Praxis
Der Kartonberg der Thomannschen Mini-PA übersteigt hinsichtlich der räumlichen Dimensionen bei Weitem die Größe der darin enthaltenden Ingredienzien. Also muss ich erst einmal aufräumen, bevor ich endlich die ersten Töne hören darf. Und eines muss ich dann ebenfalls noch tun, nämlich aufbauen!
Aufbau
Beim Einschrauben des Gewindes in den Woofer ist über der Schraubverbindung eine durchgehende Bohrung behilflich. In die kann man einen Schraubendreher stecken, um dann durch einen kleinen Hebel per Hand die Verbindung zu sichern. Ein kleines, sehr hilfreiches Feature, das die Montage der Stative auf den Bässen ernorm erleichtert. Anschließend werden die Satelliten auf die Stativstangen gesetzt, was dank des geringen Gewichts von 3 kg schmerzfrei gelingt. Jetzt noch Netzkabel verlegen, Speakon-Kabel auf beiden Seiten einstöpseln und den Slave-Bass an den Main Sub schließen – fertig ist der Aufbau. Ein verhältnismäßig geringer Arbeitsaufwand für unser aktives Zwei-Wege-System.
Erste Hörproben
Zunächst versorge ich das System mit Konservenmusik verschiedenster Genres. Am Masterregler stelle ich die gewünschte Lautstärke für die Satelliten ein, um dann den Bass zu addieren. Da der Bassregler hinter dem Masterfader liegt, eine sinnvolle Reihenfolge.
Das erste Hörerlebnis ist fantastisch! Klare und laute Mitten, ein sehr präsenter Hochtonbereich und ein unbeschreiblich fetter und sauberer Bass. Bei unterschiedlichen Musikgenres sollte man mit der Trennfrequenz der Subwoofer ein wenig experiementieren, denn die hat natürlich großen Einfluss auf den Klang. Bei 80 Hz geht zum Beispiel ein wenig der untere Mittenbereich verloren, was aber bei einigen Genres kein Nachteil ist. Bei 180 Hz zeichnet der Mittenbereich deutlicher, was die Mini-PA größer erscheinen lässt. Die Bassfrequenzen, die dann der Subwoofer übernimmt, wirken aufgrund der kugelförmigen Ausbreitung fetter, so dass es zu diesem subjektiven Eindruck kommt. Für weitere Tests stelle ich die Trennfrequenz auf 130 Hz, das ist in etwa die Mittelstellung. Mir erscheint diese Einstellung für die meisten Genres in meinen Testräumlichkeiten am geeignesten zu sein.
Das System gibt das gesamte Spektrum sehr sauber wieder und zeigt keinerlei Übertonungen. Durch die Säulenkonstruktion liefert das kleine Line Array eine gute Reichweite, vorausgesetzt die Satelliten haben eine ausreichende Höhe, was durch die ausziehbaren Distanzstangen Millenium BS-2020S MKII (935 – 1485 mm) gewährleistet sein sollte.
Wird das System auf einer Bühne aufgebaut, gewinnt man gegenüber dem Publikum an Gesamthöhe, allerdings muss man nun sehr vorsichtig mit den Bässen hantieren. Das Risiko, dass der Bühnenboden bei hohen Pegeln mitzuschwingen beginnt, ist deutlich höher als bei der Aufstellung vor der Bühne. Die Boxenfüße leisten aber gute Arbeit bei der akustischen Entkoppelung des Lautsprechersystems vom Untergrund.
Je nach Raum- und Bühnenbeschaffenheit sollte man beim Soundcheck immer mit dem eingebauten Phasendreher experimentieren. Hier können zum Teil unerwartete akustische Phänomene auftreten, die den Bassbereich größer oder auch kleiner erscheinen lassen. Auch der Bassdruck kann so ganz anders wirken. Allgemeingültige Tipps zu geben ist allerdings schwierig. Nur wer alle Optionen ausprobiert, erreicht letztlich das Optimum. Das erfordert natürlich die Zeit, die zu nehmen sich allerdings lohnt. Am besten funktioniert das zu zweit: Ein Helfer dreht auf ein Zeichen die Phase, während der Tonmann das Ergebnis in einer guten Hörposition im AB-Vergleich beurteilt.
Bei einer Sprachbeschallung sollte man den Bassbereich ein wenig drosseln, er klingt sonst überbetont. Es empfiehlt sich die Reduzierung auf ein Minimum, um Feedbacks vorzubeugen und die Sprachverständlichkeit zu optimieren. Schaltet man die Subs allerdings ganz ab, tut sich sofort ein akustisches Loch auf.
Für die Wiedergabe von akustischen Instrumenten und Gesang ist man mit dem the box Miniray Bundle mit nur einem Sub etwas passender bedient. Für die Verstärkung einer reinen Acapella-Gruppe ist der Bassbereich auch dann immer noch ein wenig zu kräftig. Man muss schon sehr vorsichtig mit den Subs hantieren. Spielt aber ein Bass oder eine Gitarre mit, sieht das gleich ganz anders aus. Bei klassischen Rocktrios lohnt sich der Einsatz des Slave-Bundles, die Fülle im Bass rockt einfach mehr!
Bei einem voll mikrofonierten Schlagzeug zeigt das the box Miniray Slave Bundle mit zwei Subs keine Schwächen. Die Bassdrum liefert einen schönen „Bumms“, die Snare setzt sich sehr gut durch, und die Becken klingen silbrig-durchsichtig. Hier lohnt wiederum das Experimentieren mit der Grenzfrequenz! Wann man die Weiche wie einstellt, ist oft Geschmackssache und kann nur vom Anwender entschieden werden. Gut ist’s, wenn’s gut klingt!
Fette Keyboards mit sehr basslastigen Sounds meistert das Lautsprechersystem ebenfalls mit Bravour. Ein befreundeter Musiker absolvierte mit seinem E-Cello einen kurzen Test und traute aufgrund der Dimensionen der Anlage seinen Ohren nicht. Besonders beeindruckte ihn natürlich die Basswiedergabe.
Im deutschen Handbuch fehlen die Angaben über das Abstrahlverhalten der Satelliten. Bei der Wiedergabe von stereophonen Signalen, die die ganze Panoramabreite nutzen, traten aber keine erwähnenswerten akustischen Besonderheiten auf. Plötzliche „Löcher“ oder ein generell hohler Sound blieben aus.