Telefunken TF17 FET Test

Mit dem Telefunken TF17 FET stellt das US-amerikanische Unternehmen den jüngsten Spross seiner Alchemy-Reihe vor. Sie hielt bislang mit den Modellen TF11, TF29, TF39, TF47 und TF51 Schallwandler bereit, die sich grob an bekannten Mikrofonklassikern orientierten, wie einem U47, einem ELA M 251 und weiteren. Mit dem TF17 FET soll nun der präsente, mittenstarke Klang deutscher Klassikermikrofone mit einer FET-Schaltung kombiniert werden. Mit Blick auf die verwendete Technik, die auf einem Kapsel im K47-Stil zurückgreift, drängt sich da der Vergleich mit dem beinahe viermal so teuren Neumann U47 FET oder in ähnlicher Preisklasse dem FET-Mikrofon Neumann TLM 49 auf. Im Test schauen wir uns das TF17 FET aber als eigenständiges Mikrofon an und wollen es mit Vergleichen nicht übertreiben.

Quick Facts zum Telefunken TF17 FET

  • Großmembran-Kondensatormikrofon mit Kapsel im K47-Stil
  • Nierencharakteristik
  • Übertrager

Lieferumfang des Telefunken TF17 FET

Der Lieferumfang des Telefunken TF17 FET ist einem Mikrofon dieser Preisklasse angemessen. Enthalten ist eine Box, in der das Mikrofon gelagert und transportiert werden kann. Zusätzlich ist ein Beutel mit Kordelzug enthalten. Ist das Mikrofon aufgebaut und angeschlossen, lässt er sich über das Mikrofon überziehen und so als Staubschutz verwenden. Mit an Bord ist auch eine Mikrofonspinne mitsamt Ersatzgummibändern. Sie wird am Fuß des Mikrofons verschraubt und ist frontseitig offen. Außerdem liegt eine Stativhalterung für Situationen bei, in denen die akustische Entkopplung des Mikrofons keine große Rolle spielt. Damit ist das TF17 FET in Sachen Lieferumfang gut aufgestellt und verspricht variantenreiche Einsatzmöglichkeiten.

Zum Lieferumfang des Telefunken TF17 FET gehören neben Case, Beutel, Spinne und Halterung auch Ersatzgummibänder.

Kopf und Korpus

Das Gehäuse des TF17 FET ist bereits von anderen Mikrofonen der Alchemy-Reihe bekannt. Es besteht aus Metall und beherbergt frontal ein Telefunken-Emblem und den aufgedruckten Hinweis darauf, mit welcher
Richtcharakteristik das Mikrofon agiert. Rückseitig ist neben der Modellbezeichnung die Seriennummer des Mikrofons aufgedruckt. Der Mikrofonkopf macht das obere Drittel aus. Wie für die Mikrofone der Alchemy-Reihe üblich, besteht er aus einem Metallrahmen mit zwei umlaufenden Ringen und zwei Aufwärtsstreben. Sie schützen den Drahtgeflechtkorb des oben abgeflachten Mikrofonkopfs vor Verformung. Im Inneren des Korbes ist zusätzlich eine feine Metallgaze angebracht, die das Eindringen von Schmutz und kleinen Gegenständen verhindert.

Der oben flache Mikrofonkopf wird vom umlaufenden Metall vor Verformung geschützt.
Auf der Rückseite des Mikrofons ist seine Seriennummer aufgedruckt.

Fuß und Inneres des TF 17 FET beherbergen Qualität

Am Fußende befindet sich der XLR-Anschluss des Mikrofons. Damit die Kontakte des TF17 FET besser vor Korrosion geschützt sind, hat der Hersteller sie vergoldet. Im Inneren des Mikrofons befindet sich am unteren Ende seiner Platine ein in Großbritannien gefertigter OEP-Übertrager mit hochwertigem Nickel-Eisen-Kern. Er sorgt nicht nur für ordentlich Gewicht, wenn man das Mikrofon in die Hand nimmt, sondern soll auch dem Klang des Mikrofons Gewicht verleihen. Die mittig terminierte TK47S-Kapsel des Mikrofons ist mit ihrer Nierencharakteristik im Stil einer klassischen K47-Kapsel aufgebaut, einer Back-Plate-Mikrofonkapsel, die beispielsweise im Neumann U47 FET zum Einsatz kommt. Auch wenn der Hersteller nicht nennt wo die Einzelteile produziert werden, wird das Telefunken TF17 FET immerhin in den USA von Hand zusammengebaut.

Im Anschlussstutzen sitzt ein XLR-Anschluss mit vergoldeten Kontakten.
Im Inneren des TF17 FET kommt ein Übertrager zum Einsatz.

Technische Werte des Telefunken TF17 FET

Der Blick in die Spezifikationen des TF17 FET zeigt, dass das Telefunken-Mikrofon einen Frequenzbereich von 20 Hz bis 20 kHz verarbeiten kann. Deshalb lässt es nichts im Audiospektrum aus, was das menschliche Gehör üblicherweise wahrnehmen kann. Mit einem Feldübertragungsfaktor von 12 mV/Pa ist die Empfindlichkeit des Mikrofons bereits auf dem Papier gut aufgestellt. Schenkt man den vom Hersteller bereitgestellten technischen Daten Glauben, so liegt der Signal-Rausch-Abstand des Mikrofons bei 91 dB(A). Das bedeutet ein sehr geringes Eigenrauschen mit einem Ersatzgeräuschpegel von gerade einmal 3 dB(A). Das ist ein absoluter Topwert. Damit ist das TF17 FET sogar besser aufgestellt als sein Vorbild. Auf der anderen Seite der Dynamikskala kann der Druckgradientenempfänger allerdings nur mit einem Grenzschalldruckpegel von 135 dB SPL umgehen. Dennoch ist es damit auch für laute Instrumente bestens geeignet. Hinsichtlich seiner Impedanz geben Telefunken für das TF17 FET die standardmäßigen 200 Ohm an. Damit lässt sich der Großmembraner an nahezu jedem zeitgemäßen Mikrofon-Preamp betreiben.

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Handling und Klang des Telefunken TF17 FET

Die Handhabung des TF17 FET ist durchweg angenehm. Mit der sicheren Lagerung in seiner Box sowie den beiden Möglichkeiten, das Mikrofon aufzubauen, ist es bestens für verschiedenste Situationen gewappnet. Neben dem Einsatz beim Recording im Studio denke ich da auch an den Bühneneinsatz beim Mikrofonieren akustischer Instrumente. In unserem Test konzentrieren wir uns darauf, wie das TF17 FET mit Sprech- und Gesangsstimmen umgeht. Zunächst fällt bei der Nahbesprechung auf, dass der altbekannte Nahbesprechungseffekt bei diesem Telefunken-Mikrofon satt ausfällt. Wer also einen seidigen Sound für seinen Podcast sucht und dafür tief ins Portemonnaie greifen kann, ist beim TF17 FET gut aufgehoben. In den Audiobeispielen hört ihr auch, wie sensibel das Mikrofon auf Luftströme reagiert – beispielsweise bei Plosivlauten.

Audio Samples
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Nahbesprechung mittlere Entfernung große Entfernung mittlere Entfernung, 45 Grad-Winkel mittlere Entfernung, 90 Grad-Winkel Vocals

Satte Bässe und warmes Klangbild


Hier bietet sich deshalb der Einsatz eines Poppschutzes an. Wird die Mikrofonierungsdistanz vergrößert, ist der Klang des Mikrofons über die Frequenzbereiche hinweg ausgeglichen und zeichnet ein insgesamt warmes und seidiges Bild. Auch wenn Klangbeschreibungen höchst subjektiv sind, würde ich den Klangeindruck des TF17 FET als „natürlich“ und zugleich „warm“ bezeichnen. Generell liefert das Mikrofon auch bei mittlerer Entfernung zur Schallquelle kräftige, aber nicht überbordende Bässe. Unterstützt wird dieses Klangbild durch warme untere Mitten. In den oberen Mitten hält das Mikrofon die Versprechen des Herstellers, die durchsetzungstarke Frequenzen im Präsenzbereich propagieren. Wenngleich die Mitten von Sprechstimmen prägnant sind und eine gute Sprachverständlichkeit mit sich bringen, bleibt der unangenehme Hype dieser Frequenzen im Klangbild aus. Darüber thronen seidige Höhen, die dem Mikrofonsignal gerade ausreichend Offenheit verleihen. Wer eine ausgeprägte klangliche Brillanz sucht, wird mit dem Klang dieses Mikrofons aber eher nicht glücklich werden.

Warm und seidig: Telefunken TF17 FET im Test.

Dynamik und Richtcharakteristik des TF17 FET

Der Einfluss des Übertragers macht sich bei der Umsetzung von Transienten bemerkbar. Der Testkandidat bildet sie soft, aber doch mit ausreichender Flankensteilheit ab. Sie sind sanft genug, um sich in den „warmen“ Sound des TF17 FET einzupassen. Auch bei entfernterer Mikrofonierung behält das TF17 FET seinen klanglichen Grundcharakter bei. Gerade im Zusammenspiel mit einem Kompressor vergibt das Mikrofon deshalb Bewegung vorm Mikrofon. Das gilt auch, wenn die Bewegung zu den Seiten hin stattfindet. Denn die Nierencharakteristik des Mikrofons zeigt sich im Check als breit aufgestellt. Bei 45 Grad Abweichung zur Haupteinsprechachse ändert sich der Klang zwar in Nuancen, bleibt sich aber im Wesentlichen treu. Schall, der seitlich auf das Mikrofon trifft, wird dagegen deutlich abgeschwächt.

Das TF17 FET zähmt mittenstarke Vocals

Die Arbeit mit dem TF17 FET ist deshalb herrlich einfach. Solange sich eine Schallquelle im recht breiten Kegel seiner Nierencharakteristik befindet, muss sie keineswegs starr an einem Fleck verharren. Sprecher und Sänger dürften das Mikrofon für diese Eigenschaften schnell lieben lernen. Beim Test mit einer Gesangsstimme zeigt sich, dass sich der Klangcharakter des TF17 FET insbesondere für Stimmen mit starken oberen Mitten eignet. Während Mikrofone mit deutlichem Präsenzhype diese Art von Stimmen unangenehm klingen lassen, sorgt das Telefunken-Mikrofon dafür, dass solche Vocals geradezu samtig klingen. Wer mit seinem Gesang also in Sinatras Fußstapfen mit klassisch-kehligem Crooning unterwegs ist, findet im TF17 FET einen Kameraden, der unangenehme Frequenzanteile der eigenen Stimme zu zähmen weiß.

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Test des Telefunken TF17 FET: Fazit

Das Telefunken TF17 FET weiß mit solidem Lieferumgang, robuster Bauweise und ausgewählter Technik zu überzeugen. Käufer erhalten hier ein Mikrofon, das schon beim Auspacken und beim Blick auf seine Fertigung klar macht, dass es Qualität bietet. Vor allem aber liefert das Mikrofon einen warmen Klang mit soften Transienten. Im Einzelnen besticht das TF17 FET mit satten Bässen, starken Mitten und sanften Höhen. Wie sein Vorbild, eignet sich das Mikrofon sowohl für die Nuancen von Gesang, als auch für die Schallpegel und Transienten von Schlagzeug- und Klavieraufnahmen oder das Mikrofonieren von Gitarrenverstärkern. Gerade Stimmen mit ausgeprägten Mitten im Präsenzbereich werden vom TF17 FET angenehm „abgerundet“. Genau dieser Klangcharakter sorgt aber auch für ein etwas eingeschränktes Anwendungsfeld. Verzichten müssen Anwender hier auf Features wie Pad-Funktion, LowCut-Filter, Wahl der Richtcharakteristik oder Röhren-Sound. Dafür bekommen sie aber für ihr Geld in Sachen Fertigung und Klang einen immensen Gegenwert. Das Preis-Leistungsverhältnis des Mikrofons ist deshalb für mich gut. Wer ein warm klingendes Mikrofon zum Zähmen prägnanter Stimmen sucht, sollte das Telefunken TF17 FET unbedingt antesten.

  • Kapseltyp: Großmembran
  • Arbeitsweise: Kondensator
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Kapsel: TK47S
  • Übertrager: OEP T217
  • Frequenzbereich: 20 Hz – 20 kHz
  • Empfindlichkeit: 12 mV/Pa
  • Signal-Rausch-Abstand: 91 dB(A)
  • Grenzschalldruckpegel: >135 dBSPL
  • Impedanz: 200 Ohm
  • Phantomspeisung: 48 V
  • Abmessungen (L x D): 17,5 x 4,6 cm
  • Gewicht: 540 g
  • Hergestellt in: USA (Montage)
  • Preis: €1099,– (Straßenpreis am 12.08.2024)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • satte Bässe
  • seidiger Sound
  • warmes Klangbild
  • versteht es prägnante Stimmen zu zähmen
  • vergibt Bewegung vorm Mikrofon
Contra
  • eingeschränktes Anwendungsfeld aufgrund Klangcharakter
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Telefunken TF17 FET Test
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