Praxis-Teil Bass
Sehr hochwertig verarbeitet kommt das gute Stück daher, da bin ich nun sehr auf die Klangverarbeitung auch in Anwendung für den Bass gespannt. Zuerst jamme ich immer ein wenig, um mit dem Gerät vertraut zu werden und um die dahintersteckende Philosophie zu begreifen. Für mich erschließen sich zwei grundsätzliche Einsatzgebiete, die sich zwangsläufig überschneiden. Zum einen kann ich den Q-Strip als Klangveredler bzw. hochwertige DI-Box einsetzten und meinen Ton damit in jede gewünschte stilistische Richtung lenken.
Zum anderen hilft mir die Mittenparametrik in einem recht dröhnenden Raum die entsprechende Störfrequenz herauszufiltern, um einen aufgeräumten Basssound zu bekommen. Trotz der intuitiven Herangehensweise lohnt auch ein Blick in die Bedienienugsanleitung. So lässt sich zum Beispiel herauslesen, dass die beiden Filter (HPF und LPF) eigentlich eine Art verstecke Speakersimulation darstellen. Und das sogar recht überzeugend, denn der Sound wirkt bei Aktivierung und abhängig von der Einstellung der Mitten kerniger und ein wenig dreckiger.
Für die Klangbeispiele empfehle ich eine gute Abhöre oder einen guten Kopfhörer zu verwenden, um die jeweiligen Unterschiede deutlicher hören zu können!
Ich greife zu meinem Marleaux Votan XS-Fünfsaiter, der vom Klang her in die Jazz-Bass-Richtung tendiert – ein Sound also, mit dem die meisten Ohren ganz gut vertraut sein sollten. Diesen spiele ich bei jedem Tonbeispiel passiv mit voll aufgedrehter Höhenblende und mit beiden Tonabnehmern. Um die Klangbearbeitung zu verdeutlichen, gehe ich folgendermaßen vor: Zuerst spiele ich einen Viertakter trocken und schalte dann den Q-Strip ein, danach wieder aus und abermals ein (ausgenommen Beispiel 3!).
Dabei starte ich nun mit einem Grundsound mit auf 15 Uhr geboosteten Bässen und Höhen; die parametrische Mittensektion lasse ich noch unangetastet, diese Regler bleiben somit in der 0-Position. Das Klangergebnis ist jetzt schon erfreulich, denn der Q-Strip packt gleich ordentlich zu und wertet das Signal deutlich auf, indem er den Bass im Handumdrehen größer und wärmer klingen lässt.
Im Soundbeispiel 2 aktiviere ich dazu die beiden Filter (LPF und HPF). Ihr hört im Wechsel zuerst das bearbeitete Signal von Beispiel 1 ohne Filter und darauffolgend den Groove mit aktivierten Filtern. Wie ihr hören könnt, wird der Sound tatsächlich etwas dreckiger und packender, was vom Höreindruck etwas an eine Speakersimulation erinnert.
Für das dritte Soundbeispiel greife ich die magische Semiparametrik der Mitten an. Hiermit lassen sich wahrlich die wildesten Dinge anstellen. Folgende Einstellung wähle ich aus: LOW = 14 Uhr boost, MID1 = 13 Uhr boost bei 180 Hz, MID2 = 11 Uhr cut bei 700 Hz, HIGH = 15 Uhr boost. Der HPF und der LPF kommen nicht zum Einsatz. Wie ihr hören könnt, gewinnt der Sound wunderbar an Tiefe und Wärme und ist zugleich schön aufgeräumt. Der unbearbeitete Flatsound und der bearbeitete Q-Strip-Sound sind wieder im viertaktigen Wechsel zu hören.
Im vierten Soundbeispiel gehe ich gleich mal ins Extrem und forme einen tiefen Reggaesound, der richtig schiebt! Lecker klingt das und schön deep mit angenehmer Wärme. Die Settings: LOW = 15 Uhr boost, MID1 = 14 Uhr boost bei ca. 80 Hz, MID2 = 9 Uhr cut bei ca. 700 Hz, HIGH = 9 Uhr cut. Der High Pass Filter setzt bei 45 Hz ein und ist für die tiefe B-Saite eine gute Möglichkeit, den sehr tiefen Tönen ausreichend Kontur zu verleihen. Beide Filter sind jetzt aktiviert und räumen den Sound unten und oben herum etwas auf; der Ton ist aber immer noch sehr tief und dabei differenziert.
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Beispiel 5 beschert uns einen Rocksound, bei dem die oberen Mitten geboostet und die tiefen Mitten etwas gecuttet werden. Konkret: LOW = Vollboost, MID1 = 10 Uhr cut bei ca. 200 Hz. MID2 = 14 Uhr boost bei ca. 800 Hz, HIGH = boost bei 14 Uhr; HPF und LPF sind aktiviert.
Hier spiele ich die vier Takte wieder im Wechsel, ihr hört also zuerst das trockene Signal und dann den Sound mit dem Q-Strip. Oha, das rockt amtlich mit ordentlich Dreck! Einen vorgeschalteten Overdrive kann ich mir auch sehr gut dazu vorstellen …
Natürlich darf auch ein Slapbeispiel nicht fehlen, und auch hier glänzt die Mittenparametrik wieder mit ihren vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. LOW = 14 Uhr boost, MID1 = 14 Uhr boost bei ca. 160 Hz, MID2 = 10 Uhr cut bei ca. 800 Hz, HIGH = 15 Uhr boost, HPF aktiviert.
Hurra, da geht die Sonne auf, denn ein überaus geschmeidiger Slapsound tönt mir entgegen! Um den krassen Unterschied zum trockenen Signal zu hören, habe ich den Groove wieder im Wechsel eingespielt.
Zu guter Letzt habe ich noch den Fretless ausgepackt – wieder einen Marleaux Votan XS 5, bei dem ich im Beispiel nur den Bridge-Tonabnehmer passiv spiele und die Höhenblende voll offen lasse. Ein Fretless ist ja allgemein dafür bekannt, dass er ordentlich Mitten verträgt, und daher fette ich ihn auch entsprechend im Mittenbereich etwas an. Hierfür werfe ich dann sogar mal einen Blick in die Sample Settings der Bedienungsanleitung und orientiere mich ein wenig an der vorgeschlagenen Einstellung. Letztlich ist die Soundbearbeitung aber freilich immer vom Instrument und dem eigenen Geschmack abhängig, daher sind diese Soundvorschläge mit Bedacht anzuwenden.
Und siehe da – letztlich habe ich für mein Beispiel dann doch andere Frequenzen zur Bearbeitung ausgewählt: LOW = 15 Uhr boost, MID1 = 15 Uhr boost bei 180 Hz, MID2 = 16 Uhr boost bei ca. 700 Hz, HIGH = 0, LPF aktiviert. Ihr hört wieder im Wechsel das unbearbeitete mit dem bearbeiteten Basssignal. Der bearbeitete Sound wirkt zwar nicht mehr ganz so weich, ist jedoch mit den so wichtigen durchsetzungsfähigeren Mitten für die Bandsituation bestens geeignet!