Praxis
Bei Multieffektgeräten, die viele Funktionen in einem kompakten Gehäuse vereinen, ist die Bedienung oft gewöhnungsbedürftig und nicht besonders praxisorientiert. Die Oberfläche des Bass Fly Rig ist zwar ebenfalls sehr dicht besiedelt, die kleinen Regler und Schalter besitzen jedoch jeweils nur eine Funktion und sind mit ausreichendem Abstand voneinander platziert, sodass man nicht Gefahr läuft, den benachbarten Regler gleich mit zu verstellen. Die leichtgängigen Silent-Fußtaster befinden sich aufgrund der schmalen Bauform des Pedals natürlich sehr nahe an den Drehreglern, die man deshalb unweigerlich ab und zu mit dem Fuß bearbeiten wird. Bei den Reglern handelt es sich aber nicht um weit abstehende Potis, sondern eher um flache Rädchen. Ich bin deshalb zuversichtlich, dass sie den ein oder anderen unbeabsichtigten Fußtritt entschuldigen werden – etwas Vorsicht ist aber dennoch geboten!
Ein weiterer, gewöhnungsbedürftiger Nebeneffekt der sehr kleinen Regler sind die dadurch bedingten kurzen Reglerwege – ein kleiner Dreh hat unter Umständen bereits großen Einfluss auf den Sound, und bei einigen Parametern muss man wirklich mit spitzen Fingern arbeiten, um dezente Anpassungen vorzunehmen. In Sachen Bedienung gibt es beim featurebepackten Bass Fly Rig also durchaus Licht und Schatten, insgesamt halte ich das Konzept und den Aufbau aber für durchaus gelungen, wenn man einmal bedenkt, wie viele Funktionen auf dem Pedal untergebracht wurden.
Beim Thema Sound habe ich in erster Linie von der Sansamp-Einheit Positives erwartet, weil ich vor einiger Zeit die VT-Bass-DI für bonedo getestet habe und von den tollen Klangmöglichkeiten doch sehr beeindruckt war. Und in der Tat ist die Sansamp-Einheit für mich das Highlight des brandneuen Tech 21-Sprösslings. Der Preamp liefert amtliche Röhrensounds im Ampeg-Stil und überzeugt mit einer ungeheuren Flexibilität.
Mit dem Charakter-Regler kann man von fetten vintageartigen Motown-Sounds stufenlos zu aggressiven, modernen Rockbasssounds blenden, und der Drive-Regler sorgt mit einer riesigen Bandbreite für den gewünschten Zerrgrad von subtilen Sättigungen bis hin zu heftigem Overdrive-Sägen. Wer dann immer noch nicht genug hat, kann den Sansamp zusätzlich mit 10dB von der Booster-Einheit aufblasen – heftigere Overdrives braucht vermutlich kein Mensch!
Weitere Anpassungsmöglichkeit bietet der hervorragend abgestimmte Equalizer – alle drei Bänder greifen effektiv und liefern Ergebnisse, die zum Grundcharakter des Sansamp passen. Ein anderes Highlight des Bass Fly Rig – und das wird viele vielleicht überraschen – ist für mich der Chorus! Mit lediglich einem Depth-Regler versehen, ist die Chorus-Sektion zwar alles andere als flexibel. Die unterschiedlich stark schwebenden Sounds, die unter dem Depth-Regler sitzen, klingen aber allesamt super schön – Tech 21 ist hier ein außerordentlich musikalisch abgestimmter Universal-Chorus-Sound gelungen, wie ich finde.
Für dich ausgesucht
Deutlich komplexer gestaltet sich der Umgang mit der Octa-Sektion. Man sollte die verschiedenen Effekte dieser Sektion wirklich als eine Einheit betrachten, um sich vor Enttäuschungen zu bewahren. Das Trackingverhalten des Octavers ist leider im besten Fall mittelmäßig, der Fuzz-Sound bricht (vermutlich aufgrund eines zu früh greifenden Gates) öfter mal ab und klingt ohne Sansamp eher schrill. Beide Effekte halten zudem keinerlei weitere Parameter zur Anpassung bereit – als Einzeleffekte würde ich sowohl den Octaver als auch das Fuzz deshalb wohl eher nicht einsetzen!
Deutlich positiver präsentiert sich hingegen der Filter: er spricht sehr dynamisch an, klingt wirklich gut, und die beiden Regler “Q” und “Range” bieten ausreichend Flexibilität. In Verbindung mit dem Sansamp liefert das Bass Fly Rig durchaus authentische Mutron-ähnliche Filtersounds für Oldschool-Funk-Grooves.
Und siehe da: in Verbindung mit dem Filter machen dann die anderen beiden Effekte auch plötzlich Sinn! Mithilfe der verschiedenen Effekte und einer ordentlichen Portion Experimentierfreude kann man hier nämlich ziemlich abgefahrene und stark verfremdete Sounds aus dem Pedal locken, die teilweise wirklich verblüffende Ähnlichkeit mit Synthie-Sounds haben.
In der Bedienungsanleitung findet man übrigens ein paar Beispiel-Einstellungen, die den Einstieg in die Klangwelten des Bass Fly Rig wirklich erleichtern. Der Kompressor und das Stimmgerät blieben im Praxis-Kapitel bisher unerwähnt; beide Sektionen verrichten ihren Dienst allerdings einwandfrei. Der Kompressor klingt relativ neutral und liefert bei Bedarf auch sehr starke Kompressionen für anschwellende Sounds.
Die Nebengeräusch-Entwicklung hält sich lobenswerterweise auch bei starken Kompressionen in Grenzen. Nur wenn man den Tone-Regler sehr weit aufdreht, macht sich ein Rauschen im Klangbild bemerkbar. Das Bass Fly Rig verhält sich beim Thema Nebengeräusche prinzipiell eher unauffällig, so lange man mit extremen EQ- oder Level-Einstellungen kein Rauschen von der Eingangsquelle verstärkt.
Auch am Stimmgerät habe ich nichts auszusetzen. Das Display ist zwar klein, aber recht gut ablesbar, und mit den blinkenden Pfeilen lässt sich der Bass zuverlässig stimmen. Auf zusätzliche Features wie eine Kalibrierung oder spezielle Stimmungen muss man bei dem simpel aufgebauten Onboard-Tuner allerdings leider verzichten!
Zuletzt wünsche ich euch viel Spaß mit den nachfolgenden Soundfiles, anhand derer ihr euch ein schönes Bild der klanglichen Möglichkeiten des Tech 21 Bass Fly Rigs machen könnt!