Und wie klingt es?
FETT! Der Teenage Engineering EP–133 K.O.II hat einen druckvollen, punchy Sound, die Effekte sind keine Feingeister und machen ordentlich Sound. Auch die 300 mitgelieferten Samples sind knackig-modern und inspirieren unmittelbar. Mir gefällt auch die Übersichtlichkeit, die maximal 64 MB Speicher einnimmt. Sind wir ehrlich: Mit 15 gut gewählten Kicks kann man mehr reißen, als Unmengen an Festplatten-Wüste vorgaukeln können.
Auch das eingebaute Mic kann auf seine Art überzeugen: Schnell mal selbst ein knarziges Vocal reinhusten geht voll klar. Angezerrt im Gain und mit dem Time-Strech dick auf Techhouse-Komerz gedreht, liefert es die nötige Körnigkeit, die andere Hosentaschen-Synths absolut vermissen lassen.
Für viele Einstellungen gibt es auch dreistellige Kurzwahl-Nummern – wie an der Kasse – um beispielsweise, eine bestimmte SCALE flink einzustellen ohne sich dabei durch das Menü hangeln zu müssen. Die wichtigsten Nummern kann man sich ja auch oben aufs Case kritzeln.
Aliquantulum aliter – EP-1320 Medieval
Der etwas später erschienene Teenage Engineering EP-1320 Medieval ist grundsätzlich mit dem EP-133 identisch, erweitert ihn jedoch um ein mittelalterliches Thema und eine entsprechend spezifische Klangbibliothek. Er verfügt außerdem über doppelt soviel Speicher: 128 anstatt 64 MB um genau zu sein.
Hokus Pokus – Design und Bedienung
Das Gerät präsentiert sich außerdem mit einem mittelalterlich inspirierten Design. Streng genommen dürfte es aber eigentlich kein Taschenrechner mehr sein, sondern ein Abakus. Wie dem auch sei: Das Display unterscheidet sich auch komplett vom Vorgänger. Es ist liebevoll gestaltet und auch auf seine Art humorvoll. Besonders gut gefällt mir Darstellung der Zahlen mit ihrer Verschnörkelung. Zudem fällt auf, dass die Displayabdeckung deutlich dunkler ist.
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Alle Beschriftungen sind in Latein oder Ähnlichen gehalten, was meiner Meinung nach den komplexen Mehrfachbelegungen nicht zuträglich ist, zumal das „elektronische Menü“ weiterhin auf Englisch bleibt. So ist für Verwirrung gesorgt und die Benutzeroberfläche büßt an Intuition ein. Der Medieval ist damit weniger benutzerfreundlich, selbst wenn die grundlegende Funktionalität unverändert ist und man sich manches Sachverhalt auch irgendwie ableiten lassen.
Sampling und Klangbearbeitung
Das Mittelalter-Thema beschränkt sich nicht nur auf die Optik, sondern zeigt sich vor allem in den Instrumenten und Sounds: Pferdewiehern, Lautenklänge, Flöten sowie lateinische Zaubersprüche und andere obskure Geräusche ersetzen die eher allgemein gehaltenen Inhalte des ursprünglichen EP-133. Auf fette Kick-Drums muss man dennoch nicht verzichten.
Laut Teenage Engineering wurden die vorinstallierten mittelalterlichen Klänge sorgfältig von handgefertigten Instrumenten gesampelt, um eine authentische Klanglandschaft zu schaffen. Der interne Speicher von 128 MB bietet ausreichend Platz für die vorinstallierten Sounds sowie eigene Samples. Die Effekte sind ebenfalls identisch.
Wer die neuen Samples auf seinen alten EP-133 installieren will, bekommt von TE wenig Hilfe. Aber ein Reddit-Eintrag hilft! Ansonsten gibt das folgende Video auch genügend Inspiration:
Classic Approach: Live-Write vs. Step-Write
Der Sequenzer ist grundsätzlich super und für das typische Start/Stop-Programmieren, wie man es auch von der MPC her kennt, gut gedacht – keine Kritik, nur nicht unbedingt mein Ding. Lässt man sich auf Live-Write sowie partielles Löschen/Quantisieren “durch Drücken im richtigen Zeitpunkt” ein, kann man auch “Non-Stop” im Loop gut arbeiten.
Für präzisere Korrekturen stoppt man eben und klickt sich mit +/- zum entsprechenden Übeltäter-Step durch, den man gerade rückten möchte. Arbeitet man mit externen MIDI-Clock-Gedöns, kann das mit dem Sync so natürlich nervig werden. Von Step-Write sollte man also nicht zu viel erwarten, es ist kein richtiger Step-Sequenzer sondern als Ergänzung für feineres Edit oder grobes Vordefinieren gedacht.
Zur Step-Eingabe von Noten und deren Bearbeitung (Length, Nudge, etc.) muss gestoppt werden. Ferner muss man etwas umständlich Rec und Pad drücken, um einen Step zu setzen, sowie Erase, um diesen Step wieder zu entfernen. Das schnelle Durchschalten der Steps mit den +/- Tasten im Raster bei gestoppter Wiedergabe macht dennoch Laune, und so setzt man mit Step-Write recht fix “Big Steps”.
Trotzdem stelle ich mir die Frage: „Wäre es nicht geiler, wenn ich nicht unbedingt Rec/Erase zum Step-Setzen bräuchte – und stattdessen direkt auf das Pad hauen könnte, um den Sound/key zu setzen?“ Ein Preview ohne Write wäre mit Shift ja weiterhin möglich. Noch besser wäre, wenn man zum Programmieren überhaupt nicht stoppen müsste – oder man das Ganze auch noch über Google Chrome flink mit der Maus editieren könnte.
Teenage Engineering EP–133 K.O.II – was könnte besser?
Der Step-Write ist ausbaufähig, wie erwähnt bzw. wäre ein richtiger Step-Sequenzer aka Lauflicht-Modus wünschenswert. Das Quantisieren von Gruppen ist ebenfalls nicht möglich, funktioniert also wieder über mehrere, gehaltenen Tasten. Ein legitimier Umweg ist, die Quantisierung beim Einspielen bereits zu aktivieren.
Die Szenen erlauben das Kombinieren von Pattern, ein simpler Pattern-Chain wäre mir lieber. Ferner lässt sich Erzeugtes nicht Resamplen, um Ressourcen zu sparen – das ist vor allem deshalb Schade, da es nur einen “richtigen” Send-FX für alle Gruppen gibt. Die Punch-In-FX kann man auch nicht automatisieren. Letztlich sollte man dennoch nicht ganz den Preis des Gadgets außer Acht lassen.