Technics EAH-AZ40 und EAH-AZ60 Test

Praxis

Kaum habe ich die Headphones aus ihrem Ladecase entnommen, gehen sie sofort mit blau-rot blinkender LED in den Kopplungsmodus über. Anderenfalls hält man einen der beiden Sensoren für sieben Sekunden gedrückt. Spätestens jetzt tauchen die Kopfhörer in der Liste der Bluetooth-Geräte auf. Dies nicht nur auf einem Gerät, dank Multipoint sogar auf zweien gleichzeitig. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die ergonomische Form der AZ60

Nach erfolgter Kopplung widme ich mich der heruntergeladenen Technics App. Sie bestätigt die aktive Bluetooth-Verbindung, zeigt zudem den aktuellen Akkuzustand der Hörer an. Unter dem Reiter „Umgebung“ passe ich den Grad der Geräuschunterdrückung und der wahrnehmbaren Umgebungsgeräusche an.
„Ton“ offeriert die Klangmodi „Bass+“, „Vocal“, „Treble+“ und „Dynamic“. Für noch individuellere Einstellungen wähle ich „Benutzer“, wo man die Frequenzen 100, 315, 1000, 3150 und 10.000 Hz um 10 dB anheben und absenken kann. „Einstellungen“ bietet Optionen, um weitere Technics Kopfhörer anzumelden, den Kopfhörer zu finden, LDAC als Codec zu aktivieren. Allerdings blockiert Letztgenannter die Multipoint-Funktion. Sehr praktisch und stromsparend ist auch der Timer zur automatischen Abschaltung.
Wer mit der Belegung der Sensortasten nicht klarkommt, kann sie in der App neu definieren. „Unterdrückung von Tonunterbrechungen und Verzögerungen“ funktioniert wie eine Puffer, um Ausfälle bei der Datenübertragung zu überbrücken, dies allerdings auch auf Kosten der Latenz. Entsprechend deaktiviert man diesen Modus beim Schauen von Videos, um die Verzögerung zwischen Bild und Ton zu verringern. 

Die App bietet individuelle Einstellungsmöglichkeiten
Die App bietet individuelle Einstellungsmöglichkeiten

Tragekomfort

Beide Modelle passen sich aufgrund ihrer ergonomischen Form dem Gehörgang sehr gut an. Im Zusammenspiel mit den unterschiedlichen Passformen sitzen sie sehr sicher. Selbst schnelles Laufen und dadurch entstehende Erschütterungen bringen die Hörer nicht aus ihrer Position. Zudem ragen sie nicht sonderlich über das Ohr hinaus, was zusätzliche Windgeräusche vermeidet.
Im direkten Vergleich zwischen AZ60 und AZ40 ist das kleinere Modell aufgrund seiner kompakten Größe im Vorteil. Sie fühlen sich leichter an und verstecken sich wegen ihrem kleineren Umfang noch besser im Ohr.

Klang

Dass sich Technics vor allem dem audiophilen Klang verschreibt und einen hohen Anspruch an sich und die Treiber stellt, beweisen sowohl der AZ60 als auch der AZ40. Besonders bei dem größeren Modell fällt das Soundarrangement hochauflösend, homogen abgestimmt und transparent aus. Tiefbass und mittlerer Bass stricken einen Teppich, auf dem sich der Groove fein notiert abzeichnet. Beste Beispiele geben Moderats „A New Error“ mit ihrem sehr präzise wappernden Sequenzer-Bass. Das synthetische Beat-Bassline-Gemisch in Röyksopps „Sordid Affair“ ist von Wärme und damit Volumen erfüllt. Wenn die Vocals anschließend einsetzen, kommt die wahre Brillanz zum Vorschein. S-Laute und HiHats bilden die Treiber messerscharf ab, ohne sich überzeichnet und unangenehm in den Vordergrund zu spielen. Zudem bilden die dezent abgestimmten Mitten Leadsounds im richtigen Maß ab.
Mit elektronischer Musik verstehen sich die Hörer bestens, aber auch organisches wie Jazz empfiehlt sich. Mein oft zitiertes „Westchester Lady“ von Bob James begeistert mich mit Natürlichkeit, Transparenz und Räumlichkeit. Schließlich grenzen sich die Instrumente deutlicher als bei anderen Hörern ab, sodass sie sich genauer orten lassen.
Zu guter Letzt überrascht mich die detailreiche Interpretation urbaner Tracks, wie Snoop Doggs „Drop It Like It’s Hot“ oder Rihannas „Umbrella“. Selbst die dominierenden Beats schüchtern die Transparenz und Natürlichkeit nicht ein. Aufgrund meines iPhones kam ich leider nicht in den Genuss des hochauflösenden LDAC-Codecs. Aber selbst mit dem Apple Standard AAC überwältigt mich der Klang förmlich.
Stellt man die beiden Modelle gegenüber, bescheinige ich den AZ60 eine kleine Portion mehr Natürlichkeit und Transparenz. Hingegen empfinde ich die AZ40 als etwas basslastiger, was vereinzelte Details maskiert.  Wer im Bass und Höhen eine wohl dosierte Schippe drauflegen möchte, der greift zu den App-Modi „Bass+“, „Treble+“ oder „Dynamic“. Hingegen „Vocals“ empfinde ich persönlich zu mittig und würde ich daher nur für Gesprochenes empfehlen. 
Selbst mit voll aufgedrehtem Pegel, liefern die Treiber eine hervorragende Performance, ohne dass sie bei Transienten die Fassung verlieren. Sie spielen wie ein Schweizer Uhrwerk, akkurat und unverfälscht.  

Funktionalität

Über die Sensortasten bedient man sehr ergonomisch und intuitiv gestreamte Musik, wie Start, Pause und Skipping. Natürlich lässt sich auch die Lautstärke regeln. Auf Knopfdruck aktivieren die Hörer auch Sprachassistenten wie Siri und Alexa. Telefonate können zudem über die Earbuds angenommen, gemutet, beendet und abgelehnt werden, wo sich die JustMyVoice-Technologie auszahlt. Vor allem die äußerst klare und konstant bleibende Sprachqualität, unabhängig der Umgebungsgeräuschen oder der eigenen Bewegung, beeindruckt. Dies unterstreicht die Verständlichkeit, selbst wenn sehr laute Störgeräusche das über Mikrofon aufgenommene Signal maskieren könnten. In diesem Fall nimmt man in der App unter „Geräuschunterdrückung vom Gesprächspartner“ die entsprechende Einstellung auf „Stark“ vor.  Die Stimme wird förmlich extrahiert, verliert zwar etwas an Brillanz und Natürlichkeit, bleibt aber sehr verständlich. Um einen Eindruck zu bekommen, wie sich die eigene Stimme mit JustMyVoice beim Gesprächspartner anhört, testet man diese Funktion in der App.
Mit ihrer Akkulaufzeit von insgesamt 32,5 Stunden Maximum avancieren die In-Ears zum  Langstreckenläufer. Aber vor allem mit dem eingeschalteten LDAC gehen den AZ60 deutlich schneller die Puste aus, sodass man das Hi-Resolution Audio Wireless vorzugsweise zu Hause genießen sollte. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die großen Sensorentasten bedienen sämtliche Funktionen

Aktive Rauschunterdrückung

Die sogenannte „Dual Hybrid Noise Cancelling“ Technolgie zählt nicht ohne Grund zu branchenführenden Geräuschunterdrückungen. Denn im eingeschalteten Modus entkoppelt es den Zuhörer förmlich von der Umgebung. Störgeräusche werden vor allem im Mitten- und Bass-Bereich so herausgefiltert, dass sie im Zusammenspiel der Musik förmlich untergehen und dadurch weniger Pegel gebraucht wird, um trotzdem Musik mit ihren Details wahrzunehmen. Für unterwegs würde ich den Ambientmodus bevorzugen, der Umgebungsgeräusche, wie den Straßenverkehr, über die Mikrofone natürlich zuspielt. In der App gibt es einen weiteren, den „Aufmerksamkeitsmodus“, der Stimmen, zum Beispiel bei Durchsagen, hervorhebt.

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