Praxis:
Beim Praxistest kommt auch hier wieder der gute Marshall SLP-100 zum Einsatz, ein 100 Watt Röhrenamp ohne Master-Volume. Wenn man ein gutes Zerrbrett aus diesem Verstärker hervorholen möchte, dann sind wir bei einem Schalldruck angelangt, der auf Dauer Gehörschädigend ist. Pete Townshend kann ein Lied darüber singen. Er hat in seinen besten Zeiten sogar ein 200-Watt-Topteil benutzt.
Die Aufgabenstellung ist relativ einfach, man möchte diesen guten Zerrsound, der bei meinem Amp ohne Powersoak einen Schalldruck von etwa 100 dB auslöst, in einem moderaten Lautstärkeverhältnis haben, allerdings sollte der Klang relativ stabil bleiben. Hierfür wird die übliche Aufnahmesituation gewählt, Gitarrist und Amp befinden sich im Regieraum, die Box steht gut abgeschottet im Aufnahmeraum und wird mit einem Mikrofon abgenommen, dann geht es in den Recording-Preamp, danach in den Wandler und auf die Festplatte.
Folgendes Equipment ist in dieser Signalfolge für den Test am Start:
Gitarre | Amp | Silencer | Speaker | Mikrofon | Rec. Preamp |
Gibson SG | Marshall SLP 100 | – | Marshall 4×12 mit Greenbacks | CAD E-100 | Neve 880 |
Zuerst überprüfen wir die Diskrepanz zwischen dem Klang ohne Power Soak, also nur Amp und Box, dann mit dem dazwischengeschaltetem Hot Plate ohne Pegelabsenkung in der Position ´0´.
Der Klang ändert sich minimal, wenn man den Hot Plate hinzunimmt. Das ist absolut im normalen Bereich, hier gibt es nichts zu bemängeln. Jetzt geht die Reise weiter und die Leistung des Amps wird mit Hilfe des Hot Plates reduziert. Wir hören jetzt die vier unterschiedlichen Reduktionsstufen (-4 dB, -8dB, -12 dB, -16 dB). Die Einstellungen am Verstärker bleiben unverändert, lediglich der Pegelverlust wird dadurch ausgeglichen, dass am Recording Preamp der Gainregler weiter aufgedreht wird, damit wir ein vergleichbares Signal erhalten. Hier sind die Ergebnisse:
Bei den Stufen -4 und -8 dB gibt es nichts zu meckern, der Klang bleibt sehr stabil. Wenn dann weiter abgesenkt wird, wird der Sound etwas höhenlastiger. Aber das ist alles noch im vertretbaren Bereich. Will man den Pegel noch weiter absenken, besteht die Möglichkeit, bei der Einstellung von -16 noch mit dem rechten Regler die weitere Absenkung der Lautstärke stufenlos einzustellen. Wenn dieser voll aufgedreht ist, dann wird um -16 dB abgesenkt, dreht man ihn weiter zurück, wird es entsprechend leiser.
Allerdings muss man bei dieser Einstellung einige Klangeinbußen in Kauf nehmen. Hier wird noch eine zusätzliche Portion Mitten herausgefiltert, je weiter man den Regler zurücknimmt. Für Aufnahmen ist das nicht so angenehm, wenn einer der wichtigsten Frequenzbereiche zur Durchsetzungsfähigkeit im Mix abgesenkt wird. Im Live-Betrieb und wenn man direkt vor der Box steht, macht sich dieses Phänomen nicht so drastisch bemerkbar.
Für dich ausgesucht
Sehr gut gefällt mir am Hot Plate, dass die Dynamik des Amps auch bei höher abgesenkter Leistung. Ihr hört das beim nächsten Beispiel, dort habe ich eine Absenkung von -12 dB ausgewählt und zuerst ganz leicht mit dem Pick angeschlagen und dann immer härter. Es ist natürlich sehr wichtig, dass diese Interaktion zwischen Amp, Gitarre und Gitarrist (und Lautsprecher selbstverständlich) auch bei reduzierter Leistung noch gut funktioniert. Damit ist gutes Spielgefühl garantiert.
Der Hot Plate glänzt mit zwei zusätzlichen Schaltern zur Verfeinerung des Klanges. Der Bright-Schalter bewirkt eine Anhebung der hohen Frequenzen ab ca. 6 kHz. Damit kann man den Verstärker schon sehr schrill klingen lassen, vor allem, wenn man die höheren Stufen wählt, bei denen die Mitten ein wenig aus dem Klangbild verschwinden und der Klang sowieso schon etwas höhenlastig rüberkommt. Ihr hört zuerst das unbearbeitete Signal bei einer Absenkung von -12 dB, danach das Ganze mit aktiviertem Bright-Schalter.
Wirkungsvoller bei höheren Absenkungen finde ich schon eher die Deep-Funktion, die eine Anhebung des Bassbereichs bewirkt. Dadurch kann man einem Amp, der auf Zimmerlautstärke gedrosselt wurde, ein wenig mehr Fundament geben und so für einen mächtigeren Sound sorgen.
Selbstverständlich können auch beide Funktionen aktiviert werden, Bass und Höhenanhebung. Allerdings wird da schon kräftig ins Geschehen eingegriffen und am Original-Ampsound gebogen. Auf der anderen Seite sollte man sich darüber bewusst sein, dass Sounds auch Geschmacksachen sich – wem’s gefällt, der sollte einfach machen und nicht darauf achten, was die Nachbarn sagen.
Thomas Barkhausen-Buesing sagt:
#1 - 20.05.2024 um 18:16 Uhr
Die allererste Information, die in Sachen Loadbox wichtig ist, wäre ob sie reaktiv, oder wie es ja nun bei den meisten preisgünstigen Geräten der Fall ist, rein resistiv arbeitet. Soll man nun, da das Zauberwort "reaktiv" nicht erwähnt wird, davon ausgehen, dass es sich um eine reine Kiste voller Lastwiederstände handelt?