Praxis
DI-Boxen wie die passive Telefunken TDP-2 und die aktive TDA-2 sind kleine, aber notwendige Helfer, man findet sie auf allen Bühnen der Welt und in jedem Tonstudio. Ihr Job ist unspektakulär, aber wichtig: Nur eine symmetrische Leitungsführung erlaubt die langen Kabelwege, die im Livebetrieb unumgänglich sind. Im Tonstudio sind die Leitungslängen weniger ein Problem. Zudem besitzen nahezu jedes moderne Audiointerface und viele Mikrofonvorstufen die speziellen hochohmigen High-Z- oder Instrumenten-Eingänge. Trotzdem findet man in den Tonstudio immer auch DI-Boxen – oft werden sie wegen ihres speziellen Klangcharakters verwendet.
Was jagt man durch DI-Boxen?
Die Kandidaten zur Nutzung einer DI-Box sind Saiteninstrumente mit hochohmigen Pickups, allen voran E-Bässe. Live werden gerne Akustikgitarren mit Piezo-Pickups und Tasteninstrumente wie Synthesizer oder ein Fender Rhodes an eine DI-Box angeschlossen. Im Tonstudio nutzt man die DI-Box bei E-Gitarrenaufnahmen, um ein cleanes Signal mit aufzunehmen, zum Beispiel für spätere Reamping-Zwecke.
Einsatzgebiete
Ich beginne meinen Praxistest mit einem 4-Saiter-Jazz-Bass mit passiven Nordstrand-Pickups. Zum Vergleich nehme ich noch einen weiteren Take über den Instrumenteneingang meines RME-Audiointerfaces auf. Die Takes sind lediglich normalisiert, es fand keine weitere Klangbearbeitung statt.
Schon beim ersten Anspielen fällt auf, dass die passive TDP-2 ihr eigenes Ding macht, was den Sound betrifft. Die Färbung des Eisens (die Amis nennen die Transformatoren liebevoll “iron”, also “Eisen”) ist alles andere als subtil, das hört man sofort. Die Mitten treten hervor, der Jazz-Bass knurrt schön vor sich hin, die Höhen sind bedämpft – ein echter Old-School-Basssound! Die TDA-2 hat den gleichen Grundcharakter, was den Sound angeht, das ist also kein Zufall, sondern vom Hersteller so gewollt. Im Telefunken-internen Vergleich gefällt mir die passive TDP-2 am passiven Bass besser, sie macht den Sound rund und griffig.
Der erste Eindruck wird durch den nächsten Versuch mit einem aktiven Ibanez-Bass bestätigt. Wieder gefällt mir, wie die passive TDP-2 dem Basssound Kontur verleiht, aber der Unterschied ist kleiner als bei den passiven Pickups des Jazz-Basses.
Dann versuche ich mich als Gitarrist und nehme die Fender Stratocaster vom Haken, bekanntlich ebenfalls ein Instrument mit passiven Pickups. Jetzt wird der Unterschied zum weitestgehend neutralen Eingang am Interface besonders deutlich. Ich nutze eine DI-Box in Verbindung mit E-Gitarren eigentlich nur zum Aufnehmen des cleanen Rohsignals fürs Reamping. Wegen der Färbung wären die Telefunken-DIs für diesen Anwendungsfall aber nicht meine erste Wahl.
Für dich ausgesucht
Um die eingangs erwähnte Liste an Instrumenten zu vervollständigen, hier noch ein paar Takes akustische Gitarre mit Piezo-Pickup und ein paar Akkorde eines Fender Rhodes.
Handling
In meinen Augen sind die beiden Telefunken-DIs im Studio bestens aufgehoben, weniger im Livebetrieb. Mit dem Sound hat das nichts zu tun, eher mit dem Handling. Für die Bühne ist mir das Gehäuse der Telefunken-DIs zu kantig, die Ecken zu spitz. DI-Boxen liegen ja oft auf Verstärkern oder wackeligen DJ-Tischen und wenn eine der Telefunken-DIs von dort auf den Bühnenboden oder eine Gitarrendecke trifft, sind tiefe Macken garantiert.
Zek sagt:
#1 - 12.07.2023 um 19:21 Uhr
Wie kommt der krasse Sound unterschied zustande bei den Fender Strat zwischen dem TDP-2 und dem RME? Die Höhen sind bei dem RME deutlich präsenter. BTW da ist noch ein Typo bei "Stratcocaster"