Praxis
Der DP-3X ist ein ganz besonderes Gerät, bei dem viele Features “anders” sind als bei so manchem anderen Pedal. Deshalb fällt auch der Testbericht diesmal anders aus und ich beginne gleich mit dem Fazit: Ich finde den DP-3X klasse! Für meinen persönlichen Geschmack liefert er einen der besten Zerrsounds, die ich bisher von einem Pedal gehört habe. Allerdings bin ich ja auch bekennender Fan von dUg und seinem Sound. Wer High-Gain-Metalsounds oder ganz subtile Overdrives bevorzugt, wird an anderer Stelle sicher besser bedient. Für alle diejenigen, die auf der Suche nach einem “dUg-Ton” (oder Variationen davon) sind, könnte der DP-3X die lang ersehnte Lösung sein.
Jetzt kommt ein riesiges “ABER”: Der Weg zu einem guten Sound mit diesem Gerät war ungewohnt lange und steinig. Das liegt daran, dass ich den DP-3X wie ein gewöhnliches Preamp/Bassverzerrer-Pedal behandelt habe – doch das ist er ganz und gar nicht, was Tech21 weder in der Bedienungsanleitung noch auf der Webseite verraten. Wählt man daher eine konventionelle Herangehensweise, so wird man zwangsläufig sicher erst einmal enttäuscht sein. Nur durch stundenlange Recherche im Internet bin ich auf einige wichtige Hinweise gestoßen, und es ist mir wirklich ein Rätsel, warum Tech21 da ihren Kunden nicht besser unter die Arme greifen. Hätte ich den DP-3X kurz im Laden ausprobiert, hätte ich ihn sicher nicht gekauft. Damit ihr euch ein Bild davon machen könnt, folgt hier eine Beschreibung meiner Odysee.
Der Clean-Kanal mit seinem Dreiband-Equalizer und schaltbaren Mittenband klingt ordentlich, der Ton wirkt etwas kompakter, aber dafür auch etwas bedeckter. Definitiv färbt der DP-3X den Ton leicht, selbst bei neutralen Equalizer-Einstellungen. Durch die Klangregelung ergeben sich viele Möglichkeiten für nahezu alle Stilistiken, selbst cleane Slapsounds oder ähnliches sind machbar.
Der Kompressor, der sich ja nur um die tiefen Frequenzen kümmert, stellte mich allerdings zunächst vor Rätsel. Sowohl die Bässe wie auch die Lautstärke werden ziemlich stark geboostet und schon bei mittlerer Position ist ein deutliches Pumpen bemerkbar. Der Tritt auf den “Mix”-Fußschalter und die Aktivierung des Chunk-Kanals brachten auch erst einmal Ernüchterung: “Das klingt jetzt aber rein gar nicht nach einer ‘Wall Of Sound’!”
Dies war der Punkt, an dem ich ziemlich verwirrt war, aber drei Stunden später hatte sich das Bild komplett gedreht: Nach intensiver Recherche hatte ich herausgefunden, dass hier einiges am Werk ist, dass sich nicht in der Bedienungsanleitung oder auf der Webseite von Tech21 finden lässt. Der Kompressor bearbeitet nur die tiefen Frequenzen (das wird noch erwähnt) – und das ganz bewusst auf sehr extreme Weise. Er ist daher im cleanen Kanal ziemlich unbrauchbar und wurde stattdessen für den Chunk-Kanal optimiert. Schaltet man diesen hinzu, kommt nicht nur die Verzerrung ins Spiel, sondern auch ein internes Equalizer-Setting, welches für die Live-Situation mit einer Band optimiert ist. Deshalb ändert sich der Ton relativ stark! Jetzt kann man aber dies mit dem Kompressor und dem Dreiband-Equalizer wieder problemlos ausgleichen. Und teilweise muss man sogar Extremeinstellungen vornehmen, die man gemeinhin eigentlich vermeiden würde. Aufgrund der Wechselwirkung mit der internen EQ-Kurve des Chunk-Kanals macht dies jedoch absolut Sinn.
Und siehe da: Da ist sie, die “Wall Of Sound”. Entsprechend aufbereitet, klingt der Basssound einfach nur richtig groß: Definiertes, druckvolles und fettes Low End, kombiniert mit verzerrten Höhen, durch welche Artikulationen der Hand, wie Bendings, Vibrato, Hammer-Ons, Pull-Offs, Slides, etc. noch betont werden, lassen die Mundwinkel nach oben gehen. So lebendig kann ein Basssound klingen!
Der im cleanen Kanal extrem komprimiert wirkende Bass liefert hier das stabile Low End, das wie eine Wand steht, und beide Kanäle scheinen wie zwei Zahnräder ineinanderzugreifen. Wo sie vorher einzeln noch etwas enttäuschten, werden sie nun plötzlich zu einem perfekten Paar. Endlich bin ich am Ziel und werde geradezu fürstlich belohnt, nur: Warum steht das nirgendwo in der Bedienungsanleitung? Warum, Tech21, WARUM? Es könnte doch so einfach sein!
Hier gibt es für euch ein paar Beispiele für verschiedene Schattierungen des “dUg-Sounds”. Grundlage ist das in der Bedienungsanleitung Preset “dUgs Personal Setting”. Ich habe dann lediglich Grad und Anteil der Verzerrung geändert (siehe Beschreibung). So kann sich der dUg-Pinnick-Fan wohl am besten ein Bild machen:
Meiner Meinung nach gibt es zwei Möglichkeiten für die Anwendung des Tech21 DP-3X: Entweder betreibt man ihn clean und ohne Kompression. Hier wird er zwar nicht zum Klassenprimus, macht aber immerhin einen sehr ordentlichen Job. Oder man lässt den Chunk-Kanal ständig aktiviert und passt Equalizer und Kompressor des cleanen Kanals entsprechend an. Dann kann man den DP-3X komplett gelegentlich als optionalen Zerrsound zu- oder abschalten.
Den Chunk als zusätzliche Zerre zum Clean-Kanal an- und auszuschalten funktioniert in meinen Augen hingegen nur bedingt. Durch die beschriebene starke Färbung muss man nämlich mit dem Equalizer und Kompressor des Clean-Kanals entsprechende tiefgreifende Anpassungen vornehmen, was ein Hin- und Herschalten ziemlich unpraktisch macht. Hätte Tech21 zumindest den Kompressor dem Chunk-Kanal zugeordnet, so wäre der DP-3X etwas flexibler. Das könnte man ihm als Nachteil vorwerfen, aber es handelt sich schließlich um ein Signature-Pedal von dUg Pinnick. Und: die Sounds seines Namensgebers liefert er schlicht hervorragend!
Für dich ausgesucht
Ein wichtiger Punkt noch: der Instrument Out und der D.I. Out klingen ziemlich unterschiedlich. Nach langer Recherche und Hin- und Herprobieren bin ich zu der Meinung gelangt, dass am D.I. Out eine Speakersimulation mit einer 4x10er-Box anliegen muss. Instrument Out plus eine Software-Boxensimulation klangen zumindest ziemlich identisch mit dem D.I.-Signal. Aber auch zu diesem Punkt bleiben genauere Angaben ein Geheimnis von Tech21.