FAZIT
Der StageScape M20d hält unter seinem massiven Gehäuse, seinen handschmeichelnden und visuell ansprechenden Bedienelementen und seinem schicken Touchscreen ein beeindruckendes Arsenal an Features bereit. Vieles davon ist im praktischen Einsatz nicht minder futuristisch wie sein Äußeres, um nicht gar zu sagen bahnbrechend. Das beginnt bei der automatischen Signalerkennung an den Input-Ports, geht weiter über die Klangbearbeitung im Quick-Tweak-Modus, wo mit sprachlichen Attributen wie „Punch“ oder „Air“ gearbeitet wird, bis hin zu der Möglichkeit, die Kontrolle über das Klanggeschehen via iPad-Remote-Anbindung von jedem Punkt im Saal aus ausüben zu können, vorausgesetzt der W-LAN-Empfang bis dahin reicht aus. Konzeptionell weicht der M20d in seiner Bedienung – anders als beispielsweise der Mackie DL1608, der im direkten Vergleich ein weitaus „konservativeres“ Denkkonzept verfolgt – in so vielen Punkten vom Prinzip des klassischen Live-Mischers ab, dass man ihn wirklich als neue Gerätegattung ansehen muss. Das hat seinen Preis: Nämlich den, dass er von einem ungeschulten FOH-Mischer kaum auf Anhieb zu bedienen sein dürfte. Das Gerät erfordert schlicht und ergreifend ein ganzes Stück Umdenken. Neueinsteiger, die noch keine eingefahrene Mixroutine haben, sind hier folglich sogar im Vorteil. Im Gegenzug erhält man aber ein Werkzeug, mit dem – eine gewisse Einarbeitung vorausgesetzt – kleine bis mittlere Combos binnen Minuten bereit zum Auftritt sein können und dies mit klanglichen Möglichkeiten (Equalizing, Dynamik, Feedback-Unterdrückung, Effekte), die sonst zwei gut bestückte 19-Zoll-Racks erfordern würden. Mehr noch: Dank der Möglichkeit, alle sechzehn Kanäle (Pre Aux) in 24-Bit mitzuschneiden und der Option, den M20d als reines Audiointerface zu verwenden, empfiehlt sich der Bolide im Proberaum wie auch in Live-Situation als gehobene Recording-Anspielstation.
In der Summe ist Line6 mit dem StageScape M20d die Entwicklung eines hochinnovativen, äußerst kompakten und dabei gleichzeitig extrem leistungsfähigen Live-Mixing- und Recording-Systems geglückt, das in dieser Form momentan konkurrenzlos ist. Der solitäre Ansatz macht aber – trotz oder vielmehr gerade – aufgrund der vielen von der Software bereitgestellten Automatik-Funktionen, eine intensive Einarbeitung unumgänglich, denn das Hantieren mit der virtuellen Bühnenumgebung ist mit keinem der traditionellen Bedienkonzepte vergleichbar und hält entsprechend an manchen Stellen ungewohnte Stolpersteine bereit. Nur auf die Leistungsfähigkeit und Möglichkeiten geschaut, zücken wir ohne zu zögern die volle Punktekarte, aufgrund von kleinen Nickeligkeiten wie etwa der stellenweise etwas trägen Touch-Umsetzung in der Deep-Edit-Ansicht oder dem leicht schwammigen „Antipp“-Verhalten der Einzelkanäle geht allerdings im Momenten noch ein halbes Schönheitssternchen runter. Beeindruckt sind wir dennoch, denn so einen bahnbrechenden Technologiesprung erlebt man nun mal nicht alle Tage. Und vielleicht noch erstaunlicher, gleichzeitig aber auch ein typisches Jetztzeitphänomen, ist die Tatsache, dass er nicht von einem der „Big Player“ im Recording-Equipment-Markt gemacht wurde, sondern von einer doch relativ kleinen Firma. Insofern: Alle Achtung, Line6!
- Massive Verarbeitung
- Flexibilität
- Quick Capture
- Mehrspuraufnahmen auf USB-Datenträger, SD-Card und Computer
- Leistungsstarke Effekt-Engine
- Hochwertige Audioqualität
- Rückkopplungsunterdrückung für alle Mikrofoneingänge
- Einarbeitung unumgänglich
- 30-Band-EQ nicht ohne L6 Link nutzbar
- Kein Gain-Regler für Aux-In
- Kein Tap-Tempo
- Kanalauswahl stellenweise hakelig
- (Derzeit) nur englische Sprachversion
- 24-Bit-Wandler mit 48 kHz Sampling-Frequenz
- SNR, Main L/R: -117 dB3
- SNR, XLR-Eingang: -113 dB2
- SNR, Klinken-Eingang: -114 dB2
- THD+N, XLR-Eingang:
- Maximale Eingangsverstärkung: 60 dB
- Abmessungen (H x B x T): 120 mm x 406 mm x 337 mm
- Gewicht: 5,5 kg