welche Anforderungen auf ihn zukommen werden. Ich persönlich habe noch nie einen logischen Nutzen in Combos gesehen, die genau so groß sind wie herkömmliche Bassboxen und unter Umständen sogar schwerer, weil sie zusätzlich die komplette Elektronik beherbergen müssen. Mit einem Splitsystem ist man auf jeden Fall variabler, auch mit dem Nachteil, dass man einmal mehr laufen muss, wenn es um Auf- und Abbau geht. Die wahre Stärke eines Combos sollte in der Möglichkeit liegen, ein möglichst kleines Gehäuse mit hoher Leistung und geringem Gewicht für den Standalone-Betrieb auszustatten und dieses Gerät dann optional mit einer Zusatzbox erweitern zu können. Das ist es, was ein Combo leisten sollte, und genau das leistet der Puma Combo.
Der Puma Combo 110 verfügt über 270 Watt interne Leistung – und das lediglich über einen einzelnen, hoch leistungsfähigen 10“ Neodym Speaker plus Membran-Mittelhochtöner. Gut gebrüllt Löwe, könnte man sagen, aber jetzt mal ehrlich: Was bringt das Teil denn wirklich auf die Pfanne?
Nun, ich muss zugeben, es stimmt. Der Zwerg donnert verzerrungsfrei, was das Ohr vertragen kann und klingt weitaus besser als viele seiner Kollegen, die mit mehrfacher Größe und vielfachem Gewicht daherkommen. Ob bei einer Probe oder kleineren Gigs, immer macht der Combo eine sehr gute Figur und jede Menge Spaß, auch beim Transportieren. Die etwas unorthodoxe Art der Anwinkelung per Stahlrohr, das in die Reflexöffnung der Rückseite geschoben wird, funktioniert hervorragend und der Combo steht satt und stabil, obwohl er nicht im Wedge-Design (angeschrägtes Monitorbox-Design) konstruiert ist. Einfach, aber effektiv. Durch die Topload-Bauweise werden die Regler auf der Oberseite des Gehäuses bei dieser Aufstellung natürlich schwerer zugänglich, aber damit kommt man im Prinzip schnell klar, denn eigentlich gibt es nicht viel zu regeln. Einzig der Mute-Taster, der beim Combo leider nicht per Fußschalter zu bedienen ist, wird dann zur Nebensache. In diesem Fall ist man mit einem Bodentuner besser bedient, der gleichzeitig die Mute-Funktion übernimmt, will man den Amp nicht laufend zum Stimmen nach vorne kippen.
Ich persönlich bevorzuge Systeme, bei denen man den integrierten Hochtöner abschalten kann. Das ist besonders dann sinnvoll, wenn man sich in musikalischen Stilistiken bewegt, die einen weniger HiFi-orientierten Bass-Sound erfordern. Beim Puma Combo ist diese Maßnahme leider nicht vorgesehen, und so muss man mittels Klangregelung sein Ziel erreichen – eine nicht unbedingt optimale Lösung. Hier würde ich mir ein Options-Update wünschen, das mich vollends glücklich machen wird.
Für größere Events kann man den Combo auf eine acht Ohm Zusatzbox platzieren und in Kombination mit dem internen Speaker 350 Watt stark die Bühne beschallen. Das ist ordentlich für einen solchen Zwerg und bringt die notwendige Variabilität, von der ich eingangs gesprochen habe. Aber auch hier hätte ich noch einen kleinen Zusatzwunsch: Ergibt sich die Situation, wie vorgesehen eine Zusatzbox anzuschließen, steht man nicht selten vor dem Problem, dass diese mit einer Klinkenbuchse ausgestattet ist. Die Erfahrung zeigt, dass genau in diesem Moment Murphys Gesetz zuschlägt und sich das Adapterkabel doch nicht im Koffer befindet. Wie wäre es deshalb am Puma Combo mit einer Speakon/Klinke-Kombibuchse? Eine kleine Maßnahme mit großem Dankbarkeitsfaktor.
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Generell liefert der Combo einen definierten, klaren Sound. Der Membran-Mittelhochtöner wirkt seidig und keinesfalls unangenehm steril, wie ich es oft bei anderen Hochtönern erlebt habe – deshalb auch mein genereller Wunsch, sie abschalten zu können. Trotz dieser fehlenden Abschaltfunktion gewinnt der Puma Combo bei mir an Pluspunkten, weil der Sound überzeugt. Die Klangregelung ist optimal auf die Einheit abgestimmt und der Taste-Regler vereinfacht die Soundsuche ungemein. Auf Holzbühnen mit tiefer Eigenresonanz bekommt man durch eine Linksdrehung des Potis in Richtung Dry meist genau die Wummerfrequenzen unter Kontrolle, die sich sonst recht unangenehm auswirken würde. Insgesamt übertrifft der Combo alle Erwartungen, die man aufgrund seiner geringen Ausmaße an ihn stellt. Immerhin benötigen Bassresonanzen bekanntermaßen ein gewisses Minimalvolumen, um überhaupt entstehen zu können.
PRAXIS
Puma 1000 – Der Puma 1000 wurde in sehr unterschiedlichen Situationen wie Proberäumen, Open Air Bühnen, kleinen wie großen Räumen und Clubs getestet. Die Boxen variierten dabei in den Versionen 2 x 10“, 4 x 10“ und 2 x 12“. Generell gesehen musste ich in fast allen Situationen vom Taste-Regler in Richtung Dry Gebrauch machen, da der Amp ansonsten etwas zu mächtige Bässe lieferte. Damit war aber meist bereits die größte Arbeit getan und minimale Justierungen an der Klangregelung waren ausreichend. Sensationell empfinde ich die Flexibilität dieses Amps, bedingt durch die Stereoendstufe mit den Kanälen A und B und eben der beschriebenen Möglichkeit, beide Kanäle individuell in der Ausgangslautstärke zu regeln.
Der eingebaute Kompressor überzeugt mich nicht 100%ig. Obwohl zwei unterschiedliche Attack-Zeiten zur Auswahl stehen, hatte ich immer mit dem Problem zu kämpfen, dass nach einer kürzeren Spielpause bei der ersten Note deutlich sein Einsetzen zu hören war, unabhängig von der Einstellung der Kompressionsintensität und egal bei welcher Attack-Zeit. Da ich jedoch noch ein Beta-Testgerät erhielt, kann dieser Missstand mittlerweile Schnee von gestern sein, denn TecAmp reagiert für gewöhnlich außerordentlich schnell auf Userkritiken mit Korrekturen und Verbesserungen.
Der Puma 1000 liefert einen eher cleanen, aber nicht sterilen Klangcharakter. Zwar werden Röhrenliebhaber vermutlich den TecAmp Bad Bull mit Röhrenvorstufe bevorzugen, aber allen anderen sei gesagt, dass der Puma 1000 eine optimale Kombination von Leistung, Gewicht, Sound und Nutzen bietet. Aufgrund seiner Vielseitigkeit ist er Stil übergreifend nahezu jedem Bassisten zu empfehlen, nur den Rock ‘n’ Roll konnte ich ihm nicht in vollen Zügen entlocken – rein optisch widerspricht allerdings bereits das fragile Design jedem überzeugten Headbanger – zumindest, solange dieser noch keinen Bandscheibenvorfall hatte oder generell über ausreichend Roadies verfügt …