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Technics SL-1210GR Test

Praxis

Nachdem ich alle Kabel angeschlossen und den sehr massiven Plattenteller vorsichtig anhand seiner zwei Mulden in den Dorn eingefädelt habe, montiere ich an den Tonarm ein Ortofon Nightclub MKII Cocoon Edition. Beim Ausbalancieren des Tonarms zwecks optimaler Gewichtseinstellung stelle ich fest, dass der Technics bei einem Antiskating von null schön die Position hält. Zum Vergleich: Bei anderen DJ-Plattenspieler neuester Generation zeigt der Tonarm bei null Antiskating oft einen Hang zum Driften nach außen.
Den SL-1210GR verbinde ich mit dem Phono-Eingang meines Pioneer DJ DJM-S9. Da der Plattenspieler keinen Phono-Vorverstärker besitzt, fällt das Andocken an den Line-Eingang aus. Zudem verbinde ich einen Technics SL-1210M5G, ebenfalls samt Ortofon Nightclub MKII Cocoon, mit dem zweiten Phono-Kanal des Mixers. Auf beiden Plattenspielern liegt die gleiche Schallplatte für einen A/B-Klangvergleich auf.

Performance

Wer stets mit Technics-Plattenspielern auflegt, fühlt sich beim SL-1210GR wie im Heimathafen. Alles funktioniert wie gewohnt, nur etwas besser. Wurde dem Flaggschiff SL-1200G(AE) noch eine zu kurze Spindel nachgesagt, welche die Phasenkorrektur beim Mixing erschwerte, ist der Dorn beim GR-Modell schön lang. Um Bremse und Torque anzupassen, bedarf es unbedingt der Bedienungsanleitung. Es gibt pro Funktion zwei Taster, um den Wert anzupassen.
Beim ersten Drücken eines Tasters wird die aktuelle Einstellung durch Blinken angezeigt. Wenn man währenddessen den Taster erneut drückt, verändert sich der Wert und die neue Einstellung wird wiederum durch Blinken bestätigt. Nach zwei Sekunden ist der Plattenteller wieder startklar.

Die Legende lebt: Technics SL-1210GR
Die Legende lebt: Technics SL-1210GR

Egal ob mit stärkstem oder schwächstem Drehmoment, der Plattenteller lässt sich mit der Hand sehr gut bändigen. Ein großer Vorteil, wenn man für die Phasenkorrektur gern den Plattenteller anschiebt oder bremst. Es bedarf etwas gefühlvollen Drucks – und der Teller hört auf jeden Handgriff. Für mich ein Grund, warum ich einem Torque von 4,5 kg/cm die kalte Schulter zeigen würde.
Der qualitativ hochwertige Aluminium-Tonarm samt Metallaufhängung begünstigt nicht nur eine sehr stabile Spurtreue, sondern auch geringere Einstreuungen, die vor allem mit einem DVS das Timecode-Signal weniger verunreinigen. Beim Auflegen der Hand auf den massiven Plattenteller gibt dieser ordentlich Kontra, sodass auch beim Scratchen die Nadel in der Spur bleibt.
Dank dem neuen Motor wird dem SL-1210GR ein besserer Gleichlauf nachgesagt, was mir als grobmotorischem DJ nicht auf Anhieb auffällt. Audiophile, die das Gras wachsen hören, werden dies gewiss mit mehr Enthusiasmus aufnehmen. Hinsichtlich der Gleichlaufschwankung bleibt er, wie alle anderen DJ-Plattenspieler, den 0,025 Prozent treu. Auch das sogenannte Rumpeln liegt auf identischem Niveau des Klassikers: 78 dB.

Technics SL-1210GR Klang

Was gibt es Besseres, als den Herausforderer mit dem Vorbild zu vergleichen? SL-1210GR und SL-1210M5G spielen dazu die gleiche Platte mit identischen Systemen ab. Im Audiobeispiel wechselt alle vier Takte die Quelle, beginnend mit dem Technics SL-1210M5G.

Audio Samples
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Technics SL-1210GR VS Technics SL1210M5G

Man hört keinen markanten Unterschied. Beide klingen sehr transparent, ohne dass sich ein Modell in den Vordergrund spielt. Wer tatsächlich akustisch eine Schippe drauflegen möchte, muss zum 2000 Euro teureren High-End-Modell (G)AE greifen.

Kommentieren
Profilbild von Daniel Fritschi

Daniel Fritschi sagt:

#1 - 13.01.2020 um 13:33 Uhr

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Wer mal versucht hat mit dem Technics SL-1210GR aufzulegen weiss, er ist vollkommen untauglich fürs Beatmatching.
Die interne Elektronik versucht jegliche Einflussname durch manuelles abbremsen oder anschieben beim Beatmatching auszugleichen. Man kann DJs nicht ausdrücklich genug vor dem Einsatz beim auflegen abraten.
Bitte korrigiert diesen Test!
Bei Amazona.de ist diese zunächst ebenfalls nicht im Test aufgefallen, doch man hat es anschließend im Test ergänzt."UPDATE ENDE 2018: Erwischt wurden wir ein wenig später, als ein Freund und DJ-Kollege, der seit mehr als einer Dekade mit Platten spielt mit zwei GR zuhause verzweifelnd um Hilfe rief. Manuelles Beatmatching, es machte ihn wahnsinnig. Die Frage kam auf, ob es der Pitch sein könnte. Aber warum? Nein, nach vielen Ideen kann es das nicht sein, etwas anderes fiel auf und wurde sofort klar: Die hochgelobte Motorkontrollsteuerung mag den Hi-Fi-Enthusiasten glücklich machen, den DJ nicht. Wieso? Nun, die extrem präzise Kontrolle der Drehgeschwindigkeit ist schön und gut, doch was passiert, wenn eine manuelle Einwirkung auf den Plattenteller stattfindet? Was, wenn der DJ den Plattenteller mit der Hand ein wenig bremst oder abschiebt? Bei einem MK bisher passiert nichts. Der Motor läuft unbeeindruckt weiter und man kann mit einem solchen Eingriff den Beat anpassen. Der GR jedoch ist technisch versiert, stellt diese Veränderung umgehend fest und wir durch Abbremsen des Motors oder durch Ausüben von mehr Kraft versuchen dieser Auswirkung von außen entgegen zu wirken. Im Klartext: Der DJ bremst, der Motor beschleunigt. Mir selbst ist es im Test nicht aufgefallen. Vielleicht, weil ich man es erst beim längeren Spielen merkt, vielleicht, weil ich nur einen GR stehen hatte und nicht zwei, oder vielleicht auch, weil es nicht jedem auffällt. Wie auch immer, man muss leider sagen, dass diese Kontrollsteuerung wunderschön ist, für DJs jedoch leider Mist. Und zwar so großer Mist, dass man dies abschalten können müsste. Hier hat Technics leider einen Bock geschossen, gepennt beim Wechsel von den Hi-Fi G-Modellen zum GR oder den GR zu wenigen oder keinem DJ vor die Hände gestellt über einen ausreichenden Zeitraum."

    Profilbild von Dirk Duske

    Dirk Duske sagt:

    #1.1 - 13.01.2020 um 20:43 Uhr

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    Lieber Daniel,zunächst vielen Dank für deinen Kommentar. Ich gebe ich dir zum Teil recht, denn im Vergleich zum MK2-Modell geht Pitch-Bending am Plattenteller etwas schwerer von der Hand. Da das Drehmoment der SL-1200/10GR nur 2,2 kg/cm beziffert, wird dies vermutlich die genannte Stabilisierung verursachen. Trotzdem würde ich nicht behaupten, dass das Beatmatching generell nicht geht. Ich habe soeben gleich mal ein paar Platten aufgelegt, denn ich bin selbst im Besitz zweier GR-Modelle. Wer vom MK2 kommt, muss sich zunächst etwas daran gewöhnen, aber Beatmatching funktioniert trotzdem, genauso wie das Pitch Riding.Beste Grüße
    Dirk

    Antwort auf #1 von Daniel Fritschi

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