Praxis
Das Anschließen des keindelays ist mit den optional erhältlichen Multicore-Kabeln im Nu erledigt. Ihr könnt aber auch eure eigenen Instrumentenkabel nutzen. Wer schon einmal mit Effektgeräten gereist ist, weiß, dass es ohne Taschenlampe und Fuddelei im Club nicht gerade einfach ist, die mitgebrachte Hardware anzuschließen, beziehungsweise umzustecken. Es sei denn, ihr bekommt einen Techniker vom Veranstalter gestellt, der sich mit der Haustechnik auskennt und euch die Arbeit abnimmt. Wichtig ist natürlich zu wissen, mit welchem Mixer ihr es zu tun habt, denn danach richten sich die Kabel, die ihr dabei haben müsst. Standardmäßig (zum Beispiel: Pioneer DJM-900Nexus, Allen&Heath Xone:92) werden für Send und Return 6,3-Millimeter-Klinkenbuchsen verbaut. Somit fahrt ihr mit vier Klinkenkabeln meist richtig.
Das mitgelieferte Netzteil findet auch in engeren Steckdosen Platz, trotzdem müsst ihr dafür sorgen, dass überhaupt eine Steckdose neben dem DJ-Pult vorhanden ist, sonst könnt ihr euer Effektgerät in der Tasche lassen. Die angeschlossenen Kabel stecken fest in der FX-Hardware und verbleiben auch bei heftigem Live-Einsatz dort, doch leider sind keine Gummifüße oder Noppen zum Ankleben im Lieferumfang enthalten. Durch die schöne, aber glatte Oberfläche liegt Teil1 direkt auf der Arbeitsfläche auf und rutscht bei jedem Anfassen oder Triggern der Pads ein wenig hin und her. Das ist nicht so schön. Gerade im Live-Einsatz sollte die harte Ware bombenfest auf dem Tisch stehen und nicht nur durch die Kabel in Position gehalten werden. Da Klebenoppen aber nicht sehr teuer sind, rate ich jedem Nutzer des keinedelays, sich diese kurzerhand zu besorgen.
Die gummierten Drehregler sind sehr angenehm und lassen sich mit ein wenig Widerstand gut drehen. Hier merke ich, dass Qualität verbaut wurde. Auch die Schalter rasten exakt auf den Positionen ein. Mit dem FX-Level-Regler steuere ich die Lautstärke des Effektanteils. Daneben wird das Feedback geregelt, das in maximaler Stellung ziemlich laute Feedback-Schleifen erzeugen kann. Hier müsst ihr gleichzeitig den Level-Regler im Blick haben, um gegebenenfalls bei zu extremen, lauten Sounds gegenzusteuern.
Die Delay-Zeiten lassen sich mit zwei Reglern anpassen. Der Rechte befasst sich mit dem Zeit-Bereich von 3200 bis 400 Millisekunden (in den Stufen: von 1600 bis 3200 ms, von 800 bis 1600 ms, von 400 bis 800 ms und von 200 bis 400 ms), wobei die Einstellstufen die Zeit pro Raster halbieren. Somit könnt ihr auch Timing-genaue Sprünge erzeugen. Darüber hinaus gibt es die Stufe „Fast“ (von 1 bis 50 ms) für sehr schnelle Delays und „Full“ (von 1 bis 3200 ms) für den kompletten Zeitbereich. Eigene Zeiten, die sogar über den Zeitbereich hinausgehen, kann ich mit dem Tap-Tempo Button generieren.
Der linke Drehregler („Time“) variiert die Delay-Zeit fließend von der Minimal- zur Maximalzeit. In der Einstellung „Full“ justiere ich den Wert nicht so genau wie in den anderen begrenzten Einstellungen, da mir der komplette Zeitbereich für eine Umdrehung zur Verfügung steht. Ist ein wenig bis viel Feedback addiert worden, erzeugt ein Dreh am Time-Regler typische Tape-Delay Pitch-Sounds. Drehe ich die Zeit nach links (also schneller), wird die Tonhöhe angehoben. Die andere Richtung pitcht tiefer.
Unter den Reglern sitzt ein Schalter, der den Delay-Algorithmus von analog zu digital schaltet. Im Analogmodus wird ein Lowpass-Filter hinzugeschaltet und die Pitch-Modulation während der Zeitverschiebung fällt insgesamt milder aus. „Digital“ lässt das komplette Frequenzspektrum durch und wirkt insgesamt aggressiver.
Arcade-Buttons
Die Trigger-Buttons fühlen sich dagegen ein wenig „schwammig“ an. Ich dachte erst, dass es hier bestimmt nicht leicht sein wird, den genauen Moment zum Starten des Effektes einzutriggern. Aber es stellte sich heraus, dass sich genau diese Bauweise eher positiv auf die Exaktheit auswirkt. Diese Buttons zu verbauen war eine exzellente Idee. Die drei „Joystick-Buttons“ sind nämlich die Hauptakteure zum Starten und Stoppen des Effektes. Der linke Taster schaltet das Gerät in einen Bypass-Modus oder aktiviert den Effekt wieder.
Deaktiviere ich den FX, läuft die Delay-Fahne weiter. Das hätte ich mir anders gewünscht, denn solche Cuts sind sehr gut nach Breakdowns, sodass zum Beispiel immer weiter aufbauende Delays den ersten Kick-Einsatz nicht stören. Hier muss ich leider zusätzlich den FX-Level-Regler nutzen, um die Fahne zu cutten.
Den mittleren Arcade-Button („Mom“, das steht für Momentary) schalte ich durch einen Kippschalter an. Eine rote LED zeigt an, ob die Funktion aktiv ist. Ein Druck auf die Taste schleift das Audiosignal durch die Effektsektion, bis ich den Button wieder loslasse. Die Delay-Fahne wird auch hier nicht abgeschnitten, sondern läuft weiter.
Mit der Mom-Taste stelle ich manuell partielle Delay-Effekte her wie zum Beispiel Delays, die nur bei Snare Drums oder in Breaks aktiv sein sollen. Ich kann damit selbst Passagen für den Effekt schneller und aktiver bestimmen.
Der rechte Tap-Button hält mich synchron mit dem Beat. Durch mehrfaches Antippen im Groove des zu bearbeiteten Sounds registriert Teil1 die Geschwindigkeit und die Delays werden im eingetippten geraden Beat zu meinem Song abgespielt. Eine grün blinkende LED zeigt mir die Geschwindigkeit des Delays.
Leider gibt es keinen integrierten BPM-Scanner, der automatisch das Songtempo erkennt, und auch keine Möglichkeit, einen variantenreicheren Delay-Groove vorzugeben. Darauf kann ich mit ein wenig Übung aber verzichten.
Für dich ausgesucht
Mix/Wet-Schalter
Der Mix/Wet-Schalter bringt das Effektgerät in den richtigen Modus, den ihr je nach angeschlossenem Mixer oder Einsatz auswählen müsst. Mein Pioneer DJM-900Nexus sendet zum Beispiel das komplette Signal in den Effektweg (Effekt-Einstellung am Mixer „Snd/Rtn” und Effekt Level/Depth in Mittelstellung!), sodass ich hier die Stellung „Mix“ des keinedelays aussuchen muss, um zum Delay-Effekt (Wet) die Original-Audiospur zu hören. Ansonsten wäre das Haupt-Audiosignal bei Aktivierung des Send/Return-Kanals nicht mehr vorhanden und das Publikum würde nur den Effektanteil hören.
Beim Allen&Heath Xone:92 Mixer besteht zudem die Möglichkeit, den Return-Weg in einen nicht genutzten Kanal des Mixers zu routen. Hierfür benötigt ihr zwei Klinke-auf-Cinch-Kabel für den Rückweg und müsst den Mix/Wet-Schalter in die Position Wet klicken. Pro Mixer-Kanal lässt sich der Send-Level („Aux“) manuell einstellen und zum Effektgerät schicken. In dieser Einstellung wird nur der Effektanteil durchgelassen und ich mische ihn mit dem Volume-Fader des Mixers zum eigentlichen Mix hinzu. Interessant ist auch, den Effektkanal wieder in den Effekt zu leiten. Hierbei entstehen weitere experimentelle Feedback-Schleifen.
Das durch Teil1 geleitete Haupt-Audiosignal muss ansonsten nicht mehr angeglichen werden, wie man es bei manch anderen digitalen FX-Geräten vor dem Gebrauch austesten sollte (siehe Pioneer RMX – die Input- und Output-Lautstärke sollte vorher exakt eingestellt werden, um Übersteuerungen zu vermeiden). Hier ist alles fix und fertig eingestellt und ich kann direkt loslegen.
Looper
Das Extra-Feature „Looper“ wird nicht zusätzlich zum Delay-Effekt geschaltet, sondern ich kann die Funktion statt der Delay-Zeit aussuchen. Jetzt wandelt sich der rechte Trigger-Button in einen Loop-Punkt Taster. Einmal gedrückt, nimmt keinedelay bis zu 12 Sekunden Audiomaterial in den eingebauten Speicher auf. Drücke ich ein zweites Mal, wird der Endpunkt des Loops gesetzt und das aufgenommene Material beginnt sofort in einer Schleife zu laufen.
Mit dem Time-Regler wird der Loop gewarpt, also ein wenig beschleunigt oder verlangsamt. Das ist gut, wenn der Loop ein wenig aus dem Mix, also nicht synchron zur Musik läuft. Der Feedback-Regler verändert die Grain-Größe des Warp-Algorithmus. Wie bei einem Granular-Sampler werden die einzelnen Segmente durch ein Drehen des Reglers vergrößert oder verkleinert. Das Arbeiten mit dem Looper ist nicht ganz so einfach. Ich musste ein wenig üben, um den Groove richtig tight zu halten. Ein Beispiel seht ihr am Ende des Videos.
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Mehr InformationenStudiotauglich
Ein positiver Nebeneffekt für Musikproduzenten: Auch in der Studioumgebung macht sich the keinedelay Teil1 wirklich gut! Ich habe es neben meinem Boss DD7 und TimeLine von Strymon als externen Insert-Effekt in Ableton Live eingebunden und muss sagen, dass es einen festen Platz auf dem Effekte-Tisch bekommen wird. Auch hier stimmt die Soundqualität, aber auch die genau auf meine Arbeitsweise zugeschnittenen Funktionen, die ich sehr schnell bearbeiten und verändern kann. Der Unterschied zum Boss DD7 ist das fehlende Batteriefach. Oft ist es einfach angenehmer, das FX-Gerät an den Mischer anzuschließen und keinen Gedanken an Stromkabel zu verschwenden. Die Drehregler am Boss liegen extrem nah zusammen und sind nicht fürs Live-Schrauben gemacht. Auch der An/Aus-Schalter ist so schwergängig konzipiert, dass er möglichst mit dem Fuß zu bedienen ist, eher negativ für ein Tischgerät.
TimeLine dagegen wirkt ebenbürtig, ist aber auch teurer und größer. Darüber hinaus verfügt der FX von Strymon über mehr Features, die allerdings nur über Menü-Ebenen erreichbar sind. Ein Vorteil ist die Möglichkeit, Presets im Gerät abzuspeichern und die Zeit zur MIDI-Clock zu synchronisieren.Trotzdem klingt Teil1 aggressiver und teilweise ein wenig verspielter als die anderen beiden Geräte.In einem Interview hatte Rampa erzählt, dass sie schon an der Planung zu Teil2, einem Reverb-Effektgerät für Discjockeys sitzen, das schon darauf wartet, in die Welt entlassen zu werden. Wir sind gespannt!